Trumps Handelskrieg: Globale Märkte beben, Zentralbanken erwägen Zinssenkungen
Neue Strafzölle der USA erschüttern Weltbörsen und könnten eine Rezession auslösen. Wirtschaftsexperten prognostizieren beschleunigte Zinssenkungen bei anhaltender Marktvolatilität.

- Internationale Vergeltungsmaßnahmen verschärfen Wirtschaftskrise
- Notenbanken erwägen vorgezogene Zinssenkungen
- Technologiewerte besonders unter Druck
- Anleger suchen Strategie für volatile Märkte
Die globalen Finanzmärkte befinden sich in Aufruhr, nachdem US-Präsident Donald Trump umfassende Strafzölle gegen zahlreiche Handelspartner verhängt hat, die nun mit Vergeltungsmaßnahmen reagieren. China kündigte am Freitag zusätzliche Zölle von 34% auf US-Waren an, was die Furcht vor einer weltweiten Rezession verstärkt und einen globalen Börsenausverkauf ausgelöst hat. Die eskalierenden Handelsspannungen haben nicht nur die Aktienmärkte erschüttert, sondern könnten auch die Geldpolitik weltweit beeinflussen.
Globale Märkte im Abwärtsstrudel
Die Ankündigung Trumps vom Mittwoch, weitreichende Importzölle einzuführen, hat den Ausverkauf an den US-Börsen verschärft. Der S&P 500 ist mittlerweile 12% von seinem Rekordhoch im Februar entfernt, während der technologielastige Nasdaq-Index mit einem Minus von 18% kurz vor einem Bärenmarkt steht. Global reagierten die Aktienmärkte mit ähnlicher Nervosität – besonders Bankaktien gerieten unter Druck, während die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen unter 4% fielen.
„Wir beginnen, eine Rezession am Markt einzupreisen“, erklärt Francis Gannon, Co-CIO bei Royce Investment Partners. Die Anleger suchen verzweifelt nach Anzeichen, dass der Ausverkauf seinen Höhepunkt erreicht haben könnte, doch die meisten Marktstrategen sind skeptisch.
Vergeltungsmaßnahmen setzen Spirale in Gang
Die internationalen Reaktionen auf Trumps Handelspolitik ließen nicht lange auf sich warten. Neben China sind zahlreiche weitere Länder betroffen. Japan könnte laut Berechnungen des International Trade Centre (ITC) durch den 25-prozentigen Zoll auf Automobile etwa 17 Milliarden Dollar an Exportwert auf dem US-Markt verlieren. Dies trifft den japanischen Automobilsektor besonders hart, da dieser 20% der gesamten Exporte des Landes ausmacht.
Besonders dramatisch ist die Lage für kleinere Volkswirtschaften wie Lesotho. Das kleine, von Südafrika umschlossene Königreich, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, sieht sich mit einem 50-prozentigen Vergeltungszoll konfrontiert – dem höchsten Satz auf Trumps Liste. „Die jüngste politische Richtung der Vereinigten Staaten ist schockierend“, erklärte Handelsminister Mokhethi Shelile am Freitag vor dem Parlament. Mit 45% der Exporte in die USA, hauptsächlich Textilien für bekannte Marken wie Levis, steht für Lesotho nicht weniger als seine wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel.
Taiwan hingegen hat schnell reagiert und am Freitag ein Hilfspaket von mindestens 288 Milliarden Taiwan-Dollar (etwa 8,7 Milliarden US-Dollar) angekündigt, um Unternehmen bei der Bewältigung der US-Zölle zu unterstützen. Glück im Unglück: Die 32-prozentigen Zölle gelten nicht für Halbleiter, ein Hauptexportprodukt Taiwans.
Zentralbanken könnten Kurs ändern
Die Zollspirale hat direkte Auswirkungen auf die Geldpolitik. Nomura hat seine Prognose für das US-BIP-Wachstum für das laufende Quartal von 1,5% auf nur noch 0,6% gesenkt. Gleichzeitig erhöhte die Investmentbank ihre Inflationsprognose für den von der Fed bevorzugten PCE-Kernindex zum Jahresende auf 4,7% – ein deutlicher Anstieg gegenüber der vorherigen Schätzung von 3,5%.
Diese Kombination aus schwächerem Wachstum und höherer Inflation dürfte die Federal Reserve zum Handeln zwingen. Nomura erwartet nun, dass die Fed bereits im Dezember 2025 mit Zinssenkungen beginnen wird, gefolgt von zwei weiteren Schritten von je 25 Basispunkten im ersten Quartal 2026. Zuvor hatte die Bank damit gerechnet, dass die US-Notenbank die Zinsen bis zum zweiten Quartal 2026 unverändert bei 4,25%-4,5% belassen würde.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte schneller handeln müssen als bisher angenommen. Da Trumps Zölle effektiv einen Satz von 20% für die Europäische Union bedeuten, hat Nomura seine Wachstumsprognose für die Eurozone um 20 Basispunkte gesenkt. Die Analysten erwarten nun Zinssenkungen der EZB im April und Juni 2025, was zu einem Endzins von 2,00% führen würde – niedriger als die zuvor prognostizierten 2,25%.
In Thailand, wo die Bank of America (BofA) bereits eine schwache Inflation von durchschnittlich 1,08% im ersten Quartal 2025 beobachtete, werden ebenfalls weitere geldpolitische Lockerungen erwartet. Die Analysten rechnen mit drei zusätzlichen Zinssenkungen innerhalb der nächsten zwölf Monate, beginnend mit der Aprilsitzung des geldpolitischen Ausschusses.
Strategische Implikationen jenseits der Märkte
Die Handelsspannungen haben auch geopolitische Auswirkungen. In Australien arbeitet die Regierung unter Premierminister Anthony Albanese daran, den strategisch wichtigen Hafen von Darwin aus chinesischem Besitz zurück in „australische Hände“ zu überführen. Die Landbridge-Gruppe hatte den Hafen 2015 in einem 99-jährigen Pachtvertrag übernommen, was bereits damals Kritik vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama auslöste.
„Wir leben in einer unsicheren Welt, und die Idee, dass der wichtigste Hafen im Norden Australiens in ausländischem Besitz ist, entspricht nicht Australiens nationalem Interesse“, erklärte Albanese. Der Zeitpunkt dieser Initiative inmitten der globalen Handelsspannungen ist bemerkenswert, da Australien seine nördlichen Militärstützpunkte ausbaut, die künftig auch US-Bombenflugzeuge und Kampfjets beherbergen sollen.
Investorenstrategie in unsicheren Zeiten
Angesichts der volatilen Marktlage suchen Investoren nach Orientierung. „Heute bietet sich die Chance, qualitativ hochwertige Aktien zu deutlich günstigeren Preisen zu kaufen“, meint Phil Blancato, Chefstratege bei Osaic Wealth. „Volatilität kann Ihr Freund sein, wenn Sie bereit sind zu akzeptieren, dass wir uns mindestens bis zum Sommer, wenn nicht bis in den Herbst hinein, in einem volatilen Bereich bewegen werden.“
Die meisten Marktteilnehmer bleiben jedoch vorsichtig. Steve Sosnick, Chefstratege bei Interactive Brokers, bemerkt: „Wir sind definitiv noch nicht auf dem ‚Rette sich wer kann!‘-Niveau.“ Der Volatilitätsindex VIX, auch als „Angstbarometer“ der Wall Street bekannt, schloss am Donnerstag bei 30,02 Punkten – sein erster Schluss über der 30er-Marke seit acht Monaten. Historisch gesehen lag der VIX bei Markttiefständen jedoch im Durchschnitt bei 37 Punkten, was darauf hindeutet, dass der Ausverkauf noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hat.
Die entscheidende Frage bleibt, wie sich der Handelskonflikt weiterentwickeln wird. Samy Chaar, Chefökonom bei Lombard Odier in Genf, sieht zwei mögliche Pfade: „Entweder zeigt Trump Offenheit für Abkommen, und selbst wenn wir mit wechselseitigen Zöllen und diesen Reaktionen Chinas einen harten Start haben, zeigen sie Bereitschaft zu Gesprächen und senken die Zölle in den kommenden Monaten. Oder er hat kein Interesse an Abkommen, möchte die Zölle für längere Zeit aufrechterhalten, und das bricht die Maschine.“
Die Reaktionen der vergangenen Tage deuten darauf hin, dass die Handelspartner der USA diesmal besser vorbereitet sind als während Trumps erster Amtszeit. „Andere haben vielleicht ihre Lektionen gelernt“, erklärt Eddie Kennedy, Leiter des Bespoke Discretionary Fund Management bei Marlborough. „Sie schlagen zurück und sagen: Wir können das gleiche Spiel spielen wie ihr, und wir sind in einer stärkeren Verhandlungsposition.“
Für die globalen Märkte bedeutet dies, dass erhöhte Volatilität vorerst zum Normalzustand werden dürfte – es sei denn, es kommt zu einer unerwarteten Kehrtwende in der US-Handelspolitik.
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