Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit TUI, United Internet, Gilead Sciences, Cyberark Software, Sony und Weight Watchers

Guten Abend,

oh, die Angst kehrt heute wieder einmal zurück. Es ist die Angst vor einer „zweiten“ Welle, aber wo soll die herkommen? Und wenn ja, was ist mit der dritten, vierten, und…….? Corona wird bleiben (für immer), das wissen wir alle, und es wird wahrscheinlich noch sehr viele „Wellen“ von unterschiedlicher Größe geben, aber deswegen sollten wir uns nicht konsequent in die Steinzeit zurückschicken lassen.

Wie dem auch sei, Angst ist kein guter Ratgeber, vor allem an der Börse nicht. Aus diesem Grund begrüßen wir jeden schwächeren Handelstag in diesen Zeiten, denn es bedeutet, dass der Markt noch sehr weit von der Sorglosigkeit entfernt ist!

Die Lage auf einen Blick:

DAX: Der kurze Aufwärtstrend ist noch immer intakt, nur das allein zählt. Wie schon früher hier geschrieben: drei Schritt vor, zwei zurück! Zu diesem Bild passen auch die unterschiedlichen Schicksale der Unternehmen – des einen Leid ist des anderen Freud. TUI rennt die Zeit davon, während Firmen wie United Internet von der Krise profitieren – die Welt kann schon grausam sein. Grausam ist auch, was im Bundestag dieser Tage zu hören ist, aber das ist eine andere Geschichte.

Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Fed-Chef Powell hat heute auf die Stimmung gedrückt. Auch wenn er grundsätzlich zuversichtlich ist, dass sich die Wirtschaft auf dem Weg aus dem Tal heraus bewegt, könnte es sein, dass weitere fiskalische Maßnahmen erforderlich sind. Zudem sieht er noch immer „signifikante Risiken“ am Horizont. Welche das seien, ließ er offen.

Das Thema der Woche ist aber nicht Powell, nicht Öl, nicht Corona und auch nicht China, sondern – Fleisch. Den Amis geht der Fleischbestand zur Neige und die Sorgen wachsen. Der Grund: Zeitgleich, wo Restaurants schließen mussten, stiegen auch die Corona-Infektionsraten in den Fleischfabriken, die daraufhin abgeschlossen wurden. Ergebnis: Angebot und Nachfrage sackten zeitgleich ernsthaft ab, was nun in Zeiten der Lockerung zu einem Mangel an Steaks & Burgern führt. Unsere Einschätzung: Wenn die Amerikaner sich mehr um ihren Burger sorgen als um Corona, dann muss die Welt ja doch wieder ein gutes Stück in Ordnung sein. Beyond Meat dürfte sich freuen!

Heute im Programm standen:

TUI in Not

Tick-tack, tick-tack bei TUI. Mit 2,1 Mrd. Euro in der Kasse lässt sich zwar noch eine Weile überleben, aber die Situation ist klar: Je länger die Reiseverbote andauern und die Bevölkerung im Unklaren gelassen wird, desto größer der Kollateralschaden. Die Zeit drängt und der Abbau von 8.000 Stellen ist eine Verzweiflungstat. Immerhin: Die Nachfrage nach Urlaub ist wieder sehr hoch, aber viele Kunden zögern wegen der unklaren Linie.

TUI wird nach Corona anders aussehen – schlanker, schneller und weniger kapitalintensiv. Das sind dann gute Voraussetzungen für die folgenden Jahre, aber erst muss das Tal durchschritten werden. Unsere Einschätzung: Es wird verdammt knapp, aber wir denken, dass TUI es schaffen wird. Wir achten daher jetzt auf die Bodenbildung der Aktie um 3 Euro herum und schlagen zu, wenn es heller wird.

United Internet kommt aus Abwärtstrend heraus

United Internet legt heute um 6% zu und liefert damit ein erstes Kaufsignal. Damit konnte sogar der Abwärtstrend seit 2018 gebrochen werden! United Internet wie auch Drillisch bestätigten zudem den Jahresausblick. Demnach wird das Geschäft im laufenden Jahr stagnieren. Entscheidend ist allerdings nicht nur „Corona“, sondern auch die Frage, ob und wie sich strategischen Investitionen in das 5G-Netz bezahlt macht. Da trauen wir den Westerwäldern jede Menge zu und daher lautet unser Urteil heute: Anfangspositionen sind erlaubt, alles Weitere wird sich dann zeigen. Hauptsache den berühmten Fuß in der Tür!

Kurz und aktuell von der Wall Street:

Gilead Sciences schließt Lizenzvereinbarungen mit fünf Generikaherstellern für die Herstellung seines antiviralen Arzneimittels Remdesivir in 127 Ländern außerhalb der USA ab. Mylan – der weltweit größte Hersteller von Generika – gehört dazu. Das Jojo-Spiel geht in eine weitere Runde und ob Gilead tatsächlich jene Firma sein wird, welche das Rennen um eine Corona-Therapie macht, bleibt offen. Wir schauen erst einmal zu, denn allein vom Anblick des Charts wird einem ja schwummrig.

Das Cybersecurity-Unternehmen CyberArk Software meldete einen Quartalsgewinn von 50 Cent pro Aktie und übertraf damit die Konsensschätzung von 36 Cent pro Aktie. Der Umsatz übertraf ebenfalls die Prognosen. Allerdings bestätigt CyberArk auch, dass aufgrund der Pandemie Online-Kunden vorsichtiger bei Kaufentscheidungen geworden sind, und hat die Prognose für das Gesamtjahr daher zurückgezogen. Unabhängig davon gab CyberArk die Übernahme des ID-Sicherheitsunternehmens Idaptive für 70 Millionen Dollar in bar bekannt. Interessant!

Walt Disney plant den Verkauf von Wertpapieren im Wert von 11 Mrd. Dollar zu verschiedenen Konditionen mit Fälligkeitsterminen zwischen 2026 und 2060. Die Maus braucht Geld, so viel ist klar.

Das Researchhaus Jefferies stuft Weight Watchers mit einer Kaufempfehlung ein mit der Begründung, dass die Covid-19-Pandemie einen dauerhaften Trend zur einer gesunden Lebensart ausgelöst habe, bei dem Wellness Priorität hat. Stimmt! Corona macht dünn, daran haben wir gar nicht gedacht! WW gehört auf die Kaufliste!

Das Cloud-Kommunikationsunternehmen Twilio wird einen neuen Telemedizin-Videodienst des medizinischen Online-Such- und Buchungsunternehmens Zocdoc betreiben. Auf diese Rakete springen wir nicht mehr drauf, aber wir bleiben am Ball!

Uber und Grubhub sind sich bei einem möglichen Übernahmevertrag uneins über den Preis. Uber soll Gespräche führen, um Grubhub zu erwerben und den Lieferservice für Lebensmittel mit seinem eigenen Geschäft „Uber Eats“ zu kombinieren.  Nicht uninteressant, aber Uber gehört im Moment noch nicht zu unseren Favoriten.

Sony verzeichnete im vierten Quartal einen Rückgang des Betriebsgewinns um 57% und lag damit unter den Schätzungen der Analysten. Der Gewinnrückgang wurde durch den Rückgang der Nachfrage nach Sony-Produkten wie Smartphone-Bildsensoren ausgelöst. Der Technologieriese lehnte es aufgrund der mit der Pandemie verbundenen Unsicherheit ab, einen Ausblick für das laufende Jahr zu geben. Macht nix, wir bleiben trotzdem drin, denn uns gefällt die Strategie von Sony.

Las Vegas Sands hat Pläne für ein japanisches Casino- und Resortprojekt verworfen, ohne einen Grund dafür anzugeben. Die Konkurrenten Wynn Resorts und Caesars Entertainment hatten sich zuvor aus japanischen Casino-Projekten zurückgezogen. Na wer hat in diesen Zeiten auch schon Lust zu zocken? Wir beobachten den Sektor, aber andere Dinge sind im Moment wichtiger.

Übrigens: Wussten Sie, dass in den ersten drei Monaten des Jahres die Nachfrage nach Corona-Bier um 8% gestiegen war? Es gibt sie also doch noch, Menschen mit Humor. Schade, das die Fabrik trotzdem vorerst geschlossen wurde.

Einen schönen Feierabend

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