SAP: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Aktie mit Kaufgelegenheit?
Die jüngsten Quartalszahlen sorgten beim Software-Spezialisten SAP für erhebliche Turbulenzen. Die Aktie sackte um bis zu 7% ab, konnte sich allerdings jetzt im Bereich von 120 Euro wieder stabilisieren. Eine gute Gelegenheit, hier noch mal im Nachgang nachzuschauen, wie denn der Status Quo aussieht und was hier zukünftig zu erwarten sein könnte.
Cloud-Geschäft im Fokus
Beim operativen Gewinn übertraf SAP überraschenderweise die Analysten. Indes wurden die Jahresziele nachjustiert, weil die jeweiligen Cloud-Erlöse schwächer ausfielen als erwartet. Die Kunden aus dem öffentlichen Sektor hatten sich wegen der unsicheren ökonomischen Lage für eine Lizenz entschieden statt einer Cloudlösung, so der Konzernchef Christian Klein.
Die Cloud ist das zukunftsträchtigste Geschäft des Unternehmens. Kunden, die ihre SAP-Software via Cloud benutzen, zahlen automatisch geringere Beträge über eine Laufzeit von insgesamt drei Jahren. Oft bleiben diese Kunden länger beim Unternehmen, weil sie ohne Vertrag auf die Software nicht mehr zugreifen können. Im kommenden Jahr soll eine währungsbereinigte Steigung des Cloud-Umsatzes von 23% bis 24% erreicht werden. Zuvor peilte der Konzern ein Wachstum von 23% bis 26% an. Die Angaben beziehen sich auf das fortgeführte konzerneigene Geschäft.
Regionale Unterschiede
Im zweiten Quartal zeigt das Cloud-Geschäft regionale Unterschiede. In den Regionen Europas, dem Nahen Osten und Afrika sowie Asien-Pazifik Japan gab es überdurchschnittliche Zuwächse von 26 bzw. 25%, während die Region Amerika mit 17% zurückblieb. Ein Grund hierfür war das transaktionale Geschäft, zum Beispiel bei Fieldglass, einer Plattform für Zeitarbeit. Es war weniger vorhersehbar, und in den USA gab es konjunkturell bedingte Nachfragerückgänge.
Insgesamt fielen die Cloud-Erlöse schwächer aus als erwartet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zog das Geschäft aber um 19% auf 3,3 Milliarden Euro an. Aber einige Analysten hatten mit mehr gerechnet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 2,06 Milliarden Euro und erreichte somit 23% mehr als ein Jahr zuvor. In dieser Hinsicht übertraf der Konzern die Erwartungen der Analysten, weil das Lizenzgeschäft besser abschnitt als befürchtet.
Der Vorstand machte vor allem die schwache Konjunktur für die Delle im Cloud-Geschäft verantwortlich. Das Geschäft litt vorübergehen darunter, dass Kunden auf dem öffentlichen Sektor schlichtweg zögerten, sich für die Cloud-Lösung zu entscheiden, die eine längerer. Verpflichtung mit sich brachte, so Christian Klein. Es erscheint aber immer noch von höchster Relevanz, dass sie nicht gegen die Idee der Cloud an sich sin, sondern nur den weiteren Einstieg verschieben wollen. Für das zweite Halbjahr soll sie Auftragslage weiterhin vielversprechend sein.
Dies wird auf durch den Current Cloud Backlog verdeutlicht, der die vertraglich gesicherten Cloud-Erlöse für die nächsten 12 Monate angibt. Wie bereits im Vorquartal stieg dieser um ein Viertel auf 11,5 Milliarden Euro an, bereinigt um Währungseinflüsse. Besonders erfreulich war die Entwicklung des CCB für SAPs Kernsoftware S/4 Hana, 70% auf 3,7 Milliarden Euro zulegte, ebenfalls bereinigt um Währungseinflüsse.
SAP erhöht leicht die Prognose
Im Hinblick auf das operative Ergebnis blickt SAP jedoch zuversichtlicher in die Zukunft. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern soll währungsbedingt um 8% bis 12% zulegen. Der Vorstand peilte zuvor 8% bis 11% an.
KI als Umsatzpotenzial
Konzernchef Klein betont bei der Präsentation der Zahlen auch die Wachstumschancen für die künstliche Intelligenz. Dank ihrer umfangreichen Daten aus der Geschäftswelt ist SAP gut positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. Produkte mit integrierten KI-Lösungen könnten rund 30% teurer sein als herkömmliche Lösungen und somit den Umsatz steigern. Der potenzielle Gesamtmarkt für SAP-Produkte dürfte sich bis 2028 auf eine Billion US-Dollar verdoppeln.
Der Trend zur KI kommt SAP aus einem weiteren Grund zugute, wie Berenberg-Analyst Nay Soe Naing betont. SAP plant, seine KI-Anwendungen auszuweiten, jedoch ausschließlich für Cloud-basierte Produkte. Dadurch wird es für die Kunden attraktiver, auf die Cloud umzusteigen. SAP plant auch, Künstliche Intelligenz vermehrt in seine Applikationen zu integrieren. Es werden derzeit Pakete mit KI-Funktionen geschnürt, die sukzessive in den Vertrieb kommen. Ab dem kommenden Jahr werden erste Umsätze aus diesem KI-Angeboten erwartet. Kunden sehen das „Rise-Programm“ von SAP als Einstieg in die Zukunft und werden die Möglichkeit haben, in eine Premium-Version mit KI zu wechseln. Durch den frühzeitigen Umstieg in die Cloud können Unternehmen schneller auf KI-Elemente zugreifen.
Was macht die Charttechnik?
Zur Aktie: Wie schon eingangs gesagt, reagierte der Titel auf die Vorlage der Zahlen trotz der leichten Prognoseanhebung negativ. Ein gutes Zeichen ist hier sicherlich, dass auf dem aktuellen Niveau es zu einer Bodenbildung kommen könnte. Hinzu kommt auch, dass die durchschnittlichen Ziele bei den Analysten trotz Anpassungen aufgrund der neuen Zahlen immer noch ein Upside-Potenzial aufweisen. Das durchschnittliche Kursziel der aktiven Analysten liegt derzeit bei 134 Euro, ein möglicher Aufschlag von aktuell knapp 12%.
Investierte Anleger sollten entsprechend auf dem jetzigen Niveau die Aktie noch halten. Für einen Neueinstieg ist es allerdings wohl noch etwas zu früh
Anzeige
Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 23. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 23. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...