Trumps Zollpolitik erschüttert globale Märkte: Befürchtungen um Handelskonflikt wachsen
Internationale Volkswirtschaften wappnen sich gegen mögliche Handelsbarrieren, während Experten vor wirtschaftlichen Einbußen warnen und Börsen mit vorsichtigem Optimismus reagieren.

- Wirtschaftswachstum könnte erheblich sinken
- Britische Regierung sucht Ausnahmeregelungen
- Ölpreise steigen trotz Handelssorgen
- Fed-Vertreter betont Vertrauensverlust
Die Weltwirtschaft steht Ende März 2025 am Rande eines möglichen Handelskriegs, während die Unsicherheit über die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle die globalen Finanzmärkte in Atem hält. Die für den 2. April geplante Einführung „reziproker Zölle“ könnte weitreichende Folgen für Handelspartner wie Großbritannien haben, wo Wirtschaftsexperten bereits vor einem Wachstumsrückgang von bis zu einem Prozent warnen.
Trumps Zolloffensive verunsichert Märkte
„Dies ist die dramatischste Veränderung des Vertrauens im letzten Jahrzehnt, abgesehen von der COVID-Ära“, warnte Neel Kashkari, Präsident der Federal Reserve Bank von Minneapolis, auf dem Detroit Lakes Chamber Economic Summit. Kashkari betonte dabei, dass die Auswirkungen auf das Vertrauen möglicherweise schwerwiegender sein könnten als die Zölle selbst. Diese Einschätzung spiegelt die wachsende Besorgnis wider, dass die Handelsspannungen die bereits fragile Weltwirtschaft weiter belasten könnten.
Die US-Börsen zeigten sich in den letzten Tagen vorsichtig optimistisch, nachdem Berichte darauf hindeuteten, dass die neuen Zollmaßnahmen möglicherweise gezielter ausfallen könnten als ursprünglich befürchtet. Der S&P 500 verzeichnete drei aufeinanderfolgende Gewinntage, während Investoren auf weitere Hinweise zur konkreten Ausgestaltung der Handelspolitik warten. Dennoch bleibt die Grundstimmung angespannt.
Trump selbst deutete in einem Interview mit Newsmax an, dass er „wahrscheinlich nachsichtiger als reziprok“ sein werde, da eine vollständige Gegenseitigkeit „sehr hart für die Menschen wäre“. Gleichzeitig betonte er jedoch, nicht „zu viele Ausnahmen“ zulassen zu wollen – eine Aussage, die die Unsicherheit weiter anheizt.
Wirtschaftliche Folgen für Handelspartner
Besonders alarmierend sind die Prognosen des britischen Office for Budget Responsibility (OBR), das vor erheblichen wirtschaftlichen Einbußen warnt. Sollten die USA reziproke Zollerhöhungen von 20 Prozentpunkten auf alle Handelspartner erheben, könnte das britische Wirtschaftswachstum im Spitzenjahr 2026/27 um bis zu ein Prozent unter der zentralen Prognose liegen. Dies würde nahezu den gesamten finanziellen Puffer der britischen Regierung aufzehren.
Die britische Finanzministerin Rachel Reeves räumte bereits in ihrer halbjährlichen Haushaltsansprache ein, dass sich die Aussichten für die öffentlichen Finanzen seit dem letzten Bericht der Finanzaufsicht verschlechtert hätten – ebenso wie die Wirtschaftsaussichten. Das OBR halbierte seine Wachstumsprognose für Großbritannien in diesem Jahr auf 1,0 Prozent.
Reeves führte die Verschlechterung auf eine „sich verändernde Welt“ zurück und verwies auf den Krieg in der Ukraine sowie die durch Trumps Zollpläne verursachte Unsicherheit in der Weltwirtschaft: „Gleichzeitig ist die Weltwirtschaft unsicherer geworden, was Unsicherheit im Inland mit sich bringt, da Handelsmuster instabiler werden und die Kreditkosten für viele große Volkswirtschaften steigen.“
Internationales Engagement zur Zollvermeidung
Die britische Regierung versucht aktiv, von den reziproken Zöllen ausgenommen zu werden. Premierminister Keir Starmer sprach kürzlich mit Trump, und Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds besuchte Washington Anfang des Monats in der Hoffnung, ein Abkommen zu sichern, das Großbritannien vor den Auswirkungen der Zölle bewahren würde. Dies unterstreicht die ernste Besorgnis über die potenziellen Auswirkungen, insbesondere für handelsintensive Volkswirtschaften wie Großbritannien.
Trumps Zolloffensive seit seiner Amtseinführung im Januar war geprägt von Drohungen, Kehrtwenden und Verzögerungen, manchmal innerhalb von Stunden nach Ablauf von Fristen, während sein Handelsteam die Politik ausformuliert. Diese Unberechenbarkeit trägt wesentlich zur Marktverunsicherung bei.
Andere Wirtschaftliche Risikofaktoren
Parallel zur Zollproblematik drohen den USA weitere finanzielle Herausforderungen. Die Regierung könnte laut einer Prognose des überparteilichen Congressional Budget Office (CBO) bereits ab August – oder möglicherweise sogar schon Ende Mai – Gefahr laufen, mit einigen ihrer Schulden in Höhe von 36,6 Billionen Dollar in Verzug zu geraten, wenn der Kongress die Schuldenobergrenze nicht anhebt.
Das CBO warnte eindringlich: „Wenn die Schuldenobergrenze nicht angehoben oder ausgesetzt wird, bevor die außerordentlichen Maßnahmen erschöpft sind, wird die Regierung nicht in der Lage sein, alle ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Infolgedessen müsste sie die Zahlungen für einige Aktivitäten verzögern, ihre Schuldenverpflichtungen nicht erfüllen oder beides.“
Die Republikaner, die sowohl das Repräsentantenhaus als auch den Senat kontrollieren, haben bisher nicht mitgeteilt, wann sie beabsichtigen, Gesetzgebung zur Anhebung der selbst auferlegten Schuldengrenze des Kongresses voranzutreiben. Diese Ungewissheit verstärkt die bereits angespannte Wirtschaftslage zusätzlich.
Auswirkungen auf Unternehmen und Branchen
Internationale Unternehmen intensivieren unterdessen ihre Aktivitäten in Schlüsselmärkten, trotz der unsicheren Handelslage. Der türkische Staat gab bekannt, dass Partner des chinesischen Automobilherstellers Chery eine Milliarde Dollar in eine Produktionsanlage in der Schwarzmeerprovinz Samsun investieren werden, mit einer jährlichen Kapazität von 200.000 Fahrzeugen.
Die Ankündigung führte zu einer merkwürdigen Abfolge von Erklärungen: Während Präsident Tayyip Erdogan in einer Zeremonie im Präsidentenpalast Chery-Vertretern eine Anerkennungsurkunde für ihre Investition überreichte, dementierte das chinesische Unternehmen umgehend Pläne für den Bau einer Fabrik in der Türkei und erklärte stattdessen, Partnerschaften mit Dritten zur Geschäftsausweitung in der Türkei zu suchen.
Ein Vertreter des türkischen Industrieministeriums bekräftigte jedoch gegenüber Reuters, dass es sich um eine Investition von Chery-Partnern handle: „Neben diesen Anlagen wird auch ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Mobilitätstechnologien eingerichtet. Es wird erwartet, dass diese Produktionsanlagen für Fahrzeuge der Marke Chery 5.000 Menschen Beschäftigung bieten werden.“
Marktreaktionen und Ausblick
Die anhaltende Unsicherheit über Trumps Zollpläne hat auch den Rohölmarkt beeinflusst, wo die Preise aufgrund von Versorgungsbedenken und einem stärkeren als erwarteten Rückgang der US-Rohölbestände gestiegen sind. Die Brent-Rohöl-Futures stiegen um 1,1% auf 73,17 Dollar pro Barrel, während die US-Rohöl-Futures West Texas Intermediate um 1,1% auf 69,80 Dollar pro Barrel kletterten.
Gleichzeitig zeigen die jüngsten Wirtschaftsdaten gemischte Signale: Neue Aufträge für wichtige in den USA hergestellte Investitionsgüter sind im Februar unerwartet gefallen und könnten aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit durch Zölle schleppend bleiben, was Unternehmen davon abhält, ihre Ausgaben für Ausrüstung zu erhöhen.
Neel Kashkari deutete trotz der Unsicherheit an, dass eine schnelle Lösung der Handelsunsicherheit das Vertrauen rasch wiederherstellen könnte. Mit Blick auf die Geldpolitik deutete er zudem an, dass in den kommenden ein bis zwei Jahren weitere Zinssenkungen in den USA möglich seien.
Fest steht: Die globalen Finanzmärkte stehen vor einer Phase erhöhter Volatilität, während die Welt auf Trumps nächsten Schritt wartet. Das volle Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen seiner Zollpolitik bleibt abzuwarten, aber die Vorbereitungen auf mögliche Verwerfungen haben bereits begonnen.