RTL Group: Hält jetzt der Boden?

Es war eine Erschütterung, die durch die Medien- und Sportwelt ging: Nach 30 Jahren steigt der Medienkonzern RTL Group aus der Berichterstattung zur Formel 1 aus. Vor gut anderthalb Wochen kündigte RTL an, sich aus finanziellen Gründen aus dem Rennen um die TV-Rechte ab der nächsten Saison zurückzuziehen. Denn man sehe hier eine deutliche Überhitzung der Preisvorstellungen und auch Preisangebote, die sich von dem wirtschaftlich Vernünftigen entfernt hätten.

Damit verliert RTL in erster Linie natürlich einen Zuschauermagneten. Denn auch, wenn nach den Schumacher-Jahren das Interesse an der Formel 1 wieder etwas zurückgegangen war, konnte der Fernsehsender dennoch im Schnitt mehr als 4 Millionen Zuschauer an die Bildschirme locken und damit Marktanteile von durchschnittlich 23,2 % erreichen. Was ja bekanntlich besonders wichtig für die Werbeeinnahmen war.

Wie kompensiert RTL die Formel 1?

Dürfte spannend werden, wie RTL in Zukunft diese Lücke füllen will. Da man die am kommenden Wochenende startende neue Saison noch begleiten wird, hat man noch quasi eine kleine Gnadenfrist für neue Konzepte. Allerdings dürfte es deutlich schwierig werden.

Unter diesen Voraussetzungen war es auch mehr als vernünftig, die ursprünglich geplante Dividende von 4,00 Euro je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr einzukassieren. Wie die gestern stattgefundene Hauptversammlung beschloss, gehen die Aktionäre diesmal komplett leer aus. Was natürlich für die Aktie derzeit durchaus eine schwere Hypothek ist. Denn in früheren Jahren war RTL am Aktienmarkt vor allem auch deshalb immer gut besucht, weil man eine hohe Dividendenrendite anbot. Indes:

Und die Dividende?

Es sollte nicht ausgeschlossen werden, dass RTL in den nächsten Jahren zu der alten Dividendenpolitik wieder zurückkehrt, wenngleich vielleicht mit einigen Abstrichen. Doch zuvor hat der Wert an der Börse eine weitaus schwierigere Aufgabe zu meistern. Denn charttechnisch ist man sprichwörtlich am Boden. Bereits dreimal wurde das Corona-Tief bei 27,58 Euro getestet. Der jüngste Aufwärtshaken ist dabei sicherlich positiv zu quittieren, aber noch kein echtes Signal einer erneuten Trendumkehr.

Fazit: Neben dem zweiten großen deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 macht die RTL-Aktie derzeit eine deutlich schlechtere Figur. Was sicher auch damit zu tun hat, dass rund um ProSieben hier erhebliche Übernahmegerüchte laufen. Letztlich muss RTL den Markt nach dem Verlust der Formel 1 aber eine neue Wachstumsstory erklären können. Erst dann dürfte auch die Aktie wieder deutlich an Dynamik gewinnen, auch unter dem Aspekt zukünftig ansprechender Dividendenrenditen. Vorerst gilt es, die Aktie nur weiter zu beobachten.

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