Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Zur US-Wahl, mit Covestro, General Motors und Nikola, Walt Disney, Micron Electronics und Shell
Guten Abend,
ich habe seit meinen ersten Schritten an der Börse 1984 schon sehr viele Präsidentschaftsdebatten beobachten dürfen. Keine dürfte die Märkte derart erstaunen wie das, was gestern als Auftakt in die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampf über den Bildschirm sprudelte.
Ich denke jeder, der die Debatte (wenn man es als eine solche überhaupt deklarieren darf) gestern mit verfolgte, wird sich sein eigenes Urteil gemacht haben. In den Medien konnten die Kommentare heute nicht bunter ausfallen und ich denke, ich muss hier an dieser Stelle auch nichts weiter hinzufügen.
Was mich vielmehr interessiert ist, wie die Märkte nicht nur den Wahlkampf einschätzen werden, sondern auch die möglichen Szenarien der künftigen amerikanischen Wirtschaftspolitik. Denn diese blieb gestern Abend völlig unangetastet und nach aktuellem Stand ist es jedem selbst überlassen, daraus eine Deutung oder Prognose abzuleiten. Die Erfahrung zeigt lediglich, dass die Börsen Kontinuität präferieren und einen Wechsel nur dann positiv antizipieren, wenn damit deutliche Wirtschaftsimpulse gegeben bzw. zu erkennen sind. Keiner der beiden Kandidaten gestern konnte zu diesem Komplex etwas wertvolles beitragen und folglich herrscht auf dem Parkett Ratlosigkeit.
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Nach einigen Gesprächen am heutigen Tag habe ich jedenfalls keinen Portfoliomanager, Fondsmanager oder anderwärtig Verantwortlichen für Anlagestrategien im größeren Stil finden können, der zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereit ist, in Vorleistung zu gehen. Zu unklar ist das, was sich hinter den Nebel am Horizont auftut.
Meine Erwartung, dass die Konsolidierung über den gesamten Oktober hinaus andauert, hat gestern abends neue Nahrung erhalten. Setzt sich diese Art von Wahlkampf über die kommenden Wochen fort, ist das Ganze zwar amüsant, lächerlich, frustrierend, erheiternd und ein bizarres Schauspiel, aber mit Sicherheit keine brauchbare Orientierung für eine zielführende Anlagestrategie.
Mein Rat: Jetzt ist nicht die Zeit, um großartige Strategien zu entwerfen, sondern drei Schritte zurückzugehen und sich in Ruhe jene Unternehmen und deren Aktien rauszusuchen, die losgelöst von dem politischen Spektakel ihre eigene Geschichte entwickeln. Über das Timing des richtigen Einstiegszeitpunkts kann dann noch in Ruhe entschieden werden.
Übrigens: Die letzte gehaltvolle und ihres zwecks würdige Debatte zwischen zwei Präsidentschaftskandidaten fand meines Erachtens 1984 zwischen Ronald Reagan und Walter Mondale statt. Ich empfehle sich diesen einmal anzuschauen, hier ist der Link auf YouTube:
Die aktuelle Lage:
DAX: Die Deutsche Börse weiß nicht so richtig, was sie mit diesen verwirrenden Signalen anfangen soll. Das zeigt der heutiger Handelsverlauf recht eindrucksvoll. Mal hoch, mal runter, je nachdem wie die amerikanischen Futures tendieren, aber ohne eigene Impulse. Ich vermute, dass sich der DAX im Schatten des Wahlkampfs eher verhalten zeigen wird und sich die latente Aufwärtsbewegung seit Juni fortsetzen kann. Allerdings ist es recht knapp und mit etwas Fantasie könnte man im DAX auch einen breiten Bogen erkennen, der zumindest ansatzweise eine Umkehrformation vermuten lässt. Wollen wir mal hoffen, dass der Herbst nicht noch ungemütlicher (und peinlicher) wird.
Wall Street: Auch New York wird sich schwertun, mit dem Wahlkampf richtig umzugehen, sollte er sich in dieser Art und Weise fortsetzen, wie er gestern Abend begonnen hat. Die Amerikaner lieben zwar das Schauspiel und eine gute Show, aber unter dem Strich wird insbesondere von einem Anwärter zur Präsidentschaft erwartet, das am Ende des Tages eine gehaltvolle und konkrete Perspektive gezeichnet wird. Hier hat Donald tatsächlich auch einen Vorteil, denn wenn wir einmal seine Person, Charakter, Auftritt und Geschrei ausblenden, müssen wir feststellen, dass er an vielen Punkten tatsächlich die Interessen der Amerikaner geschützt hat. Daher wird die Wall Street eine mögliche zweite Amtszeit der blonden Locke nicht negativ gegenüberstehen. Uns Europäern gefällt das sicherlich nicht, aber es ist ja auch nicht unser Präsident.
Heute auf der Agenda:
Der Kunststoffkonzern Covestro will dem niederländischen Chemiekonzern Royal DSM dessen Sparte für harzbasierte Farben und Anstriche für 1,61 Milliarden Euro abkaufen. Eine entsprechende Vereinbarung ist wohl unterzeichnet. Finanziert werden soll das mit Eigen- und Fremdkapital sowie durch Barmittel. Zu diesem Zweck soll das bereits bestehende genehmigte Kapital für eine Kapitalerhöhung genutzt werden. Damit will Covestro ca. 450 Millionen Euro erlösen.
Bis zum ersten Quartal 2021 soll das alles über die Bühne gehen und das Management erwartet von der Integration dauerhafte Synergieeffekte in der Größenordnung um 120 Millionen Euro. Kapitalerhöhungen und Käufe kommen auf dem Parkett immer erst einmal nicht so gut an und daher rate ich dazu, die Kursschwäche zu nutzen! Die Linie stimmt, und nur weil ein paar Börsianer verschnupft reagieren, tut das der Story keinen Abbruch.
Kurz von der Wall Street:
General Motors wird heute den Vertrag zum Kauf einer Beteiligung am Elektro-Lkw-Hersteller Nikola nicht abschließen! Die Gespräche zwischen beiden Seiten werden jedoch fortgesetzt. Ups! Bekommt GM jetzt etwa kalte Füße? Das wäre ja ein Hammer, denn dann könnte man GM vorwerfen, schon im Vorfeld nicht genau geprüft zu haben, was es mit Nikola auf sich hat (oder nicht). Der Kurs steigt trotzdem, weil das Management angekündigt hat, an den bisherigen Zielen festzuhalten. Eine schöne Ankündigung, aber was heißt das konkret? Nichts. Ich bleibe draußen und warte ab, bis wir die 10 Dollar sehen.
Walt Disney streicht 28.000 Stellen bei seinen Themenparks, da die Pandemie die Parkbesuche beeinflusst und das Flaggschiff des Unternehmens, das Disneyland Resort, auf absehbare Zeit aufgrund der von Kalifornien auferlegten Beschränkungen geschlossen bleibt. Ja, hier ist weiterhin Geduld gefragt, aber in der Zwischenzeit brummt ja das Streaminggeschäft. DIS bleibt ein Kauf!
Micron Technology übertraf die Schätzungen um 9 Cent pro Aktie mit einem Quartalsgewinn von 1,08 Dollar pro Aktie. Die Einnahmen des Chipherstellers übertrafen ebenfalls die Prognosen. Micron gab jedoch eine unter den Erwartungen liegende Umsatzschätzung für das laufende Quartal ab, was teilweise auf das Verbot der US-Regierung zurückzuführen war, an das chinesische Unternehmen Huawei Technologies zu liefern. Chips bleiben für 2021 ein wichtiger Indikator und seit dem Nvidia/Arm-Deal gehören alle unter Beobachtung. Ist kein zwingender Kauf, aber wer sie hat, der hält erst einmal fest mit Stoppkurs bei 42 Dollar.
Royal Dutch Shell plant nach Abschluss einer umfassenden Überprüfung der Kostensenkung den Abbau von bis zu 9.000 Arbeitsplätzen. Diese Kürzungen werden bis Ende 2022 abgeschlossen sein und voraussichtlich jährlich bis zu 2,5 Milliarden Dollar einsparen. Was für ein gruseliger Chart! Zwar wurde jetzt angekündigt, bis 2035 vollständig auf Erneuerbare Energien zu setzen und dem Öl Lebewohl zu sagen, aber ob das allein reicht? Kein Kauf! Wer hat, der betet.
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