Trumps Zoll-Poker erschüttert Weltwirtschaft
US-Zollpolitik unter Trump verunsichert Märkte, während EZB mit Zinssenkung reagiert und erste Verhandlungsfortschritte Hoffnung wecken.

- EZB senkt Leitzins auf 2,25%
- Trump verknüpft Handel mit Verteidigungskosten
- Chipbranche im Fokus des Handelsstreits
- Goldpreis erreicht Rekordhoch
Die Handelspolitik des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump versetzt die globalen Finanzmärkte in Aufruhr. Während am 17. April 2025 die ersten Anzeichen von Verhandlungsbereitschaft für Erleichterung an den Börsen sorgen, bereiten sich Zentralbanken auf wirtschaftliche Eintrübungen vor. US-Futures verzeichneten einen Aufschwung von rund einem Prozent, nachdem Trump überraschend "große Fortschritte" in Zollverhandlungen mit Japan verkündete und Smartphone-Importe von seinen Strafzöllen ausnahm.
EZB reagiert mit Zinssenkung
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute ihre siebte Zinssenkung innerhalb eines Jahres beschlossen und den Leitzins auf 2,25 Prozent gesenkt. Die Entscheidung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt – die EZB schätzt, dass die von Trump angekündigten Zölle das Wirtschaftswachstum in der Eurozone um einen halben Prozentpunkt reduzieren könnten, was etwa die Hälfte der erwarteten Expansion ausmacht.
"Die jüngsten US-Zollmaßnahmen betreffen verschiedene Branchen und erhöhen die Unsicherheit. Wir sind zutiefst besorgt, dass sie die japanische Wirtschaft sowie die Weltwirtschaft über verschiedene Wege wie Handel und Finanzmärkte beeinträchtigen könnten", warnte Japans Finanzminister Katsunobu Kato in einem Interview.
Analysten von JPMorgan bezeichnen die EZB-Zinssenkung als "unkomplizierte Entscheidung angesichts der enormen Unsicherheit und der Wahrscheinlichkeit, dass der Handelskrieg nicht nur ein Angebotsschock ist, sondern auch die Nachfrage beeinträchtigen wird."
Trumps "One-Stop-Shopping"-Strategie
Der US-Präsident verfolgt einen umfassenden Verhandlungsansatz, den er als "One-Stop-Shopping" bezeichnet. Dabei verknüpft er Handelsfragen unmittelbar mit Verteidigungskosten. In Beiträgen auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social erklärte Trump, dass die Kostenbeteiligung an den US-Truppen Teil der Verhandlungen mit Südkorea sein werde. Auch bei den Gesprächen mit japanischen Vertretern in Washington wurden die Verteidigungslasten thematisiert.
In Südkorea sind etwa 28.500 und in Japan rund 50.000 US-Soldaten stationiert. Beide Länder sind für die militärische Machtprojektion der USA in der Region von entscheidender Bedeutung, während sie gleichzeitig auf den amerikanischen Nuklearschirm zum Schutz vor China, Russland und Nordkorea angewiesen sind.
Experten bewerten Trumps Vorgehen kritisch: "Trump betrachtet Bündnisbeziehungen als transaktional und ist entschlossen, einen wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen, der dem Wert des US-Verteidigungsschirms entspricht", analysiert Danny Russel vom Asia Society Policy Institute und bezeichnet die Neuverhandlung von Verteidigungsabkommen als "bewusste Drucktaktik".
Globale Marktturbulenzen
Die von Trump Anfang April verkündeten "reziproken" Zölle haben die Märkte erheblich verunsichert. Die wichtigsten US-Börsenindizes steuern auf Wochenverluste zu, wobei der technologielastige Nasdaq Composite am Mittwoch etwa 19% unter seinem Höchststand schloss und sich damit dem Bärenmarktterritorium nähert.
Die Chipbranche steht besonders im Fokus des Handelsstreits. Der Technologieriese Nvidia musste eine Quartalsbelastung von etwa 5,5 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit neuen US-Exportkontrollen offenlegen. Gleichzeitig berichtete der weltgrößte Auftragsfertiger für Halbleiter, Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), von einem Nettogewinn-Anstieg um 60% im ersten Quartal und prognostizierte für das kommende Quartal einen Umsatzanstieg von 38% im Jahresvergleich – getrieben durch die starke Nachfrage nach KI-Chips.
"Wir beobachten weiterhin eine robuste KI-bezogene Nachfrage unserer Kunden im gesamten Jahr 2025", sagte TSMC-CEO C.C. Wei, räumte jedoch ein, dass "Unsicherheiten und Risiken durch die potenziellen Auswirkungen der Zollpolitik" bestehen.
Interessanterweise reiste Nvidia-CEO Jensen Huang gestern nach Peking, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Der Besuch erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA neue Beschränkungen für China-gebundene Lieferungen von H20-Rechenzentren-GPUs verhängt haben – den einzigen KI-Chips, die Nvidia legal nach China verkaufen darf.
Hoffnungsschimmer in den Verhandlungen
Trotz der angespannten Lage gibt es erste Anzeichen für Entspannung. Japan war das erste große Handelspartnerland, das direkt mit den USA verhandelte, und könnte als Testfall für die vielen Länder dienen, die bessere Konditionen bei den US-Zöllen anstreben. Trumps Überraschungsentscheidung, Smartphones und PC-Importe von Strafzöllen auszunehmen, sowie seine Erklärung über "große Fortschritte" in den Verhandlungen mit Japan werden positiv aufgenommen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen signalisierte ebenfalls, dass sie "Verhandlungen eine Chance geben" wolle. Bloomberg berichtete zudem, dass China offen für Handelsgespräche mit der Trump-Administration sei, jedoch fordere, dass das Weiße Haus mehr Respekt zeige und abwertende Bemerkungen über Kabinettsmitglieder unterlasse.
Währungsturbulenzen und wirtschaftliche Folgen
Die Handelsstreitigkeiten haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Währungsmärkte. Der Euro hat inmitten der Volatilität um 9% zugelegt und notiert auf Basis des handelsgewichteten Kurses auf einem Allzeithoch. Gleichzeitig erreichte der Goldpreis ein neues Rekordhoch über 3.300 Dollar pro Unze, da Anleger Zuflucht vor den globalen Handelsturbulenzen suchen.
Die Ölpreise stiegen ebenfalls, angetrieben durch Bedenken über Versorgungsunterbrechungen nach neuen US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte. Die Brent-Futures kletterten um 0,8% auf 66,38 Dollar pro Barrel, während die US-Sorte West Texas Intermediate um 1% auf 63,10 Dollar pro Barrel zulegte.
Immobilienmarkt als weiterer Problemsektor
Während die globalen Märkte mit den Handelskonflikten ringen, zeigen sich in Deutschland weitere wirtschaftliche Schwächen. Die Baugenehmigungen für Wohnungen sanken im Februar um 2,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 17.900 Genehmigungen. Dieser Rückgang ist ein herber Dämpfer nach zwei aufeinanderfolgenden Monaten mit Zuwächsen, die Hoffnungen auf eine Erholung nach drei Jahren kontinuierlicher Rückgänge geweckt hatten.
"Wir stecken immer noch am Tiefpunkt fest", kommentierte Felix Pakleppa, Leiter des Zentralverbands der Deutschen Bauindustrie. Er forderte die künftige Bundesregierung zu "entschlossenem Handeln" auf, darunter Steuersenkungen und Bürokratieabbau, um eine Trendwende einzuleiten. Deutschland bleibt damit weit hinter seinem Ziel zurück, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen.
Ausblick auf weitere Entwicklungen
Die kommenden Wochen dürften für die Weltwirtschaft entscheidend werden. Finanzminister Kato plant, nächste Woche nach Washington zu reisen, um an den Treffen des Internationalen Währungsfonds und der G20 teilzunehmen. Erwartet wird auch ein separates Treffen mit Finanzminister Scott Bessent, um die Gespräche fortzusetzen, die von Premierminister Shigeru Ishibas wichtigstem Zollunterhändler, Wirtschaftsrevitalisierungsminister Ryosei Akazawa, begonnen wurden.
Währenddessen dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in ihrer heutigen Pressekonferenz kaum Hinweise auf künftige Schritte geben und stattdessen an ihrer Linie festhalten, dass die Unsicherheit für konkrete Zusagen zu groß sei und die Bank ihre nächsten Schritte anhand der eingehenden Daten entscheiden werde.
Ökonomen warnen zudem, dass die individuellen US-Zölle, die derzeit einer 90-tägigen Pause unterliegen, und ihre Auswirkungen auf den Welthandel auch die Exporte von Ländern wie Indonesien beeinträchtigen könnten, das seit Mitte 2020 von monatlichen Handelsüberschüssen profitiert.
Die aktuelle Entwicklung zeigt deutlich: Trumps Handelspolitik hat das Potenzial, das globale Wirtschaftsgefüge grundlegend zu verändern – mit weitreichenden Folgen für Finanzmärkte, Währungen und Zentralbankpolitik weltweit.
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