Netflix mit großer Überraschung – und großen Plänen
Kursfeuerwerk bei Netflix. Die Aktie des Streaming-Marktführers konnte gestern nach Börsenschluss um rund 9 % zulegen, nachdem das Unternehmen für das vierte Quartal ein Wachstum von 13,1 Millionen Abonnenten vermeldete. Dieses starke Wachstum überraschte die Wall Street, da der Streamingdienst seinen werbefinanzierten Service erweitert und Maßnahmen gegen Passwort-Sharing ergreift. Mit nunmehr 260,8 Millionen zahlenden Abonnenten hat Netflix einen neuen Rekord aufgestellt. Das Abonnentenwachstum im vierten Quartal übertraf deutlich die 8,76 Millionen neuen Mitglieder aus dem dritten Quartal.
Aber nicht nur bei den Zahlen für das Abonnenten-Wachstum konnte Netflix überzeugen. Auch bei den vorgelegten Quartalszahlen gab es die eine oder andere Überraschung. Zwar blieb der gemeldete Gewinn je Aktie mit 2,11 Dollar hinter den Markterwartungen von 2,22 Dollar je Aktie zurück. Doch dafür übertraf der Umsatz mit 8,83 Milliarden Dollar die Prognose von 8,72 Milliarden Dollar. Insgesamt baute Netflix seine Abonnentenbasis auf 260,8 Millionen Nutzer aus, hier hatte der Marktkonsens nur mit rund 256 Millionen gerechnet.
Da Netflix sich auf die Steigerung der Gewinne konzentrieren will, hat das Unternehmen seine Prognose für die operative Marge 2024 von 22-23% auf 24 % erhöht. Als Gründe hierfür nennt Netflix eine Abschwächung des US-Dollars und die bessere Performance als erwartet im vierten Quartal. Für das erste Quartal 2024 erwartet das Unternehmen einen Gewinn pro Aktie von 4,49 Dollar – höher als die prognostizierten 4,10 Dollar seitens der Wall Street.
Während andere Streaming-Konkurrenten mit Rentabilitätsproblemen kämpfen und ihre Ausgaben für Inhalte kürzen, plant Netflix weiterhin in ein größeres Programm zu investieren. Allerdings beabsichtigt das Unternehmen keine Übernahmen traditioneller Entertainmentunternehmen oder linearen Content durchzuführen – dies betonte das Management in einem Schreiben an die Aktionäre:
„Während unsere Konkurrenten sich diesen Veränderungen anpassen, ist es logisch anzunehmen, dass weitere Konsolidierungen bevorstehen werden – insbesondere bei Firmen mit großen rückläufigen TV-Netzwerken“, so Netflix. „Wir sind nicht daran interessiert, solche Assets zu übernehmen. Wir glauben auch nicht daran, dass Fusionierungen oder Übernahmen unter den traditionellen Unterhaltungsunternehmen signifikante Änderungen des Wettbewerbsumfelds bewirken werden.“
Dies hindert jedoch Netflix nicht daran, Partnerschaften mit Anbietern linearer Inhalte einzugehen. Als weiteren Schritt zur Gewinnung neuer Abonnenten kündigte Netflix am Dienstag an, ab dem nächsten Jahr die beliebte Wrestling-Sendung WWE Raw zu übertragen. Diese Vereinbarung stellt den bisher größten Schritt der Streaming-Plattform in Richtung Live-Unterhaltung dar.
Investoren bekamen Anfang des Monats bereits Einblicke in das Wachstum des werbebasierten Plans von Netflix: Auf dem CES Variety Entertainment Summit teilte Amy Reinhard, Präsidentin der Werbeabteilung des Unternehmens mit, dass weltweit nun mehr als 23 Millionen monatlich aktive Nutzer dieses Service nutzen – eine Steigerung gegenüber den 15 Millionen im November gemeldeten Zahlen.
Obwohl Netflix ab 2024 nicht länger auf Werbung als Haupteinnahmequelle setzen will, plant das Unternehmen trotzdem sein Engagement in diesem Bereich auszubauen. Netflix ist will sein Werbeangebot für Werbetreibende attraktiver machen – unter anderem durch eine Stärkung der Vertriebsteams und verstärkte Marketingaktivitäten, um „Marken dort abzuholen, wo sie uns brauchen und wie sie uns brauchen“. „Wir konzentrieren uns hier auf das langfristige Umsatzpotenzial“, so Co-CEO Greg Peters. „Wir sind sehr optimistisch diesbezüglich – es handelt sich um eine große Chance.“
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