Vorstandsinterview Exklusiv: B+S Banksysteme: „Unsere Tochter ByteWorx entwickelt sich prächtig“

Die B+S Banksysteme AG (ISIN DE0001262152) zeigte sich im ersten Geschäftshalbjahr 2020/21 weitgehend coronaresistent, der Münchner Anbieter von Bankensoftware konnte Umsatz und Ergebnis gegenüber dem Vorjahr steigern. Die Analysten von SMC Research sehen vielversprechende Perspektiven und haben die Coverage mit einem Kursziel von 5,80 Euro aufgenommen. Positive Signale gibt es auch von der B+S-Aktie, die ihren dreijährigen Abwärtstrend gebrochen hat. „Der Kapitalmarkt beginnt zu realisieren, über welches Potenzial wir verfügen“, kommentiert B+S-Vorstand Wilhelm Berger.

Im Exklusivinterview mit BÖRSE GLOBAL spricht CEO Berger u. a. über erwartete Nachholeffekte, positive Impulse durch die ZAG-Lizenz und zweistellige Margen.

Herr Berger, B+S konnte im ersten Geschäftshalbjahr 2020/21 trotz der Corona-Pandemie Umsatz und Ergebnis gegenüber der Vorjahresperiode, dem zweiten Kalenderhalbjahr 2019, steigern. Wie pandemieresistent ist Ihr Geschäft? 

Wilhelm Berger: Da wir jetzt bereits dem Ende des zweiten von der Pandemie beeinflussten Geschäftsjahres (30.6.) entgegen gehen, können wir belegen, dass wir ein stabiles Geschäftsmodell praktizieren. Es gab in den vergangenen Monaten zwar vereinzelt temporäre Auftragsverschiebungen, dennoch konnten wir im ersten Halbjahr EBITDA und EBIT gegenüber dem Vorjahr steigern. Und auch für das Gesamtjahr 2020/21 sind wir optimistisch. 

Sie sprechen Auftragsverschiebungen an. Rechnen Sie mit einem entsprechenden Nachholeffekt in den kommenden Quartalen oder ist es dafür noch zu früh? 

Wilhelm Berger: Wir rechnen für das laufende Kalenderjahr durchaus mit Nachholeffekten, die wir allerdings noch nicht stichtagsbezogen zuordnen können. 

Wie läuft es bei Ihrer Tochter ByteWorx? Und welche Cross-Selling-Effekte gibt es in der B+S-Gruppe? 

Wilhelm Berger: Unsere Tochter ByteWorx entwickelt sich prächtig. Man spürt hier, dass durch die Zugehörigkeit zum B+S-Konzern Bedenken bezüglich Größe und Bonität entfallen. Das Cross-Selling mit ByteWorx, zu deren Kundenkreis u. a. die Commerzbank, die HypoVereinsbank und die Raiffeisen Bank zählen, eröffnet uns weitere Potenziale bei Bestandskunden, könnte aber auch das Neukundengeschäft beflügeln.

Die B+S Banksysteme Aktiengesellschaft hat im vergangenen Jahr von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) eine ZAG-Lizenz erhalten. Resultierten daraus schon positive Impulse im Neugeschäft bzw. wann erwarten Sie diese?

Wilhelm Berger: Dank der ZAG-Lizenz dürfen wir jetzt auch auf Konten zugreifen, um Kontoinformationen abzurufen oder Zahlungen auslösen. Damit positionieren wir uns auch als Kooperationspartner von Multi-Banking-Apps, Bonitätsprüfungen und Zahlungsdiensten. Dies dient einerseits der Absicherung des Geschäftes mit Bestandskunden, andererseits haben wir dank der ZAG-Lizenz auch bereits Neukunden gewonnen. Wir stehen hier allerdings erst am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung.

Ihr wichtigster Zielmarkt „Banken“ ist von Konsolidierungs- und Verdrängungstendenzen geprägt. Inwiefern ist das ein Risiko für B+S? Und sehen Sie im Umkehrschluss besondere Chancen im Geschäft mit innovativen FinTechs? 

Wilhelm Berger: Die sogenannten FinTechs sind ein Thema, in das wir mit der ZAG-Lizenz investiert haben. Wir spüren aber auch bei unserem angestammten „Banken-Markt“ eine für uns positive Entwicklung. Nachdem bis jetzt viele Jahre die Entwicklung Richtung „Standard“ ging, investieren Banken nun nicht nur in „Digitalisierung“, sondern parallel dazu auch in „Diversifizierung“. Das können auch regional unterschiedliche Erfordernisse (z. B. Hafennähe) sein.

Neben der laufenden Verbesserung des bestehenden Produktportfolios sehen Sie auch dessen Ergänzung durch neue Lösungen als eine wichtige strategische Stoßrichtung. Was haben Sie konkret in der Pipeline?

Wilhelm Berger: Neben der weiteren Ausrichtung des bestehenden Produktportfolios Richtung Endkundenplattformen nutzen wir die Produkte und das Know-how der ByteWorx für den Wertpapierbereich, um eine Lücke in unserer Produktpalette zu schließen. Hiervon erwarten wir uns eine zusätzliche Dynamik im Neugeschäft. 

Die stabile Kundenbasis beschert B+S verlässliche wiederkehrende Erlöse. Wie hoch sind diese aktuell pro Jahr?

Wilhelm Berger: Wir haben in der Vergangenheit rund 80% unserer Umsätze über Bestandsverträge (Wartung, ASP, Add on) realisiert. Diesen Bestand versuchen wir kontinuierlich zu steigern und investieren deshalb laufend in die fachliche und technische Weiterentwicklung. 

Die Analysten von SMC Research trauen Ihnen in Zukunft eine höhere Umsatzdynamik zu. Welche Wachstumsinitiativen haben Sie initiiert, die neue Potenziale eröffnen könnten?

Wilhelm Berger: Die möglichen Wachstumstreiber haben wir bereits genannt und die Gespräche, sowohl mit Bestandskunden als auch mit Interessenten, laufen vielversprechend. Wir hoffen hierzu in den nächsten Wochen einige strategisch interessante Abschlüsse tätigen zu können.

Zusätzliche Erlöse in Kombination mit der ausgeprägten Kostendisziplin würden nach Meinung von SMC Research deutlich zweistellige Margen ermöglichen. Teilen Sie diese Einschätzung?

Wilhelm Berger: Ja. Dieses Potenzial haben wir und wir wollen es auch ausschöpfen. Mit den angesprochenen Wachstumsinitiativen haben wir den Grundstein dafür gelegt.

Die B+S-Aktie hat ihren dreijährigen Abwärtstrend gebrochen. Verspüren Sie eine verstärkte Nachfrage von Investorenseite?

Wilhelm Berger: Das Interesse an unserem Unternehmen und der B+S-Aktie hat in der Tat zugenommen. Der Kapitalmarkt beginnt zu realisieren, über welches Potenzial wir verfügen. Ich wünsche mir, dass die laufenden Initiativen für die B+S in ein Image münden, sodass man B+S als Entscheidungsträger und/oder Berater nicht mehr ignorieren kann.

Herr Berger, vielen Dank für das Interview.

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