SAP: Kaufen, wenn es donnert?

Der Softwarehersteller SAP hat wegen der gestiegenen Kosten infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine seinen Ergebnisausblick gekappt. Wegen der Abschreibungen für den Rückzug aus Russland und Belarus senkte der Softwarekonzern seine Gewinnziele für 2022. Im besonders zukunftsträchtige Cloud-Geschäft läuft es dagegen weiterhin sehr stark.

Operativ verdiente SAP im zweiten Quartal währungsbereinigt 1,68 Mrd. Euro, ein Plus von 16% zum Vorjahreszeitraum. Damit blieb man allerdings auch hinter den eigenen Erwartungen zurück und rechnet nun für das Gesamtjahr nur noch mit einem Ergebnis von 7,6 bis 7,9 Mrd. Euro statt wie bisher mit 7,8 bis 8,25 Mrd. Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn verbuchte gleichzeitig einen Rückgang um rund 13%.

Rendite unter Druck

Deutlicher als beim Betriebsergebnis fiel der Rückgang des Reingewinns aus. Er brach um 51% auf 1,09 Mrd. Euro ein. Pro Aktie verdiente SAP 0,28 Euro statt erwarteter 0,44 Euro. Das lag vor allem auch an der konzerneigenen Risikokapitalgesellschaft Sapphire Ventures (ehem. SAP Ventures) lag, die im Vorjahr noch ca. 1 Mrd. Euro beisteuerte, nun aber weitaus weniger mitbrachte. Der Rückzug aus Russland und Belarus fiel mit 160 Mio. Euro ins Gewicht. Aufs Jahr gesehen dürften wegen des Ukraine-Krieges rund 350 Mio. Euro an zusätzlichen Kosten anfallen und damit im zweiten Halbjahr noch einmal weitere 120 Mio. Euro. Laut SAP werde bis zum Jahresende der Rückzug aus Russland und Belarus voraussichtlich abgeschlossen sein.

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Nun aber zum Positiven: Denn laut Management läuft es im Tagesgeschäft rund, insbesondere im Cloud-Bereich, der weiter starke Zuwächse verbuchte. Der Umsatz insgesamt wuchs vor allem dank der Euroschwäche um 13%, Software zur Nutzung über das Netz legte dabei um ein gutes Drittel zu. Hier stiegen die Erlöse währungsbereinigt um etwa ein Viertel auf 3,06 Mrd. Euro. Ähnlich stark schwoll der Auftragsbestand in diesem Bereich an, der ein Volumen von 10,4 Mrd. Euro erreichte. Hiervon entfielen 2,26 Mrd. Euro auf das Kernprodukt S/4HANA, dessen Ordervolumen um 87% zulegte.

SAP setzt weiterhin auf starkes Cloud-Wachstum

SAP hatte im Herbst 2020 angekündigt, den Wechsel vom klassischen Lizenzgeschäft hin zum abonnementbasierten Cloudgeschäft deutlich zu forcieren. Das war bekanntlich nicht auf Gegenliebe gestoßen und die Aktie war erst einmal kräftig gefallen. Zumal SAP auch klar machte, dass man einem schnellen Wachstum im Cloudbereich auch Rendite opfern würde.

Da SAP in den Folgequartalen nachweisen konnte, dass man entsprechende Erfolge im Cloudgeschäft verbucht, zog die Aktie auch wieder um rund 40% an. Allerdings hat die Aktie seit Jahresbeginn wieder knapp ein Drittel verloren, der Kurs tendierte bereits seit Ende November nur noch nach unten. Inzwischen liegt man wieder auf dem Niveau des Corona-Tiefs aus dem März 2020.

Aktie ausreichend korrigiert?

Dabei ist die Aktie derzeit mit einem KGV von knapp 19 für dieses Jahr bewertet. Das ist angesichts der Gewinnausweise immer noch nicht billig, aber Anleger sollten hier doch perspektivischer denken. Denn auch SAP selbst geht davon aus, dass man im Cloudbereich weiterhin hohe Zuwachsraten erreichen kann. Deshalb wird auch signalisiert, dass für den Fall einer Verstetigung dieser Ergebnisse im dritten Quartal womöglich im vierten Quartal oder ersten Quartal 2023 eine (Aufwärts?)Korrektur der bisherigen mittelfirstziele kommen könnte.

Fazit: Grundsätzlich halten wir die Strategie von SAP weiterhin für vielversprechend und die Aktie für ausriechend korrigiert. Natürlich ist dies aktuell eine größere Spekulation, aber SAP eignet sich aus unserer Sicht auch durchaus für langfristig orientierte Value-Investoren.

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