Tesla ist nicht zu bremsen – und die Aktie ebenfalls?

Es gibt sie also noch, die positiven Überraschungen im Auto-Sektor! Der E-Pionier Tesla hat einmal mehr seine Kritiker Lügen gestraft. Im dritten Quartal in Folge weisen die Kalifornier einen Gewinn aus und steigern den Umsatz abermals. Die Zahlen in Kürze und wie die Perspektiven sich darstellen:

Der Gewinn pro Aktie liegt nun bei 1,24 Dollar bei einem Umsatz von mittlerweile 5,99 Mrd. Dollar. Laut einer Analystenumfrage von Refinitiv erwartete die Wall Street für das erste Quartal hingegen einen bereinigten Verlust von 36 Cent pro Aktie.

Tesla weitet Marge aus

Die Schätzungen waren jedoch sehr unterschiedlich und der Vergleich der tatsächlichen Ergebnisse von Tesla mit den Schätzungen ist angesichts der Schwierigkeit, die Auswirkungen des Coronavirus vorherzusagen, auch nicht einfach. Mittlerweile hat Tesla Liquiditätsreserven i.H.v. ca. 8 Mrd. Dollar, womit auch frühere Befürchtungen, das dem Unternehmen das Geld ausgehen würde, ad acta gelegt werden können.

Die Margen übertrafen ebenfalls die Erwartungen. Die Automobilmarge erreichte 25,5% des Umsatzes und die GAAP-Bruttomarge lag bei 20,6% gegenüber 17,5% im Konsens. Der operative Free Cashflow abzüglich Investitionen betrug im Quartal aufgrund des Bestandswachstums -895 Mio. Dollar. Laut Tesla verzeichnete die Gigafactory Shanghai ein weiteres Volumenwachstum, was zu einer wesentlichen Verbesserung der Margen der dort hergestellten Modell 3-Fahrzeuge führte. Tesla betonte auch, dass das neue Modell Y bereits zum Gewinn beigetragen hat. Dies ist das erste Mal in seiner Geschichte, dass ein neues Produkt gleich im ersten Quartal profitabel war.

Natürlich auch hier vorerst Corona-Unsaicherheit

Tesla ging im Rahmen des Investor-Update vom Mittwoch auch auf frühere Prognosen ein und sagte, dass es zwar eine „installierte Kapazität“ für 500.000 Fahrzeugauslieferungen im Jahr 2020 zur Verfügung hat, es jedoch ungewiss bleibt, wie schnell sein US-amerikanisches Automobilwerk in Freemont und seine Zulieferer die Produktion nach Covid-19-Beschränkungen hochfahren können. Konsequenterweise werden die kurzfristigen Gewinnprognosen „auf Eis liegen“ und einen Schatten auf die Hoffnung werfen, dass ein erstes volles Jahr der Rentabilität erreicht werden kann.

Die Entwicklung kann sich sehen lassen. Noch im ersten Quartal 2020 wurden nur rund 88.400 Fahrzeuge ausgeliefert, darunter kombinierte Auslieferungen von 76.200 Limousinen des Modells 3 und Crossover-SUVs des Modells Y sowie kombinierte Auslieferungen von 12.200 älteren und teureren Fahrzeugen des Modells S und X. In diesem Zusammenhang wurde auch die 640 Kilometer Reichweite des Modells S hervorgehoben und als wichtigen Grund für weitere Absatzerfolge unterstrichen.

Wie geht es weiter und was bedeutet das für die Aktie?

Die wichtigste Frage wird sein, ob der extrem niedrige Ölpreis dazu führt, dass andere Autohersteller ihre E-Pläne verschieben. Denn die Versuchung in der Branche wird sein, in diesen Zeiten eher die bewährten Benziner verkaufen zu wollen als teure E-Investitionen mit offenem Ende zu wagen. Das mag zwar ein vorübergehendes Thema sein, wird Tesla aber Zeit verschaffen, die Marktposition weiter zu festigen. Die zweite offene Frage wird das 2. Quartal sein, denn der April wird an allen Stellen der Welt zu massiven Einbrüchen führen, auch bei Tesla. Aber es bleiben ja noch der Mai und Juni.

Zur Aktie: Seit dem März-Tief ist Tesla um fast 100% gestiegen und stellt alle anderen Auto-Titel in den Schatten. Weit in den Schatten. Es ist zu vermuten, dass es vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung bei Tesla im Allgemeinen einen Run auf die alte Spitze bei 900/1.000 Dollar geben wird. Und dann muss neu überlegt werden.

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