Tesla geht in die nächste Phase – und keiner versteht es

Tesla ist und bleibt ein Reizthema, sowohl für die Branche, den Verbraucher als auch für die Börse. Das liegt in der Natur der Sache, denn Tesla bricht mit allem, was wir bislang mit dem Thema „Auto“ verbunden haben. Das weckt Emotionen jeder Art, doch der kluge Investor distanziert sich davon so weit es geht und sieht die Sache nüchtern:

An der Börse notiert Tesla nun bei 950 Dollar, Börsenwert mithin 174 Mrd. Dollar und ist damit mehr als doppelt so viel Wert wie Volkswagen (74 Mrd. Euro). Spielt die Börse wieder einmal „verrückt“ und bewegt sich außerhalb jedweder Vernunft?

Tesla ist mehr als „nur“ Auto

Nein. Denn Tesla ist nicht nur Autohersteller, sondern auch Chiphersteller, Softwareunternehmen, Energie-Versorger, Batteriehersteller und Teil der Wende hin zu erneuerbaren Energien. Wer das nicht begreift, wird auch nie verstehen, wie die Bewertung zustande kommt. Aus diesem Grund steht Tesla auch nach 12 Jahren noch immer am Anfang einer sehr langen Geschichte, an deren Ende das Auto, wie wir es kennen und schätzen, ein ganz anderes Produkt sein wird.

Aber der Reihe nach, bleiben wir zunächst beim aktuellen Thema „Auto“ und der Frage: Kann Tesla an die Erfolge der jüngsten Vergangenheit anknüpfen und was bedeutet das für den Kurs der Aktie?

Warum sich Tesla Preissenkungen leisten kann

Vor kurzen kündigte Tesla Preissenkungen für seine Autos an. In der Fahrzeugindustrie bedeuten Preissenkungen normalerweise, dass die Nachfrage gesunken ist und die Hersteller versuchen, den Umsatz zu steigern, indem sie die Preise senken, unter anderem auch, um anderen Automobilunternehmen Marktanteile zu stehlen. Klare Sache: Durch Preissenkungen erschwert Tesla jedem „alten“ Autounternehmen den Einstieg in den Markt für Elektrofahrzeuge. Das spüren insbesondere die deutschen Hersteller schmerzhaft.

In der Technologiebranche bedeuten Preissenkungen allerdings, dass der Hersteller einen Weg gefunden hat, die Herstellungskosten zu senken und senkt seine Preise nur, um andere Unternehmen daran zu hindern, ihre Marktposition auszubauen. Tech-Unternehmen haben tendenziell höhere Margen und können die Preise immer wieder senken, um Wettbewerber zu schwächen. Da derzeit keine klassische Autofirma ein überzeugendes E-Modell im Angebot und im Markt hat, werden Teslas Preissenkungen also dazu beitragen, dass dies auch so bleibt. Denn anders als alle anderen kann Tesla es sich leisten, dies zu tun, da die Gewinnentwicklungen in den letzten vier Quartalen stetig gestiegen sind. Während Hersteller wie Volkswagen noch 40 Mrd. Euro oder mehr in die E-Mobilität investieren müssen, erntet Tesla bereits die Früchte.

Durch Preissenkungen bei den Modellen S, X und 3 reduzierte Tesla damit zwar den Bruttogewinn dieser Modelle, dies aber in weiser Voraussicht der Markteinführung des neuen Modell Y, welches keine Preissenkung erfuhr. Hinter den Preissenkungen steckt also eine wohlüberlegte Strategie. Interessant ist auch, dass der Preis für das Softwarepaket „Autonomes Fahren“ um 1.000 Dollar erhöht wurde, sodass die tatsächlichen Netto-Preissenkungen für die Modelle X, S und 3 gar nicht umfangreich sind wie es zunächst scheint. Denn kaum ein Tesla-Käufer verzichtet beim Kauf auf dieses Gimmick. Zudem beendete Tesla aufgrund der Pandemie das erste Quartal mit einem ungewöhnlich großen Lagerbestand i.H.v. ungefähr 1 Mrd. Dollar. Dieser Bestand muss raus und die Nachfrage dafür ist vorhanden:

Wo liegen die Absatzziele?

Die Vervierfachung des Absatzes des Modell 3 in China im Mai gegenüber April ist ein Hinweis, wohin die Reise 2020 geht. Tesla wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im zweiten Quartal einen Gewinn erwirtschaften, während alle anderen um jeden Cent kämpfen. Es gibt auch ersten Berichten zur Folge allen Grund anzunehmen, dass die Produktion in Shanghai so stark angestiegen ist, dass die Gesamtzahl der im zweiten Quartal verkauften Autos die höchste in der Geschichte von Tesla sein wird!

Angenehmer Nebeneffekt: Wenn Tesla im zweiten Quartal auch nur einen winzigen Nettogewinn erzielen kann, wird das Unternehmen in den S&P 500 Index aufgenommen.

Aber damit nicht genug. Tesla plant den Bau von vier weiteren Fabriken zur Herstellung des Modells Y. Das Modell Y wird jetzt bereits in Fremont gebaut und die Produktion dort sollte im Bereich von 300.000 Einheiten pro Jahr liegen. Wie beim Modell 3 werden die Produktionsstationen des Modells Y stetig verbessert, um den Produktionsdurchsatz zu erhöhen. Diese Verfeinerung wird dann auch immer sofort an die anderen im Bau befindlichen oder geplanten Fabriken geliefert.

In Shanghai wird neben der bestehenden Modell-3-Fabrik, in der bereits ca. 4.000 Autos pro Woche gebaut werden, eine Modell-Y-Fabrik gebaut. Die Produktion des Modell Y in Shanghai wird voraussichtlich im ersten Quartal 2021 beginnen und zu Beginn ca. 300.000 Fahrzeuge pro Jahr ausliefern können. Die Gigafactory 4 in Brandenburg wird dann im Juli 2021 ebenfalls mit dem Bau von Modell Y beginnen und es darf davon ausgegangen werden, dass dort bis 2022 mindestens 300.000 Modell Y pro Jahr gebaut und ausgeliefert werden.

Auf Hochtouren

Alle diese Fabriken werden vor 2022 in Betrieb sein und rund 1,2 Millionen Modell Y herstellen. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 50.000 Dollar/Auto wird der Bruttoumsatz so schätzungsweise 60 Mrd. Dollar betragen. Es geht aber noch weiter:

Tesla Fremont erwirtschaftete 2019 bereits fast 25 Mrd. Dollar mit den noch immer gutlaufenden Model S, X und 3. Tesla plant dort ebenfalls eine neue Fabrik für die Produktion des futuristischen Cyber-Trucks, für den ca. 500.000 Vorbestellungen vorliegen. Angesichts dieser Nachfragen sowie der Größe des Pickup-Marktes insgesamt wird Tesla die Cyber-Truck-Fabrik für den Bau von 500.000 Einheiten pro Jahr auslegen. Dies bedeutet, dass Tesla allein für den Cyber-Truck weitere 25 Mrd. Dollar Bruttoumsatz generieren dürfte. Und vergessen wir nicht die Shanghai Model 3 Produktionslinie, in der zu diesem Zeitpunkt mehr als 400.000 Autos gebaut werden. Dies wird ungefähr weitere 16 Mrd. Dollar Umsatz bringen.

Addieren wir das Ganze einmal zusammen: 60 Mrd. Dollar für Model Y weltweit, 25 Mrd. Dollar für Fremont Model S, X, und 3, weitere 25 Mrd. Dollar für den Cyber-Truck sowie 16 Mrd. Dollar für Shanghai Model 3 = 136 Mrd. Dollar Gesamtumsatz per 2022. In diesem Licht erscheint der Börsenwert i.H.v. von 174 Mrd. Dollar gar nicht mehr so utopisch, oder?

Keine Übertreibung in der Bewertung

In anderen Worten: Ein Kurs von 1.000 Dollar spiegelt gerade einmal die Erwartungen der Autoproduktion per 2022 wider und beinhaltet nicht die übrigen Geschäftsfelder, die eingangs erwähnt wurden.

Fazit kurz und knapp: Der aktuelle Aktienkurs um 900 Dollar ist weder eine Übertreibung noch eine Euphorie. Im Gegenteil: Das Tesla Model Y wird vermutlich ein richtiger Renner, da es als „kleiner SUV“ zu 100% dem Marktbedürfnis entspricht. Folge: Bestätigen sich in den kommenden Quartalen sämtliche Annahmen und Einschätzungen, so erwarten wir per 2022 einen Kurs von 2.000 Dollar.

Und selbst da dürfte noch nicht Schluss sein.

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