Lufthansa: Neues Szenario erhöht Druck auf die Politik

Der Streit der Lufthansa mit der Bundesregierung, wie eine mögliche Staatshilfe aussehen könnte, geht in eine neue Runde. Kurz vor dem Feiertag erklärte Deutschlands größte Fluggesellschaft, infolge der Corona-Krise rund 100 Maschinen stilllegen zu wollen. Davon betroffen wären dann letztlich wahrscheinlich rund 10.000 Mitarbeiter. Deshalb wolle man auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen.

Die Einschätzungen, welche die Lufthansa zur Branche und zum eigenen Unternehmen derzeit veröffentlicht, sind natürlich düster gezeichnet. So rechnet die Kranichlinie mit einer spürbaren Erholung erst im Herbst dieses Jahres. Darüber hinaus soll der Flugmarkt erst 2023 wieder ein neues Gleichgewicht gefunden haben, allerdings auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als vor der Viruskrise.

Lufthansa lehnt Staats-Aktionär weiter ab

Bis es soweit ist, sieht sich die Lufthansa grundsätzlich auf staatliche Unterstützung angewiesen. Allerdings untermauert das Unternehmen noch einmal, dass man einen zu starken Staatseinfluss ablehnt. So ließ sich Vorstandschef Karsten Spohr damit zitieren, dass man zwar staatliche Unterstützung brauche, „aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung“. Ein kaum zu übersehener Wink mit dem Zaunpfahl Richtung Berlin.

Dass es auch anders geht, haben inzwischen die Schweizer gezeigt. So hat der Schweizer Bundesrat Kreditbürgschaften für die Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss, beide Mitglieder der Lufthansa Group, in Höhe von insgesamt 1,275 Milliarden Franken freigegeben. Das sind 85 % Absicherung für ein Gesamt-Kreditvolumen von 1,5 Milliarden Franken. Besichert sind diese Bürgschaften mit Anteilen der Gesellschaft.

Das könnte natürlich auch ein Modell für Deutschland und die anderen angefragten Regierungen in Wien und Brüssel sein. Gerade Berlin ist allerdings dabei weiterhin eher ein unsicherer Kantonist, weil bekanntlich die mitregierende SPD für ein mögliches Hilfspaket von derzeit kolportierten 9 Milliarden Euro Anteile am Unternehmen und sogar einen Sitz im Aufsichtsrat verlangt. Gerade das lehnt die Lufthansa derzeit ab.

Aktie bleibt wackelig

Fazit: Mit der Ankündigung von betriebsbedingten Kündigungen erhöht die Lufthansa offensichtlich nochmals den Druck, dass Berlin endlich zu einer pragmatischen Lösung kommt. Denn natürlich weiß auch die Lufthansa, dass sie hier exemplarisch für viele Unternehmen steht, die derzeit auf finanzielle Hilfen angewiesen sind durch die letztlich vor allem durch die Politik ausgelöste Geschäftskrise. Da man sich selbst als systemrelevant ansehen dürfte, spekuliert man natürlich darauf, am Ende eine vorteilhaftere Lösung als einen Staatsaktionär zu finden.

Für die Aktie bleibt es entsprechend spannend. Das ganze Hickhack inklusive der Drohung einer Insolvenz haben zuletzt der Aktie wieder zu schaffen gemacht. Damit dürfte der Break des kurzfristigen Abwärtstrends womöglich erst einmal vom Tisch sein. Auch wenn wir die Lufthansa nach wie vor als eine der interessantesten Turnaround-Storys im deutschen Markt ansehen, würden wir aktuell eher an der Seitenlinie warten, bis das ganze Thema Staatshilfe geklärt ist.

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