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TUI: Der Wettlauf mit der Zeit

Die Situation ist klar und einfach: Je länger die Reiseverbote andauern und die Bevölkerung im Unklaren gelassen wird, desto größer der Kollateralschaden im Tourismus. Die Zeit drängt, denn der Sommer steht vor der Tür, und wenn den Unternehmen keine Chance geboten wird, das Schlimmste abzuwenden, wird es hart. Die Corona-Zahlen lassen indes eine Lockerung zu, allein es fehlt der Glaube und der Mut – die Uhr tickt.

Das zeigen auch die TUI-Kennzahlen von heute. Der Abbau von 8.000 Stellen gilt dabei schon fast als eine Verzweiflungstat und der TUI-Chef wird nicht müde zu betonen, dass es sehr schwierig wird, die mit dem staatlich abgesicherten Hilfskredit von 1,8 Mrd. Euro gestiegene Schuldenlast zu tragen. Zitat: „Wir brauchen jetzt die Öffnung der Grenzen!“. Das Wichtigste in Kürze:

Tief in den Miesen

Für die ersten drei Monate gibt es einen operativen Verlust von knapp 829 Mio. Euro, 175 % mehr als im Vorjahr, vor allem, weil die Buchungen einbrachen und den Kunden Geld für stornierte Reisen erstattet wurde. Umsatz mit 6,4 Mrd. Euro knapp unter Vorjahr. Immerhin: Die Nachfrage nach Urlaub ist sehr hoch, aber viele Kunden zögern wegen der unklaren Linie der Politik mit Buchungen. Folge: Vom Sommerprogramm sind erst 35 % verkauft.

Auch klar: TUI wird nach Corona anders aussehen – schlanker, schneller und weniger kapitalintensiv. Alles was TUI besitzt – 400 Hotels und Ressorts, Airlines und Kreuzfahrtschiffe – wird auf den Prüfstand gestellt. Das Unternehmen, so war aus dem Management zu hören, werde die Infrastruktur künftig wohl eher leasen anstatt sie zu besitzen. Das sind dann gute Voraussetzungen für die folgenden Jahre, aber erst muss das Tal durchschritten werden.

Wann braucht TUI frisches Geld?

Die große Dunkelziffer sind die Rückerstattungen. Geld oder Gutschein? Das ist nicht immer klar, vor allem unterscheidet es sich von Land zu Land (von wegen Europa). Bei TUI fließen folglich im Monat 100 bis 200 Mio. Euro an Rückzahlungen ab, plus Kosten. Wie lange die 2,1 Mrd. Euro an liquiden Mittel ausreichen, kann sich jeder ausrechnen.

TUI-Chef Joussen zeigt sich dennoch kämpferisch und rechnet mit einer raschen Erholung des Reisegeschäfts, wenn die Corona-Pandemie erst einmal überstanden ist: „Spätestens im Jahr 2022 werden wir eine volle Erholung der Touristenzahlen sehen“, sagte der Chef in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Aktie noch einmal auf Talfahrt

Zur Aktie: Stimmungstief an der Börse heute und Stimmungstief bei TUI lassen den Kurs in Richtung Tiefstkurs abrutschen. Technisch gesehen kann hier ein schöner doppelter Boden entstehen, doch das gilt es diese Woche abzuwarten. Unsere Einschätzung: Es wird verdammt knapp, aber wir denken, dass TUI es schaffen wird. Vieles ist unklar und in den Händen der Politik, aber auch dort wächst der Druck. Unser Rat: TUI könnte möglicherwiese doch wieder zu DER Turnaround-Spekulation des Jahres werden. Anfangspositionen sind vertretbar, mehr dann später.