Morphosys Aktie: Und Tschüss…
Der Pharmakonzern Novartis plant eine Übernahme des Biotech-Unternehmens MorphoSys. Der Hauptgrund für das Interesse der Schweizer liegt in dem vielversprechenden Krebsmedikament Pelabresib, welches von den Bayern entwickelt wurde und ein großer Erfolg werden könnte. Novartis ist bereit, 2,7 Milliarden Euro für die Übernahme zu zahlen und bietet den Aktionären von MorphoSys somit einen beträchtlichen Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs. Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von MorphoSys unterstützen dieses Angebot. Am Dienstag stieg infolgedessen der Kurs der MorphoSys-Aktie deutlich um knapp 13 % an.
Novartis bietet pro Aktie von MorphoSys insgesamt 68 Euro an. Dies entspricht einem Aufschlag von beeindruckenden 94 % gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs des letzten Monats vor dem Stichtag am 25. Januar 2024 – an diesem Tag kamen erstmals Spekulationen über eine mögliche Übernahme auf. Erste Analysehäuser haben ihre Kursziele bereits entsprechend des Angebotspreises angepasst, so auch die Experten von Citigroup, die zudem ihr bisheriges Verkaufsvotum für die Aktie am Dienstag zurücknahmen.
Vor einigen Monaten hatte Novartis seine Generikatochter Sandoz abgespalten und konzentriert sich nun vollständig auf neuartige Arzneimittel. Mit dem Kauf des deutschen Unternehmens möchte Novartis das Krebsmedikament Pelabresib erwerben. Dieses Medikament wird derzeit im Kampf gegen Myelofibrose eingesetzt – einer seltenen Form von Blutkrebs mit Ursprung im Knochenmark, für den es bisher nur wenige Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Morphosys hatte sich selbst teuer die Rechte an Pelabresib gesichert: Im Jahr 2021 kaufte das Unternehmen mithilfe des US-Konzerns Royalty Pharma den Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals für 1,7 Milliarden Dollar. Die kostspielige Forschung zu diesem Mittel führte jedoch dazu, dass MorphoSys rote Zahlen schrieb und das Unternehmen gezwungen war, andere Forschungsprojekte zu beenden sowie Arbeitsplätze in ihrem Hauptsitz in Planegg bei München abzubauen.
MorphoSys-Chef Kress sagte nun, dass Novartis über ausreichende Ressourcen verfüge, um die Entwicklung von Pelabresib zu beschleunigen. Die Schweizer könnten das Vermarktungspotenzial besser ausschöpfen als MorphoSys allein – dies schließe auch weitere Anwendungsbereiche jenseits der derzeit getesteten Indikation mit ein. Pelabresib wird ein Milliardenumsatz zugetraut. Der Zulassungsantrag für den Einsatz bei Myelofibrose soll Mitte des Jahres sowohl bei den Behörden in den USA als auch in Europa eingereicht werden.
Novartis hat den Abschluss des Übernahmeangebots vom üblichen kartellrechtlichen Genehmigungsprozess abhängig gemacht und stellt außerdem eine Mindestannahmequote von 65 % des Aktienkapitals von MorphoSys zur Bedingung. Laut einer Präsentation seitens MorphoSys würde die Überprüfung durch die Finanzaufsichtsbehörde Bafin bis zu acht Wochen dauern, bevor die reguläre Annahmefrist für das Angebot beginnen kann. Darüber hinaus müssen noch weitere Wettbewerbsbehörden ihre Zustimmung geben, wie vom Unternehmen angegeben wurde. MorphoSys erwartet laut eigener Aussage keine wettbewerbsrechtlichen Probleme und geht davon aus, dass die Übernahme in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden kann. Nach Abschluss soll das Unternehmen von der Börse genommen werden.
Damit verschwindet wohl der nächste spannende und aussichtsreiche Turnaround-Wert vom deutschen Kurszettel. Im Chart ist gut zu erkennen, dass die Schweizer hier offenbar die Gunst der Stunde erkannt haben und zugreifen, ehe es richtig teuer werden könnte. Oder ein anderer zupackt.
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