Trumps Zolloffensive löst globale Marktturbulenzen und Verhandlungswelle aus
Neue US-Handelsbarrieren lösen globale Verhandlungswelle aus, während Finanzmärkte einbrechen. Betroffene Länder reagieren unterschiedlich auf die historischen Zollerhöhungen.

- Weltweite Börsenturbulenzen nach Zollankündigung
- Über 50 Länder suchen Handelsgespräche
- Europäische Weinexporteure besonders betroffen
- Unterschiedliche Strategien der Handelspartner
Die Finanzmärkte erleben seit der Ankündigung der umfassenden Zollmaßnahmen durch US-Präsident Donald Trump am vergangenen Mittwoch ihre turbulenteste Phase seit der Corona-Krise. Der S&P 500 verzeichnete mit einem Wochenverlust von über 10 Prozent seinen schlechtesten Handelsverlauf seit 2020. Während die erste Welle der Zölle bereits am vergangenen Freitag in Kraft trat, steht die nächste Stufe unmittelbar bevor – ab dem 9. April 2025 werden weitere Abgaben fällig.
Globale Handelsdynamik im Umbruch
„Es wird keine Verschiebung geben“, bekräftigte US-Handelsminister Howard Lutnick am Wochenende die kompromisslose Haltung der Trump-Administration. „Die Zölle werden definitiv für Tage und Wochen in Kraft bleiben. Der Präsident muss den globalen Handel neu ordnen. Die Länder der Welt betrügen uns, und das muss ein Ende haben.“
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Trotz der Marktturbulenzen sieht die US-Regierung in ihrem Vorgehen einen strategischen Erfolg. Finanzminister Scott Bessent erklärte im NBC-Format „Meet the Press“, dass bereits mehr als 50 Länder seit der Ankündigung Kontakt mit Washington aufgenommen hätten, um Handelsgespräche zu beginnen. „Trump hat sich maximalen Verhandlungsspielraum verschafft“, so Bessent, der gleichzeitig Rezessionssorgen zurückwies und auf den überraschend starken US-Arbeitsmarkt verwies.
Barclays-Analyse zeigt die historische Dimension der Zollpolitik: Der handelsgewichtete US-Durchschnittszoll wird auf 23% steigen – ein Anstieg um 20 Prozentpunkte innerhalb von nur zwei Jahren und der höchste Stand seit 1909. „Die Trump-Administration ist entschlossen, die globale Handelsordnung neu zu schreiben, koste es, was es wolle“, kommentiert Christian Keller, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Barclays Investment Bank.
Unterschiedliche Reaktionen der betroffenen Handelspartner
Während China bereits mit Gegenzöllen reagierte, wählen andere Länder einen kooperativen Ansatz. Taiwan hat am Sonntag durch Präsident Lai Ching-te ein Angebot von Nullzöllen als Verhandlungsbasis unterbreitet und angekündigt, Handelshemmnisse abzubauen statt Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zudem sollen taiwanesische Unternehmen ihre Investitionen in den USA erhöhen.
Auch Indien verzichtet auf Vergeltungsmaßnahmen gegen den 26-prozentigen US-Zoll auf indische Waren. Ein Regierungsvertreter verwies auf laufende Gespräche für ein Handelsabkommen und sieht Neu-Delhi „besser positioniert als asiatische Mitbewerber wie China, Vietnam und Indonesien“. Die Regierung von Premierminister Narendra Modi hatte bereits im Februar Verhandlungen über ein frühes Handelsabkommen bis Herbst 2025 vereinbart und zuvor Zölle auf US-Krafträder und Bourbon gesenkt.
Indonesien hat ebenfalls angekündigt, keine Vergeltungsmaßnahmen gegen den 32-prozentigen US-Zoll zu erheben. Vietnam strebt nach Trumps Angaben ebenfalls Nullzölle an. Israel, das seine Zölle auf US-Waren bereits aufgehoben hat, könnte bei einem für Montag angesetzten Treffen zwischen Premierminister Benjamin Netanyahu und Trump im Weißen Haus zum ersten Land werden, das offiziell ein Freihandelsabkommen mit den USA verkündet.
Die Europäische Union hingegen bereitet eine Reaktion vor. Nach „offenen“ Gesprächen mit den USA warnte Brüssel, man sei „bereit, unsere Interessen zu verteidigen“, falls nötig.
Italienische Weinbranche besonders betroffen
Italien, als führender Weinexporteur in die USA, steht vor erheblichen Einbußen durch den 20-prozentigen Zoll auf europäische Waren. Im vergangenen Jahr verkaufte Italien Weine, Spirituosen und Essige im Wert von 2 Milliarden Euro in die USA – ein Viertel seiner weltweiten Exporte in diesem Segment.
Der Vorsitzende der italienischen Weinunion, Lamberto Frescobaldi, beziffert den jährlichen Umsatzverlust für italienische Weine auf etwa 323 Millionen Euro. Auf der Weinmesse Vinitaly in Verona zeigten sich Produzenten und Importeure besorgt. „Hoffentlich wird die EU nicht mit Gegenmaßnahmen reagieren – ein Handelskrieg wäre schwer zu bewältigen“, sagte Simone Luchetti, Präsident des US-Importeurs Banville.
Die Preiseffekte könnten erheblich sein. Charles Lazzara, Gründer des US-Einkäufers Volio Imports, erklärte, dass eine Flasche Prosecco der mittleren Preisklasse von 10,99 auf 12,99 US-Dollar im US-Einzelhandel steigen würde. Luchetti ergänzte: „Es wird wahrscheinlich schwierig, Prosecco-Flaschen zu verkaufen, die heute 14-18 Dollar kosten, weil ihr Preis auf 20 Dollar steigen wird.“
Während einige italienische Produzenten befürchten, dass US-Verbraucher zu günstigeren Alternativen wechseln könnten, zeigen sich andere optimistischer. „Prosecco kann nur in Italien hergestellt werden, besonders in Venetien – er kann nicht ersetzt werden!“, betonte Giancarlo Moretti-Polegato, Eigentümer von Villa Sandi, einem Prosecco-Produzenten aus der Region.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die als Verbündete Trumps gilt, steht vor einem diplomatischen Balanceakt. Sie erklärte am Sonntag: „Wir waren natürlich nicht mit der Entscheidung der Vereinigten Staaten einverstanden, aber wir sind bereit, alle Instrumente einzusetzen – sowohl bei Verhandlungen als auch wirtschaftlich –, um unsere Unternehmen und Sektoren zu unterstützen, die benachteiligt werden könnten.“ Gleichzeitig forderte sie die EU auf, „ideologische Vorschriften des Green Deal und Überregulierung in jedem Sektor zu überprüfen, die heute echte interne Zölle darstellen“.
Marktausblick und nächste Meilensteine
Die kommende Woche dürfte weitere Volatilität bringen. Der US-Inflationsbericht am Donnerstag wird besonders aufmerksam verfolgt, da Analysten die potenziellen Auswirkungen der Zölle auf die Verbraucherpreise bewerten wollen. Während Ökonomen von Barclays erwarten, dass die März-Inflationsdaten noch „gutartig und relativ unbeeinflusst von Zöllen“ ausfallen, warnen sie vor einem deutlichen Inflationsanstieg später im Jahr aufgrund der am 2. April verkündeten „Liberation Day“-Zölle.
Die inoffizielle Eröffnung der Berichtssaison beginnt am Freitag mit den Ergebnissen von BlackRock, JPMorgan Chase, Morgan Stanley und Wells Fargo. Bereits früher in der Woche berichten Einzelhändler und Fluggesellschaften, darunter Levi Strauss, Walgreens Boots Alliance und Delta Air Lines. Angesichts der Marktfokussierung auf Trumps nächsten Schritt könnten positive Überraschungen bei den Unternehmensgewinnen jedoch nicht ausreichen, um die Stimmung zu verbessern, wenn die Handelsspannungen weiter zunehmen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die verlängerte Frist für den TikTok-Deal. Trump hat ByteDance 75 zusätzliche Tage bis Mitte Juni eingeräumt, um den US-Geschäftsbetrieb zu verkaufen. Amazon, Oracle und Applovin haben alle Interesse am Erwerb der US-Assets von TikTok bekundet. Trump verknüpfte den Deal explizit mit den Handelsverhandlungen mit China und äußerte die Hoffnung, diese „in gutem Glauben“ fortzusetzen.
Während die Trump-Administration ihre Zollstrategie als langfälligen „Reset“ der US-Handelsbeziehungen darstellt, bleibt die zentrale Frage, ob die kurzfristigen wirtschaftlichen Verwerfungen die angestrebten langfristigen Vorteile rechtfertigen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die begonnenen Verhandlungen mit über 50 Ländern tatsächlich zu den von Washington erhofften „besseren Deals“ führen können.
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