Aktien DeutschlandNewsSlider

ProSiebenSat.1: Was wird hier geschmiedet?

Die Übernahme-Spekulation rund um den TV-Konzern ProSiebenSat.1 hat in den vergangenen Tagen neue Nahrung bekommen. Denn der amerikanische Private-Equity-Investor KKR hat über einen Direkteinstieg bzw. Finanzinstrumente zusammen 5,41 % der Stimmrechte erworben. Was durchaus zu einem Déjà-vu führt. Denn:

KKR ist für ProSiebenSat.1 kein Unbekannter. 2007 hatte der US-Investor zusammen mit Permira die Mediengesellschaft für damals 5,6 Milliarden Euro übernommen. Ein Investment, das lange Zeit nicht unumstritten war. Denn einerseits hatten die US-Eigentümer ProSiebenSat.1 über massive Schuldenaufnahme quasi den eigenen Kaufpreis finanzieren lassen. Andererseits hatte KKR natürlich auch seinen Anteil daran, dass die Aktie letztlich bis in den DAX aufstieg.

An Mediaset kommt keiner vorbei

Mit dem neuerlichen Engagement heizt KKR natürlich nun die Gerüchteküche an. Hier waren schon in den vergangenen Wochen bzw. Monaten Spekulationen im Umlauf, dass der italienische Medienkonzern Mediaset der Familie Berlusconi ein Kaufinteresse haben könnte. Aktuell hat Mediaset seine Stimmrechte bis auf 24,9 % aufgestockt. Mit im Boot ist außerdem die Investment-Holding CMI (Czech Media Invest) des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky. Diese hält derzeit 10 % an ProSiebenSat.1. CMI ist bereits in Medien-Bereich dadurch bekannt, dass man unter anderem Anteile an den französischen Vorzeige-Zeitungen bzw. Magazinen wie Le Monde und Elle hält. Kretinsky selbst ist bekanntlich auch bei Metro engagiert.

Nun also der US-Investor KKR. Dessen Rolle ist dadurch besonders brisant, da KKR mit 48 % größter Aktionär bei Axel Springer ist. Entsprechend laufen hier die Überlegungen heiß, ob KKR hier möglicherweise eine Kooperation, Fusion oder anderweitige Konsolidierung anstoßen will. Allerdings verweisen Analysten auch darauf, dass KKR hier im Zweifel erst ganz am Anfang stünde und ohne Mediaset wahrscheinlich sowieso nichts beginnen könnte.

Verkauft ProSiebenSat.1 seine Töchter?

Allerdings: Es muss ja nicht immer gleich eine Fusion sein. Denn bekanntlich wollte sich ja ProSiebenSat.1 ursprünglich von seiner internationalen Produktionssparte trennen. Das liegt wegen der Corona-Krise derzeit auf Eis. Außerdem im Topf ein möglicher Börsengang der Dating-Sparte. Und zu guter Letzt wird zumindest darüber nachgedacht, was mit der Tochter NuCom passieren könnte, die an verschiedenen Onlineaktivitäten beteiligt ist (unter anderem auch Verivox, Jochen Schweizer, Aroundhome und Flaconi).

Hier bleiben die nächsten Monate also spannend. Dass schnell etwas passiert, erwarten wir nicht. Denn der neue ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean dürfte hier erst mal die verschiedenen Optionen sich genauer anschauen. Für die Aktie sollte das allerdings immer wieder Gesprächsstoff liefern.

Aktie vor großer Herausforderung

Apropos Aktie: Diese hat von dem geschilderten Hintergrund in den letzten Wochen kräftig zulegen können. Mittlerweile ist man allerdings im Bereich von knapp 11 Euro an die wohl wichtigste Widerstandszone der letzten beiden Jahre angestoßen. In einem positiven Börsenumfeld ist hier wohl der Sprung darüber durchaus schnell umsetzbar. Allerdings wartet auch schon bei derzeit rund 11,63 Euro die 200-Tage-Linie. Im Zusammenhang mit dem Widerstand ergibt das eine recht robuste Herausforderung. Wer investiert ist, sollte es entsprechend bleiben. Neue Käufe würden wir erst oberhalb dieser Zone für sinnvoll erachten.