Lufthansa: Der Knalleffekt am Abend
Keine Frage: Die internationalen Fluggesellschaften zählen zu den Haupt-Leidtragenden der derzeitigen Corona Virus-Pandemie. Der weltweite Flugverkehr ist quasi fast komplett zum Erliegen gekommen. Das betrifft natürlich auch die Deutsche Lufthansa. Dennoch galt sie bislang als eine der Airlines, die womöglich besser als andere durch die Krise kommen könnten.
Das lag vor allem daran, dass sie (auf Basis der 2019 Zahlen) rund 60 % der Kosten variabel halten kann. Dazu zählen Treibstoffkosten, Gebühren und passagierbezogene Kosten. Nur 30 % gelten als feste Kosten. Insofern hatte man bislang gehofft, dass die Lufthansa hier mit der zur Verfügung stehenden Liquidität von insgesamt rund 5 Milliarden Euro (per Mitte März rund 4,3 Milliarden Euro in der eigenen Kasse und 800 Millionen in ungenutzten Kreditlinien) über die Runden kommen könnte. Dem scheint aber nun nicht so zu sein.
Staatsbeteiligung, Kapitalerhöhung oder was?
Schon in den letzten Tagen und Wochen verstärkten sich die Spekulationen, dass die Lufthansa entweder eine massive Kapitalerhöhung durchführen oder Staatshilfen in Anspruch nehmen muss. Gerade letzteres hatte man Mitte März zwar nicht komplett ausgeschlossen, aber als nicht dringlich angesehen. Nun die absolute Kehrtwende.
Denn heute Abend erklärte die Kranichlinie, dass man es nicht aus eigener Kraft schaffen würde, durch die Krise zu kommen. Aktuell hätte man zwar noch rund 4,4 Milliarden Euro in der Kasse. Doch man rechnet die nächsten Wochen mit einem deutlichen Abschmelzen der Liquidität, da noch nicht absehbar ist, wann es auch nur einer halbwegs vernünftigen Normalisierung des Flugverkehrs geben könnte. Deshalb würde man derzeit mit den Regierungen der Länder verhandeln, in denen man tätig ist (zum Beispiel über die Töchter), um entsprechende Hilfe zu bekommen.
Lufthansa im ersten Quartal tiefrot
Dass die Luft brennt, sieht man auch an den gleichzeitig vorgelegten Quartalszahlen. Zwar ging der Umsatz im gesamten ersten Quartal nur um 18 % auf 6,4 Milliarden Euro zurück. Allerdings büßte man hier allein im März knapp 47 % ein. Beim bereinigten Verlust vor Zinsen und Steuern meldete die Lufthansa dann ein Minus von 1,2 Milliarden Euro nach einem Verlust von 346 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Darüber hinaus fürchtet man, dass man im zweiten Quartal einen noch wesentlich höheren Fehlbetrag ausweisen muss.
Fazit: Schaut man auf die Kursentwicklung nachbörslich, scheinen zumindest einige Anleger geradezu erleichtert, dass sich die Lufthansa jetzt in Richtung Staatshilfen orientiert. Die Frage ist natürlich dann, wie sich die ganze Sache am Ende ausgestalten wird und in welchem Umfang die bisherigen Aktionäre dann abgeben müssen.
Aktie bleibt dennoch aussichtsreich
Was aus unserer Sicht allerdings schon jetzt klar ist: Es wird wohl kein zweiter Fall Commerzbank daraus werden, wo die Staatsbeteiligung nach der Finanzkrise ja inzwischen eine Neverending Story geworden ist. Vielmehr rechnen wir damit, dass der Lufthansa nach einer Normalisierung des Geschäftes relativ schnell auch wieder der Ausstieg (falls es eine Beteiligung gibt) gelingen würde. Für wahrscheinlicher in der jetzigen Situation hatten wir sowieso eher irgendwelche Beihilfen oder ähnliches. Insofern würden wir die Lufthansa-Aktie weiterhin als hoch spekulativ, aber im Rahmen einer Corona-Turnaround-Spekulation als aussichtsreich ansehen.
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