Trumps Finanzmarkt-Feuersturm
US-Präsident Trump erhöht Druck auf die Federal Reserve, während die EZB bereits Zinsen senkt. Experten warnen vor Folgen für Märkte und Wirtschaft.

- Trump verlangt öffentlich Entlassung von Fed-Chef Powell
- EZB senkt Leitzins trotz Fed-Beharrung auf Stabilität
- Handelskonflikte erhöhen US-Rezessionsrisiko auf 45%
- Experten warnen vor Gefahren für Fed-Unabhängigkeit
Der Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und der Federal Reserve erreichte am Donnerstag einen neuen Höhepunkt, als der Präsident öffentlich die baldige Absetzung von Fed-Chef Jerome Powell forderte. "Powells Entlassung kann nicht schnell genug kommen", erklärte Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social und kritisierte, dass der Fed-Vorsitzende die Zinsen "längst hätte senken müssen", ähnlich wie die Europäische Zentralbank.
Der präsidentielle Vorstoß erfolgt nur einen Tag nachdem Powell bei einer Veranstaltung des Economic Club of Chicago die Unabhängigkeit der Notenbank betont hatte – eine Aussage, die vom anwesenden Publikum mit Applaus bedacht wurde. Die Timing-Ironie könnte kaum deutlicher sein.
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Zentralbanken im transatlantischen Spannungsfeld
Während Trump in Washington Druck auf die Fed macht, hat die EZB in Frankfurt bereits gehandelt. Mit ihrer siebten Zinssenkung innerhalb eines Jahres reduzierte die europäische Notenbank den Leitzins um 25 Basispunkte auf 2,25%. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete den Schritt mit erhöhten wirtschaftlichen Abwärtsrisiken: "Die erhebliche Eskalation der globalen Handelsspannungen und die damit verbundenen Unsicherheiten werden das Euro-Wachstum wahrscheinlich beeinträchtigen."
Die unterschiedliche Positionierung der Notenbanken spiegelt ihre jeweilige wirtschaftliche Ausgangslage wider. Während die EZB in einer Phase sinkender Inflation agiert, sieht sich die Fed mit einer komplexeren Situation konfrontiert. "Ich sehe derzeit keinen Bedarf, den Leitzins zu ändern", erklärte John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank of New York, am Donnerstag gegenüber Fox Business. "Wir erwarten in diesem Jahr eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum im Vergleich zum Vorjahr."
Trumps Handelspolitik löst globale Schockwellen aus
Die aggressive Zollpolitik der Trump-Administration wirkt wie ein ökonomischer Schock ohne historische Parallelen. Wirtschaftsexperten haben die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten auf 45% nach oben korrigiert – der höchste Wert seit Dezember 2023. Die Folgen sind bereits in mehreren Wirtschaftssektoren spürbar.
US-Fluggesellschaften stehen exemplarisch für die wachsende Unsicherheit: "Es zeigt einen echten Mangel an Überzeugung", kommentierte Brian Mulberry von Zacks Investment Management die Situation, nachdem Delta Air Lines und Frontier ihre Jahresprognosen zurückgezogen haben, während United gleich zwei verschiedene Gewinnprognosen vorlegte.
Die Situation ist paradox: Während die Handelsspannungen wirtschaftliche Unsicherheit schaffen, fluteten kanadische Investoren im Februar den US-Aktienmarkt mit Rekordinvestitionen von 29,8 Milliarden kanadischen Dollar. Statistics Canada berichtet, dass sich kanadische Anleger vor allem auf großkapitalisierte Technologie- und Finanzunternehmen konzentrierten – trotz Trumps Drohungen mit Zöllen auf kanadische Importe und provokanten Äußerungen über eine mögliche Annexion des Nachbarlandes.
Fed-Unabhängigkeit im politischen Kreuzfeuer
Die Attacken des Präsidenten auf Powell werfen fundamentale Fragen zur Unabhängigkeit der Zentralbank auf. Finanzexperten warnen eindringlich vor den möglichen Konsequenzen eines politischen Eingriffs in die Geldpolitik. "Der Schaden eines Abberufungsversuchs wäre viel zu signifikant", betonte Tom Bruce, Makro-Investmentstratege bei Tanglewood Total Wealth Management. "Der Dollar würde sehr negativ auf jede Art von Störung der gegenwärtigen Ordnung bei der Fed reagieren."
Diese Einschätzung wird von anderen Experten geteilt. Krishna Guha vom Beratungsunternehmen Evercore ISI warnte: "Eine plötzliche Gefährdung der Fed-Unabhängigkeit würde sowohl den Marktstress intensivieren als auch in eine stagflationäre Richtung lenken, mit einem deutlichen Anstieg der Extremrisiken."
Trotz der Drohungen dürfte Powell zumindest bis zum regulären Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 im Amt bleiben. Laut Politico soll Finanzminister Scott Bessent das Weiße Haus bereits vor einem Abberufungsversuch gewarnt haben, da dies die Finanzmärkte destabilisieren könnte. Die endgültige Entscheidung könnte jedoch vom Obersten Gerichtshof abhängen, der derzeit über Trumps Befugnisse zur Entlassung von Mitgliedern unabhängiger Politikgremien verhandelt.
Globaler Handel im Umbruch
Während die Spannungen zwischen Washington und der Fed zunehmen, suchen globale Technologieunternehmen nach Wegen, ihre Geschäftsbeziehungen zu China aufrechtzuerhalten. Nvidia-CEO Jensen Huang betonte bei seinem Besuch in Peking die Bedeutung des chinesischen Marktes, obwohl die USA den Verkauf der H20-KI-Chips des Unternehmens nach China verboten haben. "Wir hoffen, weiterhin mit China zusammenarbeiten zu können", sagte Huang laut dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV bei einem Treffen mit Ren Hongbin, dem Leiter des Chinesischen Rats zur Förderung des Internationalen Handels.
Das Timing von Huangs Besuch ist bemerkenswert, da er in eine Phase fällt, in der die USA neue Beschränkungen für China-gebundene Lieferungen von Nvidias H20-Rechenzentrums-GPUs verhängt haben. Diese Chips sind die einzigen KI-Chips, die das Unternehmen legal an China verkaufen kann.
Anleihemarkt zwischen Panik und Realität
Die jüngsten Turbulenzen am US-Anleihemarkt haben die Aufmerksamkeit der Finanzexperten auf sich gezogen. Avery Shenfeld, Chefökonom bei CIBC World Markets, mahnt zur Besonnenheit: "Niemand zuckte mit der Wimper, als die 10-Jahres-Rendite in sechs Tagen um 40 Basispunkte fiel und am 4. April unter 4% sank. Als sie jedoch innerhalb weniger Tage auf 4,5% anstieg, begann das Fingerzeigen."
Shenfeld argumentiert, dass die einfachste Erklärung oft die beste ist: Die Rally, die die 10-Jahres-Renditen unter 4% drückte, war "grob übertrieben, abhängig von Befürchtungen einer sofortigen Rezession und einer schnellen Fed-Lockerung, die offensichtlich den erklärten Inflationsbedenken der Zentralbanker widersprach." Nach Beruhigung der Lage kehrten die Treasuries genau dorthin zurück, wo sie vor der Rally Anfang April waren.
Ein weiteres Risiko für den Anleihemarkt könnte laut Shenfeld der Haushaltsplan sein. Die Senatsversion mit nur geringfügigen Ausgabenkürzungen würde die jährlichen Defizite von unter 2 Billionen Dollar auf 3 Billionen Dollar bis 2031 ansteigen lassen, so das Committee for a Responsible Budget.
Ausblick: Globale Wirtschaft am Scheideweg
Die Weltwirtschaft steht vor einer ungewissen Zukunft, wie die jüngsten Äußerungen von Beth Hammack, der Präsidentin der Federal Reserve Bank of Cleveland, unterstreichen. In einem Gespräch mit Bloomberg News skizzierte Hammack verschiedene Szenarien, die von Zinssenkungen bis hin zu Zinserhöhungen reichen könnten.
Eine Zinssenkung wäre laut Hammack dann erforderlich, wenn der Arbeitsmarkt rapide abnimmt und Grund zu der Annahme besteht, dass die inflationären Auswirkungen von Zöllen vorübergehend sein werden. Andererseits könnte die Federal Reserve die Zinsen erhöhen müssen, wenn die Inflation und die Erwartungen über zukünftige Preise erheblich ansteigen, während die Beschäftigung robust bleibt.
Am problematischsten wäre jedoch ein drittes Szenario, in dem die Inflation deutlich ansteigt, aber die Beschäftigung abnimmt. Diese Situation würde einen Konflikt zwischen den Mandaten der Federal Reserve zur Preisstabilität und maximalen Beschäftigung verursachen.
Während sich der wirtschaftspolitische Nebel langsam lichtet, bleibt eines klar: Die Finanzmärkte stehen vor einem Paradigmenwechsel, der durch die neue US-Handelspolitik und die daraus resultierenden Spannungen zwischen politischen Entscheidungsträgern und Zentralbankern geprägt sein wird. Der Ausgang dieses Konflikts könnte die globale Wirtschaftslandschaft für Jahre prägen.
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