Trumps Zollpause: Globaler Wirtschaftskampf eskaliert
Finanzielle Instabilität und Wirtschaftsunsicherheit durch bestehende US-Handelszölle trotz temporärer Aussetzung neuer Zollmaßnahmen für 90 Tage.

- Deutschland vor möglicher dritter Rezession
- Notenbanken im Dilemma zwischen Inflation und Wachstum
- Regionalbanken besonders unter Druck
- Unterschiedliche Reaktionen in Lateinamerika
Die 90-Tage-Aussetzung neuer US-Importzölle durch Donald Trump hat die globalen Finanzmärkte in Aufruhr versetzt, ohne die grundlegende Problematik zu lösen. Während die Börsen zunächst mit Erleichterung reagierten, blieben die bereits bestehenden Zölle auf Waren aus China, Mexiko und Kanada in Kraft. Diese verursachen weiterhin erhebliche wirtschaftliche Unsicherheiten und beeinflussen die geldpolitischen Perspektiven der US-Notenbank Federal Reserve.
Zollpolitik mit weitreichenden Folgen
Die jüngste Kehrtwende in Trumps Zollpolitik hat zwar einige der angekündigten "reziproken Zölle" vorübergehend aufgeschoben, doch die wichtigsten Handelspartner der USA bleiben von bestehenden Tarifen betroffen. Besonders die Zölle auf chinesische Importe wurden sogar von 104% auf 125% erhöht, da Trump Peking einen "Mangel an Respekt" für die Weltmärkte vorwarf.
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Diese handelspolitische Unsicherheit schafft laut Experten erhebliche Risiken für die Weltwirtschaft. "Der Handelskrieg ist keineswegs vorbei, und die Pause hat die Welt nicht in die Zeit zurückversetzt, bevor Trump die globale Instabilität auslöste", warnt Art Hogan, Chefmarktstratege bei B. Riley Wealth.
Die brasilianische Handelsministerin Tatiana Prazeres betonte, ihr Land wolle weiterhin Handelsverhandlungen mit den USA führen, während es gleichzeitig multilaterale Handelsbeziehungen unterstütze. "Unser Ansatz ist zu verhandeln, verhandeln und verhandeln – das ist es, was wir tun", erklärte Prazeres auf einer Veranstaltung des Brasilien-China Business Council.
Wirtschaftliche Auswirkungen in Europa
Besonders hart trifft die Zollpolitik Deutschland als exportorientierte Volkswirtschaft. Deutsche Wirtschaftsinstitute haben ihre Wachstumsprognose für 2025 von 0,8% auf magere 0,1% gesenkt, selbst ohne Berücksichtigung der temporär ausgesetzten neuen Zölle. Die bereits bestehenden 25%-Zölle auf EU-Aluminium, Stahl und Autos sind nach wie vor in Kraft.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte: "Allein die Ankündigung der Zölle hat massive Schäden verursacht." Die Folgen einer tatsächlichen Einführung der weiteren Zölle "wären verheerend, besonders für die USA", fügte er hinzu. Deutschland könnte bei fortgesetzter Handelsspannung das dritte Rezessionsjahr in Folge erleben – ein Novum in der Nachkriegsgeschichte.
Die deutschen Wirtschaftsinstitute warnen vor einem beispiellosen Anstieg der wirtschaftspolitischen Unsicherheit: "Änderungen bei Zöllen können praktisch täglich eintreten", so Klaus Weyerstrass vom Wiener Forschungsinstitut IHS.
Geldpolitik unter Druck
Die Fed steht vor einem Dilemma: Einerseits könnten Zölle inflationäre Tendenzen verstärken, andererseits droht eine Wachstumsabschwächung. Jeff Schmid, Präsident der Kansas City Fed, betonte am Donnerstag: "Es scheint, als hätten wir einen deutlichen Anstieg der Aufwärtsrisiken bei der Inflation zusammen mit erhöhten Abwärtsrisiken für die Beschäftigungs- und Wachstumsaussichten erlebt."
Diese Einschätzung teilt auch Lorie Logan von der Dallas Fed: "Um beide Ziele unseres dualen Mandats nachhaltig zu erreichen, wird es wichtig sein, zu verhindern, dass zollbedingte Preiserhöhungen zu einer hartnäckigeren Inflation führen."
Die Verbraucherpreise in den USA fielen im März zwar auf Monatsbasis, doch Analysten betrachten dies nur als ein Zwischenspiel vor dem kommenden zollbedingten Preisschock. Die Fed signalisiert vorerst, an ihrem aktuellen Zinsniveau festzuhalten, bis mehr Klarheit über die wirtschaftliche Entwicklung besteht.
Regionalbanken im Spannungsfeld
Besonders die US-Regionalbanken befinden sich in einer prekären Lage. Die durch Zölle ausgelöste Unsicherheit untergrub den Optimismus, mit dem diese Finanzinstitute das Jahr begonnen hatten. Analysten von J.P. Morgan warnen: "Während die kurzfristige Belastung durch Zölle vorerst nachgelassen haben mag, stehen Regionalbanken wahrscheinlich vor einem herausfordernden Jahr."
Die Kreditnachfrage könnte gedämpft bleiben, da Kreditnehmer angesichts der unklaren Situation an der Seitenlinie warten. Für Regionalbanken, die stark von der Kreditvergabe an lokale Unternehmen und Verbraucher abhängen, könnte ein wirtschaftlicher Abschwung besonders gefährlich werden. Ihnen fehlt die Größe größerer Konkurrenten und sie haben keine oder nur kleine Handelsabteilungen, die von Marktvolatilität profitieren könnten.
Seit der ersten Ankündigung neuer Zölle ist der KBW Regional Banking Index bis Mittwoch um 7,5% gefallen. Besonders im Fokus stehen die anstehenden Quartalsergebnisse von Banken wie Fifth Third, Citizens Financial und Regions Financial, wobei weniger die Quartalszahlen selbst als vielmehr die Prognosen und Kommentare der Führungskräfte unter Beobachtung stehen werden.
Spürbare Auswirkungen in Lateinamerika
Die mexikanische Zentralbank, Banxico, warnte, dass die mit Trumps Zöllen verbundenen Risiken sowohl Auf- als auch Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben könnten. "Einerseits besteht eine größere Möglichkeit einer weiteren Wechselkursabwertung und andererseits ein größeres Risiko einer weiteren wirtschaftlichen Abschwächung", heißt es in den Protokollen der letzten geldpolitischen Sitzung.
Einige Vorstandsmitglieder merkten an, dass die Schwäche der mexikanischen Wirtschaft "sich im ersten Quartal 2025 voraussichtlich vertieft hat". Eine Kontraktion im ersten Quartal würde eine technische Rezession bedeuten, nachdem die Wirtschaft bereits im vierten Quartal geschrumpft war – die erste vierteljährliche Kontraktion seit der Pandemie.
Brasilien hingegen zeigt überraschende Widerstandsfähigkeit. Der Dienstleistungssektor, Haupttreiber der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas, wuchs im Februar um 0,8% gegenüber dem Vormonat – deutlich über den von Ökonomen erwarteten 0,1%. "Im Februar zeigte der Dienstleistungssektor ein breit angelegtes Wachstum", erklärte Rodrigo Lobo, Forschungsleiter beim brasilianischen Statistikamt IBGE.
Energiemärkte als Indikator
Währenddessen deutet der jüngste Bericht der US-Energieinformationsbehörde EIA auf eine stärkere Nachfrage nach Erdgas hin als erwartet. Die tatsächliche Zunahme der Erdgasspeicherung lag bei 57 Milliarden Kubikfuß, unter der prognostizierten Steigerung von 60 Milliarden. Dies wird typischerweise als positives Signal für die Erdgaspreise gewertet, da es auf eine Nachfrage hinweist, die das Angebot übertrifft.
Im Vergleich zur Vorwoche, als der Anstieg nur 29 Milliarden Kubikfuß betrug, hat sich die Speicherung nahezu verdoppelt – ein Anzeichen für eine wachsende Nachfrage. Der Erdgasspeicherbericht ist ein wichtiger Indikator für den Energiesektor, besonders in Ländern mit bedeutenden Energiesektoren wie Kanada.
Gesundheitspolitische Umwälzungen
Inmitten der wirtschaftlichen Turbulenzen plant die Trump-Administration, alle Mitglieder des Präsidialenberatungsrats für HIV/AIDS (PACHA) zu entlassen, ohne einen Zeitplan für deren Ersetzung vorzulegen. Andrew Nixon, Sprecher des US-Gesundheitsministeriums, bestätigte, dass die Behörde den freiwilligen Dienst der Ratsmitglieder beende, und bezeichnete dies als gängige Praxis für eine neue Regierung.
HHS setzte letzte Woche die von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. angeordneten Entlassungen von 10.000 Bundesgesundheitsangestellten um – Teil massiver Kürzungen in der Bundesregierung unter Trump. Von den Entlassungen waren viele Behörden betroffen, die an der Bekämpfung von HIV beteiligt sind, einer Krankheit, von der schätzungsweise etwa 1,2 Millionen Menschen in den USA betroffen sind.
Carl Schmid, Geschäftsführer des HIV+Hepatitis Policy Institute und ehemaliger PACHA-Co-Vorsitzender, erklärte, die HIV-Politik in den USA befinde sich nach den Entlassungen im "Krisenmodus". "Wir wissen einfach nicht mehr, was mit HIV in diesem Land passiert", sagte er.
Die wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen verdeutlichen die tiefgreifenden Auswirkungen der neuen US-Administration auf globale Märkte, internationale Handelsbeziehungen und die innenpolitische Landschaft – mit Konsequenzen, die weit über die 90-tägige Zollpause hinausreichen dürften.
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