Nach Gerichtsentscheid: Deutsche Telekom oder T-Mobile US kaufen?
In der Bonner Telekom-Zentrale dürften heute die Sektkorken geknallt haben. Denn aus Amerika kam die Nachricht, dass sich bei dem derzeitig anhängigen Verfahren vor einem Bundesgericht zum geplanten Zusammenschluss der Telekom-Tochter T-Mobile US mit dem Wettbewerber Sprint der zuständige Richter für die Genehmigung der Fusion entschieden hat.
Damit könnte der dritte Anlauf für einen Zusammenschluss, der in diesem Fall bereits im April 2018 angekündigt worden war, endlich auf der Zielgeraden sein. Gänzlich sicher ist die Fusion noch nicht. Denn wie auch Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges mitteilte, stehen noch richterliche Entscheidungen und eine behördliche Genehmigung aus. Aber, so Höttges sinngemäß, mit dem aktuellen Urteil hätte man eine ganz große Hürde genommen. Ob das stimmt, bleibt abzuwarten, denn einige der klagenden US-Bundesstaaten haben schon angekündigt, in Berufung gehen zu wollen.
Deutsche Telekom und T-Mobile US im Kursrausch
Dennoch: Am Markt wird die Entscheidung schon kräftig gefeiert. In Deutschland konnte sich die Aktie der Deutschen Telekom heute mit einem Plus von knapp 4% an die DAX-Spitze setzen. In Amerika lag T-Mobile US sogar zweistellig zu und Sprint schoss den Vogel ab mit einem Kursgewinn von über 70%. Allerdings muss man zu letzterem sagen, dass die Aktie der bisherigen Softbank-Tochter seit Sommer letzten Jahres ihren Wert auch faktisch halbiert hatte.
Mit rund 130 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von rund 76 Milliarden Dollar könnten die neue T-Mobile US den beiden Platzhirschen AT&T und Verizon ziemlich nahe kommen. Per drittes Quartal 2019 zeigten sich die Verhältnisse auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt wie folgt: Marktführer AT&T verfügte über einen Marktanteil von 39,9%, während der zweitplatzierte Verizon auf 29,2% kam, T-Mobile und Sprint kamen auf 16,4% bzw. 13,3%. Damit würde das fusionierte Unternehmen bei gleichen Zahlen Verizon als Nummer 2 ablösen. Schon im vergangenen Jahr konnte durchgerechnet werden, dass beispielsweise bei den sogenannten Postpaid Subscriber (also Kunden mit nachträglicher Rechnungslegung, im allgemein als Vertragskunden bezeichnet) T-Mobile US/Sprint mit gut 79 Millionen Kunden (Stand Ende September 2019) AT&T nach Nutzerzahlen überflügeln würde.
T-Mobile US hat hartes Stück Arbeit vor sich
In den vergangenen Quartalen hatte insbesondere T-Mobile US immer wieder unter Beweis stellen können, dass man bei den Kundenzahlen kräftig zulegen konnte. Der Fusionspartner Sprint wies dagegen beispielsweise im dritten Fiskalquartal 2019 einen Verlust von 120 Millionen Dollar aus und enttäuschte mit einem Umsatz von gut 8 Milliarden Dollar ebenfalls die Analysten. Letztlich heißt das nichts anderes, als dass T-Mobile US bei erfolgter Fusion sicherlich ein hartes Stück Arbeit in der Integration von Sprint bevorsteht, auch in punkto Profitabilität. Aber aktuell würden wir hier sicherlich T-Mobile US das entsprechende zutrauen.
Bleibt noch die Frage direkt für Anleger: Sollte man jetzt eher Deutsche Telekom kaufen oder doch lieber T-Mobile US? Die Charttechnik bzw. Performance beider Aktien spricht hier natürlich eine recht eindeutige Sprache.
Performance-Vergleich ist eindeutig
Nimmt man hier beispielsweise als Startpunkt die Bekanntgabe der Fusionspläne im April 2018, konnte in der Zwischenzeit die Telekom-Aktie ein eher mageres Ergebnis von knapp 8% ausweisen, während die amerikanische Tochter es inklusive des heutigen Tages auf 45% brachte. Selbst diesen herausgerechnet, wären es immer noch rund 33% gewesen. Geht man in der Zeitachse noch weiter zurück, würden sich diese Differenzen sogar noch deutlich erhöhen. Dabei:
Bewertung: Leichte Vorteile für Deutsche Telekom
In der reinen Gewinnbewertung nehmen sich beide Titel im Wesentlichen nichts. So wird die Aktie der Deutschen Telekom in diesem Jahr mit einem geschätzten KGV von 15 bezahlt, während es T-Mobile US auf 18,7 bringt. Für 2021 liegt das KGV dabei auch schon im Bereich von 15. Bei der Umsatzbewertung steht es 0,86 (DTE) zu 1,53 (TMUS).
Bei der Dividendenrendite bietet die Telekom mit über 4% natürlich ein wesentlich interessanteres Angebot als die 0,35% der US-Tochter. Und noch kurz fundamental: Bei der operativen Umsatzrendite (EBIT) nehmen sich beide Firmen mit Werten um 14% nichts. Das gilt ebenfalls für die Eigenkapitalrendite.
Fazit
Letztlich gibt es hier zwei wesentliche Entscheidungsansätze. Der eine: Rein von den Kennzahlen her wäre sicherlich die Deutsche Telekom zu bevorzugen, da sie eine deutlich höhere Dividendenrendite bietet und einen leichten Vorteil bei der Umsatz- und Gewinnbewertung. Der andere: T-Mobile US dürfte bei einer erfolgreichen Integration und einer planmäßigen Umsetzung der Synergie-Effekte natürlich eine wesentlich höhere Gewinndynamik entfalten können als die Muttergesellschaft. Und das sollte sich letztlich auch im Aktienkurs widerspiegeln. Deshalb würden wir hier ganz klar sagen:
Aus Sicht eines konservativeren Anlegers wäre die Deutsche Telekom die erste Wahl. Wer allerdings eher spekulativer aufgestellt ist und Wachstumschancen sucht, ist bei T-Mobile US besser aufgehoben.
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