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Qiagen: Spekulation auf tönernen Füßen?

Die Übernahme des deutschen Biotech-Spezialisten Qiagen ist geplatzt. Wie bereits letzte Woche mitgeteilt wurde, haben nicht einmal die Hälfte der Qiagen-Aktionäre das Übernahmeangebot des amerikanischen Labortechnik-Ausrüsters Thermo Fischer angenommen, das Unternehmen für insgesamt 11,3 Milliarden Euro zu übernehmen.

Der Knackpunkt war dabei in der aktuellen Sonder-Konjunktur bei Qiagen durch die Corona-Krise zu finden. Denn das Unternehmen liefert unter anderem Corona-Testsets und hatte deshalb im zweiten Quartal ein kräftiges Umsatz-und Gewinnwachstum melden können. Natürlich auch mit einem entsprechend verbesserten Ausblick auf das Gesamtjahr, weshalb es insbesondere von einigen Hedgefonds erheblichen Druck auf Thermo Fischer gab, das Angebot nachzubessern.

Trotz Nachbesserung kein Erfolg

Das tat der US-Konzern dann auch und erhöhte seine Offerte von zuvor 39 Euro je Aktie auf 43 Euro je Aktie. Doch selbst das reichte nicht aus, obwohl Thermo Fischer seine Annahmeschwelle zuvor ebenfalls von 75 % auf 66,67 % gesenkt hatte. Am Ende nahmen nur gut 47 % der Aktionäre das Angebot an.

Nun wird natürlich heftig darüber spekuliert, welche Perspektiven Qiagen als selbstständiges Unternehmen in Zukunft haben wird. Dabei setzen viele Kommentatoren darauf, dass Qiagen natürlich durch die Corona-Tests über sehr spannende Wachstumschancen verfügt. Indes:

Was hat Qiagen ohne Corona zu bieten?

Das könnte trügerisch sein. Denn wenn Corona nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch in der Nachfrage an Gewicht verliert, könnte Qiagen vor den alten Fragestellungen stehen, die ja damals schon zu den Übernahmeüberlegungen geführt hatten. Dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob die derzeitige Bewertung mit rund 9,5 Milliarden Euro nicht schon überzogen wäre.

Fazit: Der derzeitige Aufschwung der Aktie von Qiagen ist sicherlich der Corona-Fantasie geschuldet. Es ist allerdings zu befürchten, dass hier demnächst größere Gewinnmitnahmen einsetzen, wobei wir hier als erstes den Bereich von 39/40 Euro anpeilen, wahrscheinlicher könnten aber auch 36/37 Euro sein. Unter diesen Prämissen jedenfalls sehen wir derzeit Qiagen nicht mehr als Kauf an.