Trump-Politik schürt Inflationssorgen und verunsichert Finanzmärkte

Die protektionistische Wirtschaftsagenda der US-Regierung verunsichert Finanzmärkte, verstärkt Inflationsbedenken und führt zu Kursrückgängen bei den wichtigsten Indizes.

Die Kernpunkte:
  • Fed-Vertreter besorgt über Zollauswirkungen
  • S&P 500 mit schlechtestem Jahresstart seit 2022
  • Tech-Giganten verlieren durchschnittlich 16 Prozent
  • IWF sieht keine unmittelbare Rezessionsgefahr

Die US-Wirtschaft befindet sich in einer Phase zunehmender Unsicherheit, während die Trump-Administration ihre protektionistische Handelspolitik weiter vorantreibt. Knapp fünfzehn Monate nach seinem Amtsantritt setzt Präsident Donald Trump auf umfangreiche Zollmaßnahmen, die laut Experten der Internationalen Währungsfonds (IWF) zwar nicht unmittelbar zu einer Rezession führen werden, aber dennoch erhebliche Auswirkungen auf das globale Wirtschaftsgeschehen haben könnten. Die Wall Street verzeichnete im ersten Quartal 2025 mit einem Minus von 4,6 Prozent beim S&P 500 den schlechtesten Jahresstart seit 2022.

Inflationsdruck durch Zollpolitik beunruhigt Fed

Die US-Notenbank Federal Reserve zeigt sich zunehmend besorgt über die möglichen inflationären Auswirkungen der Trump’schen Handelspolitik. John Williams, Präsident der New Yorker Fed, erklärte am Montag gegenüber Yahoo Finance, dass die Geldpolitik derzeit „gut positioniert“ sei, räumte aber ein, dass es Risiken für eine erneute Inflationsbeschleunigung gebe. „Die Geldpolitik ist moderat restriktiv“, sagte Williams und betonte, dass die aktuelle Zinspolitik „einen gewissen Abwärtsdruck auf die Inflation ausübt.“

Auch Thomas Barkin, Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, äußerte in einem CNBC-Interview Bedenken hinsichtlich der geplanten Zölle. Er sei „nervös“ bezüglich der potenziellen Auswirkungen auf die Preise, aber gleichzeitig auch besorgt über mögliche negative Effekte auf den Arbeitsmarkt. „Es herrscht derzeit viel Unsicherheit, und das spricht für eine abwartende Haltung, um zu sehen, wie sich die Lage entwickelt“, so Barkin.

Die Fed-Vertreter betonen, dass die Entwicklung der Geldpolitik von den eingehenden Wirtschaftsdaten abhängen wird. Angesichts der angekündigten Zollmaßnahmen, die am 2. April – dem von Trump ausgerufenen „Befreiungstag“ – weiter ausgebaut werden könnten, bleibt die Unsicherheit hoch. Diese unvorhersehbare Politik hat seit Mitte Februar zu einem Kursrückgang der wichtigsten US-Aktienindizes um fast 10 Prozent geführt.

Turbulenzen an den Märkten nehmen zu

Die Finanzmärkte reagieren empfindlich auf die zunehmende politische Unsicherheit. Der S&P 500 verzeichnete ein Quartalsminus von 4,6 Prozent – die schlechteste Entwicklung in einem ersten Jahresquartal seit 2022. Besonders hart traf es die sogenannten „Magnificent Seven“ – Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla – deren Aktienkurse im Durchschnitt um etwa 16 Prozent einbrachen. Trotz des jüngsten Rückgangs macht diese Gruppe immer noch 30,5 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus, verglichen mit 33,5 Prozent zu Beginn des Quartals.

Interessanterweise hat der Volatilitätsindex VIX – oft als „Angstbarometer“ des Marktes bezeichnet – bislang nicht die 30-Punkte-Marke überschritten, die typischerweise mit erhöhter Marktangst assoziiert wird. „Der Anstieg des VIX, der vor einigen Tagen noch bei etwa 17 lag, zeigt mir, dass es wieder eine relativ hohe Nachfrage von Institutionen nach Volatilitätsschutz gibt“, erklärte Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers. „Sie geraten noch nicht in Panik, daher ist unklar, ob wir bereits eine echte Kapitulation gesehen haben.“

Historisch betrachtet könnten Anleger jedoch vorsichtigen Optimismus schöpfen. Seit 1928 ist der S&P 500 im zweiten Quartal im Durchschnitt um 2,3 Prozent gestiegen – deutlich mehr als im ersten Quartal mit durchschnittlich 1,5 Prozent. Zudem folgten auf Quartale mit einem Rückgang von mehr als 5 Prozent seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt Gewinne von 2,2 Prozent, verglichen mit dem allgemeinen Durchschnitt von 1,5 Prozent.

IWF mit vorsichtigem Ausblick trotz Tarif-Sorgen

IWF-Chefin Kristalina Georgieva dämpfte in einem Reuters-Interview die Rezessionsängste, die durch Trumps Zollpolitik ausgelöst wurden. „Wir sehen bisher keine dramatischen Auswirkungen“, sagte sie über die bereits umgesetzten und angedrohten Zölle. Der IWF werde seine Wirtschaftsprognose in etwa drei Wochen wahrscheinlich leicht nach unten korrigieren, aber „wir sehen keine Rezession am Horizont.“

Die Unsicherheit über Trumps Zollpolitik stelle jedoch je länger sie andauere ein zunehmendes Risiko für die Wirtschaftsaussichten dar. „Je früher es mehr Klarheit gibt, desto besser, denn Unsicherheit kann, wie unsere Forschung zeigt, je länger sie andauert, das Wachstum negativ beeinflussen“, warnte Georgieva.

Der IWF hatte im Januar seine globale Wachstumsprognose für 2025 von 3,2 auf 3,3 Prozent angehoben, wobei eine Aufwärtskorrektur der US-Prognose um 0,5 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent für den Großteil dieser Verbesserung verantwortlich war. Im April wird der IWF voraussichtlich eine leichte Abwärtskorrektur dieser Schätzungen vornehmen.

Trumps Regierung im Konflikt mit Institutionen

Während die Märkte mit Unsicherheit kämpfen, setzt die Trump-Administration ihre Politik der Umstrukturierung staatlicher Institutionen fort. Die National Treasury Employees Union, die 150.000 US-Regierungsangestellte vertritt, reichte am Montag eine Klage ein, um Trumps Executive Order zu blockieren, die Hunderttausenden Bundesbediensteten ihre Tarifverhandlungsrechte entziehen würde.

Parallel dazu überprüft die Regierung Bundesverträge und Zuschüsse an renommierte Universitäten. Besonders im Fokus steht die Harvard University, der der Verlust von 9 Milliarden Dollar an Bundesgeldern droht. Die Ministerien für Bildung, Gesundheit sowie die General Services Administration erklärten, dass Verträge im Wert von 255,6 Millionen Dollar zwischen Harvard und der Bundesregierung überprüft werden, zusammen mit mehrjährigen Förderzusagen in Höhe von 8,7 Milliarden Dollar.

Diese Maßnahmen folgen auf die Streichung von 400 Millionen Dollar an Bundesmitteln für die Columbia University und 175 Millionen Dollar für die University of Pennsylvania. Bildungsministerin Linda McMahon erklärte: „Harvards Versäumnis, Studenten auf dem Campus vor antisemitischer Diskriminierung zu schützen – während gleichzeitig spaltende Ideologien über freie Forschung gefördert werden – hat seinen Ruf ernsthaft gefährdet.“

Wirtschaftliche Kontraste: Lichtblicke in Argentinien

Während in den USA die wirtschaftliche Unsicherheit zunimmt, zeigen sich in Argentinien erste Anzeichen einer Erholung nach drastischen Reformen. Die Armutsrate in dem südamerikanischen Land sank im zweiten Halbjahr 2024 auf 38,1 Prozent, verglichen mit 52,9 Prozent in der ersten Jahreshälfte, wie die staatliche Statistikbehörde INDEC mitteilte. Diese Entwicklung stellt einen Erfolg für den libertären Präsidenten Javier Milei dar, dessen schockierende Sparmaßnahmen zunächst Millionen in Not gestürzt hatten.

„Der Weg der wirtschaftlichen Freiheit und fiskalischen Verantwortung ist der Weg, um Armut langfristig zu reduzieren“, erklärte die argentinische Regierung. Dennoch leben noch immer 11,3 Millionen Menschen in Armut, davon 2,5 Millionen in extremer Armut. Viele Argentinier berichten, dass sie trotz der verbesserten Statistiken weiterhin mit erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen, einige müssen weggeworfene Lebensmittel sammeln oder schlecht bezahlte informelle Jobs annehmen.

Die positive Entwicklung in Argentinien steht im Kontrast zu den wachsenden Sorgen in den USA, wo Investoren und Verbraucher zunehmend beunruhigt sind über die möglichen Auswirkungen der protektionistischen Handelspolitik. Während die Finanzmärkte weiterhin nach Orientierung suchen, bleibt die Frage offen, ob die kommenden Monate eine Verschärfung oder eine Beruhigung der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit bringen werden.