Trumps Zollstrategie entfacht globalen Handelskonflikt mit China
Verschärfte Zollmaßnahmen zwischen Weltmächten belasten Finanzmärkte. Während Trump anderen Ländern vorübergehend Aufschub gewährt, steht China mit 125% Abgaben isoliert.

- Gegenseitige Strafzölle erreichen Rekordhöhe
- Globale Börsen reagieren mit Schwankungen
- Lieferketten-Neuausrichtung von China weg
- Anleihenmarkt unter erheblichem Druck
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat mit gegenseitigen Strafzöllen eine drastische Eskalationsstufe erreicht. In einer überraschenden Kehrtwende kündigte US-Präsident Donald Trump am 9. April 2025 an, die erst kürzlich verhängten hohen Zölle gegenüber zahlreichen Ländern vorübergehend auszusetzen – mit einer entscheidenden Ausnahme: China steht nun isoliert da und sieht sich mit verschärften US-Zöllen von 125 Prozent konfrontiert.
Chinas Isolation zwischen Vergeltung und Eskalation
Die chinesische Regierung reagierte umgehend mit eigenen Vergeltungszöllen von 84 Prozent auf US-Waren, die gestern um 12:01 Uhr chinesischer Zeit (4:00 Uhr GMT) in Kraft traten. Parallel dazu wurden Beschränkungen gegen 18 US-Unternehmen verhängt. Das chinesische Handelsministerium erklärte kämpferisch, man sei bereit, "bis zum Ende zu kämpfen". Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt in den ohnehin angespannten Handelsbeziehungen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt.
Während Trump ursprünglich einen Zollsatz von 104 Prozent auf chinesische Importe angekündigt hatte, erhöhte er diesen als Reaktion auf Chinas Vergeltungsmaßnahmen auf 125 Prozent. Bereits im März hatte die US-Regierung Sonderzölle von 20 Prozent auf chinesische Waren verhängt – ein deutliches Zeichen für die Prioritäten der US-Handelspolitik in Trumps zweiter Amtszeit.
Finanzexperten wie Bill Ackman, Gründer des Hedgefonds Pershing Square Capital Management, bewerten die aktuelle Situation als "äußerst günstig" für die USA: "China steht nun isoliert da, während unsere anderen Handelspartner Schlange stehen, um Deals auszuhandeln", kommentierte Ackman auf der Social-Media-Plattform X. Er betonte zudem, dass die Zeit nicht auf Chinas Seite sei, da US-Unternehmen zunehmend versuchten, ihre Lieferketten vom chinesischen Markt zu entkoppeln.
90-Tage-Pause für andere Länder
Die überraschende Entscheidung Trumps, eine 90-tägige Pause für die meisten neuen US-Zölle anzukündigen, sorgte an den globalen Finanzmärkten zunächst für Erleichterung. Asiatische Aktien und europäische Futures verzeichneten deutliche Zuwächse. Der Hang Seng Index in Hongkong sprang um beeindruckende 4 Prozent nach oben – trotz der Tatsache, dass der chinesische Yuan auf den niedrigsten Stand seit über 17 Jahren fiel.
Der Kurswechsel Trumps erfolgte, nachdem die Finanzmärkte mit panikartigen Verkäufen auf die ersten Zollankündigungen reagiert hatten. Die US-Indizes verzeichneten nach der Ankündigung der Zollpause ihre größten Tagesgewinne seit über einem Jahrzehnt. Analysten der J.P. Morgan warnen jedoch, dass dies "lediglich das Ende des Anfangs" sei und der US-Handelskrieg noch lange nicht vorbei ist.
Besonders bemerkenswert ist die Situation Vietnams, das als großer Gewinner der globalen "China plus one"-Strategie vieler Hersteller gilt. Das südostasiatische Land gab bekannt, eine Vereinbarung mit den USA über die Aufnahme von Verhandlungen für ein Handelsabkommen getroffen zu haben – ein weiterer Beleg für die zunehmende Isolation Chinas.
Auswirkungen auf Thailands Wirtschaft
Die Sorge vor US-Zöllen belastet auch andere asiatische Volkswirtschaften. In Thailand sank das Verbrauchervertrauen im März auf den niedrigsten Stand seit fünf Monaten, wie eine Umfrage der Universität der thailändischen Handelskammer zeigte. Der Vertrauensindex fiel von 57,8 im Februar auf 56,7 im März.
Universitätspräsident Thanavath Phonvichai erklärte: "Es ist offensichtlich, dass der gesunkene Vertrauensindex durch den Handelskrieg angetrieben wird, der Probleme für thailändische Exporte und den Tourismus verursachen und die wirtschaftliche Erholung verlangsamen könnte." Thailand gehört zu den am stärksten von Trumps Maßnahmen betroffenen Ländern in Südostasien, mit einem ursprünglich weit höher als erwartet ausgefallenen Zollsatz von 36 Prozent.
Thanavath schätzt, dass Thailand bei einer erfolgreichen Verhandlung zur Senkung der Zölle auf 10 Prozent mit Schäden zwischen 100 und 150 Milliarden Baht (2,93 bis 4,40 Milliarden US-Dollar) rechnen müsste, was das Wirtschaftswachstum um 0,7 bis 0,9 Prozentpunkte reduzieren würde. Finanzminister Pichai Chunhavajira hatte zuvor gewarnt, dass der volle Zollsatz von 36 Prozent das Wachstum der zweitgrößten südostasiatischen Volkswirtschaft um einen ganzen Prozentpunkt senken könnte. Thailand hat bereits angekündigt, Importe aus den USA zu erhöhen und eigene Zölle zu senken, um bessere Konditionen auszuhandeln.
Turbulenzen auf dem US-Anleihenmarkt
Die Auswirkungen der Zollpolitik haben auch den 29 Billionen US-Dollar schweren US-Staatsanleihenmarkt – das Fundament des globalen Finanzsystems – erschüttert. In der Handelswoche vor Trumps Ankündigung erlebten die Treasuries den stärksten wöchentlichen Renditesprung seit 2001. Marktteilnehmer verglichen die Situation mit der "Dash-for-Cash"-Panik im März 2020, als ein Zusammenbruch des Anleihenmarktes die US-Notenbank zu massiven Rettungsaktionen zwang.
Bill Campbell, Portfoliomanager für die globale Anleihestrategie bei DoubleLine, beschrieb besonders schwierige Handelsbedingungen in der Nacht zum Mittwoch: "Als der Verkaufsdruck über Nacht in Asien und dann durch Europa rollte, tauchten erste Warnzeichen auf, dass sich möglicherweise Stress im System aufbaute. Hätte dieser angehalten, wären größere Probleme entstanden."
Die Spreads zwischen Kauf- und Verkaufsangeboten – ein wichtiger Indikator für die Marktliquidität – verdoppelten sich zeitweise gegenüber normalen Niveaus. Hedgefonds begannen, mit Fremdkapital finanzierte Relative-Value-Trades aufzulösen, was die Bankbilanzen belastete. Die Situation entspannte sich erst, als New York den Handel aufnahm und eine Auktion zehnjähriger Staatsanleihen auf robuste Nachfrage stieß.
Inflation und geldpolitische Perspektiven
Die für heute erwarteten US-Verbraucherpreisdaten für März dürften nur einen Bruchteil der ersten Welle von Trumps Importzöllen erfassen. Ökonomen prognostizieren einen leichten Anstieg des Verbraucherpreisindex um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat, was eine Jahresrate von 2,6 Prozent bedeuten würde (nach 2,8 Prozent im Februar).
Paul Ashworth, Chefvolkswirt für Nordamerika bei Capital Economics, geht davon aus, dass Trump – eingeschüchtert durch die Marktreaktionen – die "Pause" wiederholt verlängern wird, wodurch die Situation letztlich dem universellen 10-Prozent-Zoll ähneln könnte, mit dem er im Wahlkampf geworben hatte. "Wir gehen davon aus, dass die US-Inflation nun bei etwa 4 Prozent ihren Höhepunkt erreichen wird", so Ashworth.
Die Protokolle der Fed-Sitzung vom 18./19. März zeigen, dass die US-Notenbanker nahezu einhellig Risiken gleichzeitig höherer Inflation und langsameren Wachstums sehen. Sie stellten fest, dass "die Inflation in diesem Jahr wahrscheinlich durch die Auswirkungen höherer Zölle angekurbelt wird" und dass "ihre Kontakte bereits von Kostenerhöhungen berichten, möglicherweise in Erwartung steigender Zölle."
Die Finanzmärkte rechnen damit, dass die Fed im Juni ihre Zinssenkungen wieder aufnimmt, nachdem sie im Januar eine Pause eingelegt hatte, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Regierungspolitik zu bewerten. Der Leitzins liegt derzeit bei 4,25-4,50 Prozent.
Internationale Reaktionen
Während einige Länder Verhandlungen mit den USA anstreben, zeigen sich andere zurückhaltender. Australien lehnte am Donnerstag einen Vorschlag Pekings ab, gemeinsam gegen US-Zölle vorzugehen. Vize-Premierminister Richard Marles sagte: "Wir werden uns nicht mit China zusammentun, was Konflikte in der Welt betrifft. Wir verfolgen Australiens nationale Interessen und diversifizieren unseren Handel weltweit."
In einer Meinungskolumne hatte Chinas Botschafter in Australien, Xiao Qian, Canberra zur Zusammenarbeit mit Peking aufgefordert, um das multilaterale globale Handelssystem zu verteidigen: "Unter den neuen Umständen ist China bereit, sich mit Australien und der internationalen Gemeinschaft zusammenzuschließen, um gemeinsam auf die Veränderungen in der Welt zu reagieren."
Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, rief inzwischen zu einem US-Handelsabkommen mit China auf. "Trumps Entscheidung, von einem schlimmeren Weg zurückzutreten und darüber zu verhandeln, wie mit diesen Ungleichgewichten umzugehen ist, ist ein viel besserer Weg", schrieb Dalio auf X. Er forderte die Trump-Administration auf, als nächstes Ziel das US-Defizit auf 3 Prozent des BIP zu senken.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die 90-Tage-Pause tatsächlich Raum für konstruktive Verhandlungen schafft oder ob der Handelskonflikt zwischen den USA und China weiter eskalieren wird – mit potenziell gravierenden Folgen für die Weltwirtschaft.
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