Last Call! – Der Marktbericht am Abend: Mit Infineon, Vonovia, HelloFresh, Biontech, Fiat Chrysler, Starbucks und den dt. Autobauern
Guten Abend,
das Thema des Tages dürfte das etwas überraschende Urteil aus Karlsruhe zum Thema Staatsanleihekäufe gewesen sein. Der Aufkauf von Staatsanleihen durch die EZB verstößt laut der Verfassungsrichter teilweise gegen das Grundgesetz, weil weder die Bundesregierung noch der Bundestag die EZB-Beschlüsse geprüft hatten. Heißes Thema ja, aber für die aktuelle Börsentendenz nur von untergeordneter Bedeutung. Aber mal sehen, was die Politik daraus strickt.
Auf dem Parkett gilt nur der Blick darüber hinaus bzw. jenseits der Lockerung aus den Corona-Sperren. Die unterschiedlichen Fahrpläne, sei es auf der föderalen oder auf der staatlichen Ebene, werden dabei relativ gelassen gesehen – Hauptsache, es geht in die korrekte Richtung.
Die Lage auf einen Blick
DAX: Der Schreck vom Freitag und Montag ist bereits wieder verflogen, was ein schönes Anzeichen für relative Stärke in diesen Zeiten ist. Das Wichtigste: Der flache Aufwärtstrend ist unverändert intakt und die Art und Weise, wie es vorangeht – drei Schritte vor, zwei zurück – gefällt uns bestens!
Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq: Fast deckungsgleiches Bild wie im DAX. Der Fokus liegt immer mehr auf den Exit aus Corona, aber ohne Euphorie – gut so. Die Ergebnisse aus der Berichtssaison liefern ausreichend Material, um mit einiger Zuversicht in den Jahresverlauf zu blicken. Bislang gab es nur Überraschungen der positiven Art, will heißen, die Zahlen für Q1 waren weniger grausam als gedacht.
Heute standen Infineon und Vonovia auf der Agenda
Und siehe da, der Chipproduzent schlägt sich ganz wacker durch die Krise! Im abgeschlossenen Geschäftsquartal konnte Infineon ungefähr dort landen, wo die Schätzungen auch von ausgegangen waren: Der Umsatz stieg leicht von 1,916 Mrd. Euro im Vorquartal auf 1,986 Mrd. Euro und das Segmentergebnis sank leicht von 297 auf 274 Mio. Euro. Viel wichtiger ist der Ausblick: Für 2020 dürften die Erlöse mit 7,6 Mrd. Euro um 5 % unter dem Vorjahreswert liegen bei einem Umsatz von 8,4 Mrd. Euro inklusive des übernommenen US-Konzerns Cypress.
Fazit: In Anbetracht des Ausmaßes der Coronakrise sind das Zahlen, mit denen wir gut leben können. Das scheint auch an der Börse so gesehen zu werden. Der kurze Aufwärtstrend wurde durch den Bericht nicht in Frage gestellt. Solange das der Fall ist, bleibt Infineon daher auch ein Kauf!
Auch Vonovia legt einen guten Start ins neue Geschäftsjahr hin!
Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern profitierte einmal mehr von seinem soliden Bestand an Wohnungen, Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen. Die Gewinnzuwächse i.H.v. 335 Mio. Euro (+10%) wurden allerdings auch durch die milliardenschweren Zukäufe im Ausland und den höheren Mieteinnahmen (die Mieterhöhungen lagen im Schnitt um 5,8% auf 6,94 Euro pro Quadratmeter höher als 2019) getragen.
Folglich bestätige Vonovia denn auch den Ausblick für das laufende Jahr und plant unverändert 452,7 Mio. Euro in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung zu investieren. Krise liest sich anders. Folge: Deutlicher Kurssprung und nun anstehender Angriff auf das alte Rekordhoch bei 55 Euro. Wer hat, der hält fest, wer keine hat, darf draufspringen und mitfahren!
Und noch ein Krisengewinner: HelloFresh
Kochboxen sind im Lockdown weiter der Renner. Aber bleiben sie es auch? Das Geschäft beim Kochboxenlieferant boomt in der Corona-Krise weiter. So erhöht der Konzern seine Erwartungen für Erlöse und Ergebnisse deutlich. Jetzt stellt sich die Frage: Bleibt es beim Verbraucherverhalten, auch wenn die Menschen wieder Essen gehen und ohne Maske einkaufen dürfen? Mit einem KGV von 23 kann zumindest von einer Überbewertung keine Rede sein und das stützt den Kurs – heute sogar zwischenzeitlich mit neuem Höchstkurs. Unser Rat: Den Zug fahren, solange er rollt, aber mit Vorsicht. Bei den ersten Anzeichen eines Endes des Wachstums aussteigen.
Und was ist mit den armen Autoherstellern?
Die „Autoländer“ Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg wollen den Einbruch der Nachfrage mit Kaufprämien für Autos wieder ankurbeln und auch die Hersteller hoffen auf Hilfe vom Staat. Was halten wir davon? Nichts! Zielführend und sinnvoll erscheint uns das nämlich nicht. Eine Kaufprämie auf Autos ergibt weder ökonomisch Sinn, noch werden damit die richtigen Anreize geschaffen, den schwindenden Wettbewerbsvorteil zu halten. Sinnvoller wären eine großzügige Förderung der Forschung und Entwicklung, wie es in China der Fall ist. Zudem: Die Bürger dieses Landes haben derzeit sicher andere Sorgen als die Anschaffung eines Neuwagens! Die drei Autotitel werden es so sicher nicht schaffen, aus dem Tal herauszufinden, aber immerhin weht in Wolfsburg schon seit langem ein anderer Wind. Der einzige Kandidat, bei dem wir zum Kauf raten.
Kurz & aktuell von der Wall Street
Der Arzneimittelhersteller Pfizer und BioNTech haben die erste US-Studie mit ihrem experimentellen Coronavirus-Impfstoff begonnen. Bei Erfolg könnte der Impfstoff möglicherweise bis Ende des Jahres für den Vertrieb in den USA bereit sein. Aufpassen!
Der Hersteller von Industriematerialien DuPont verdiente im ersten Quartal 84 Cent pro Aktie, was über dem geschätzten Konsens von 75 Cent pro Aktie und am oberen Ende der Prognose des Unternehmens von 82 bis 84 Cent pro Aktie lag, die am 20. April gegeben wurde. Die Investitionspläne wurden um 500 Mio. Dollar gekürzt und das Kosteneinsparungsziel für dieses Jahr auf 180 Mio. Dollar angehoben. Aus unserer Sicht ein Kauf.
Fiat Chrysler meldete für das erste Quartal einen über den Erwartungen liegenden Verlust und verfehlte ebenfalls die Umsatzschätzungen. Der Autohersteller sagte auch, dass er aufgrund von Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Coronavirus keinen Ausblick liefern könne und dass er sich weiterhin für die geplante Fusion mit der Peugeot-Muttergesellschaft PSA Groupe einsetzt. Fazit: Tesla ist besser!
Starbucks plant, bis Ende der Woche mehr als 85% seiner US-Geschäfte wieder zu eröffnen, obwohl der Service auf Abholung, Lieferung und Durchfahrt beschränkt sein wird. Gehört wie McDonalds und Coca Cola auf die Beobachtungsliste.
Einen schönen Feierabend!
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