Vorstandsinterview Exklusiv – elumeo: „Zurück auf Wachstumskurs im September“
Die Berliner elumeo SE, Spezialist für hochwertigen Edelsteinschmuck, hat das zehnte positive Quartalsergebnis in Folge erzielt und dabei den Markt im dritten Quartal um fast 50 Prozent geschlagen. Eine Wette auf die Zukunft ist die Video-Shopping-App Jooli, die weltweit inzwischen mehr als 600 Kanäle im Angebot hat. Die elumeo-Aktie setzt zum Turnaround an.
BÖRSE GLOBAL traf elumeo-CEO Florian Spatz zum Exklusivinterview und sprach mit ihm über Einsparungen und neue Formate, das Potenzial auf dem indischen Markt und die Sonderkonjunktur im vierten Quartal: „Neben dem Weihnachtsgeschäft ist auch Black Friday insbesondere für unser Webshop-Geschäft ein wichtiger Umsatztreiber.“
Herr Spatz, auch elumeo kann sich dem herausfordernden Marktumfeld nicht entziehen, im Q3 steht ein Erlösrückgang von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu Buche. Marktbeobachter hatten aufgrund des hohen Vorjahresniveaus und des eingetrübten Konsumklimas einen noch größeren Einbruch erwartet. Wie zufrieden sind Sie mit der Umsatzentwicklung und der Kundennachfrage?
Florian Spatz: Wir freuen uns, dass es gelungen ist, den Umsatzrückgang zu stoppen und unser Liveshopping-Kerngeschäft im September wieder zurück auf Wachstumskurs zu bringen. Ebenfalls erfreulich ist die Entwicklung unseres Webshop-Geschäfts, das trotz leichtem Umsatzrückgang im dritten Quartal den Markt um fast 50% geschlagen hat und deutlich über dem Vor-Corona-Niveau liegt.
Ergebnisseitig blicken Sie auf das zehnte positive Quartalsergebnis in Folge zurück. Positiv haben sich dabei auch die in Q1 eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen bemerkbar gemacht. Was haben Sie konkret umgesetzt? Planen Sie weitere Maßnahmen?
Florian Spatz: Die wichtigste Kostensenkungsmaßnahme betrifft unser Italien-Geschäft, bei dem wir den Sendebetrieb auf täglich vier bis sieben Stunden reduziert haben. Dies hatte einen erwartbaren Umsatzrückgang zur Folge, dem jedoch überproportionale Einsparungen in den Reichweitekosten gegenüberstehen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf unsere Profitabilität. Wir werden auch zukünftig unsere Kosten regelmäßig reviewen und bei Bedarf Maßnahmen ergreifen.
Sie betonen, dass elumeo „deutlich besser als der Markt“ abschließen konnte. An welcher Kennziffer machen Sie dies fest?
Florian Spatz: Der Bundesverband eCommerce und Versandhandel e.V. (bevh) veröffentlicht quartalsweise Kennzahlen zur Umsatzentwicklung im Onlinehandel. Für das für uns relevante Segment „Schmuck & Uhren“ weist der bevh im dritten Quartal 2022 einen Umsatzrückgang von 21,7% gegenüber Vorjahresquartal aus. Dagegen ist es uns gelungen, den Umsatzrückgang auf nur 6,4% zu begrenzen und mit unserem Kerngeschäft im September wieder gegenüber Vorjahr zu wachsen.
Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf das Jahresendgeschäft? Und welche Rolle spielt dabei die Sonderkonjunktur rund um Black Friday für Sie?
Florian Spatz: Das Marktumfeld bleibt weiterhin herausfordernd und es kann im Krieg in der Ukraine jederzeit neue Entwicklungen geben. Derzeit scheint es allerdings so zu sein, dass wir das Schlimmste überstanden haben und vorsichtig optimistisch auf das vierte Quartal blicken können. Neben dem Weihnachtsgeschäft ist auch Black Friday insbesondere für unser Webshop-Geschäft ein wichtiger Umsatztreiber. Erstmals werden wir bei elumeo über einen ganzen Monat verteilt Black-Friday-Angebote veranstalten.
Zusätzliche Impulse versprechen Sie sich von neuen Produkten, neuen Showformaten, aber auch von weiteren Verbesserungen der Shopping-App. Worauf dürfen sich Ihre Kunden freuen?
Florian Spatz: Dank unserer engen Zusammenarbeit mit lokalen Manufakturen haben wir eine sehr reaktive Wertschöpfungskette, mit der wir auf den Umsatzeinbruch im ersten Halbjahr schneller als andere Händler reagieren konnten. Dadurch ist es uns gelungen, einen massiven Bestandsaufbau zu vermeiden. Wir können mit einer Vielzahl an attraktiven und neu angelieferten Produkten in das vierte Quartal starten. Darüber hinaus werden wir neue Showformate launchen und neue Gäste und Schmuckexperten in unseren Liveshows begrüßen. Außerdem wird es einige Verbesserungen in der Nutzererfahrung unserer Shopping-App geben, bei denen wir ausgehen, dass sie den Umsatz pro Kunden erhöhen werden.
Die aktuelle Entwicklung der von Ihnen in 2021 gestarteten Bewegtbild-App Jooli bezeichnen Sie als „erfreulich“. Was ist das Besondere an Jooli?
Florian Spatz: Jooli ist ein Video-Shopping-Marktplatz der Unterhaltung und Shopping in einer intuitiv bedienbaren App miteinander verbindet. Durch unterhaltsame Videos werden den Nutzerinnen und Nutzern interessante Produkte von Herstellern vorgestellt, die sie vielleicht noch gar nicht kannten. Gerade für den Einkauf von Geschenken ist Jooli eine interessante Shoppingalternative.
Und warum haben Sie Indien dabei als ersten großen Markt gewählt?
Florian Spatz: Der Video-Feed von Jooli wird durch einen von uns selbst entwickelten Vorschlagsalgorithmus gesteuert. Um gut zu funktionieren, braucht dieser Algorithmus möglichst viele Daten von Nutzerinnen und Nutzern. Hier uns bietet der indische Markt mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern deutlich mehr Potenzial für unser Marketingbudget. Sicherlich geholfen hat es auch, dass wir in Jaipur bereits ein großes Büro mit der entsprechenden Infrastruktur haben.
Im dritten Quartal konnte Jooli die Anzahl angebotener Kanäle weltweit auf fast 600 steigern. Wann starten Sie mit der Monetarisierung von Jooli und welche Ziele haben Sie mittelfristig mit Jooli?
Florian Spatz: Wir werden mit der Monetarisierung vorsichtig in der zweiten Jahreshälfte 2023 starten. Monetarisierung ist zum gegenwärtigen Stand der Entwicklung von Jooli nicht unsere vordringliche Priorität. Unser Fokus liegt im Moment in der Steigerung der angebotenen Kanäle und in der Verbesserung des Vorschlagsalgorithmus. Mittelfristig möchten wir Jooli zu einer international führenden Video-Shopping-Plattform entwickeln.
Wie teuer ist die Expansion im US-Markt? Und wie finanzieren Sie das weitere Wachstum von Jooli?
Florian Spatz: Nachdem wir Jooli bisher vollständig aus dem freien Cashflow von elumeo finanzieren, achten wir bei unseren Investitionen auf die Fokusierung. Daher investieren wir den Löwenanteil unseres Marketingbudget in Indien – Deutschland und die USA sind hier für uns zum jetzigen Zeitpunkt in erster Linie interessante Testmärkte, in denen wir einzelne Aspekte unserer Plattform austesten und optimieren.
Lassen Sie uns abschließend einen Blick auf 2023 werfen: Was sind für Sie die größten Herausforderungen im kommenden Jahr und wo sehen Sie die größten Chancen für elumeo und Jooli?
Florian Spatz: Zum jetzigen Zeitpunkt kann niemand mit Sicherheit vorhersagen, wie sich der Ukraine-Krieg weiterentwickeln und welche makroökonomischen Auswirkungen dies im Jahr 2023 haben wird. Wenn sich der gegenwärtige Erholungstrend jedoch weiter fortsetzt, wovon wir aktuell ausgehen, werden wir Quartal für Quartal weniger von den negativen Auswirkungen auf das Konsumentenverhalten spüren. Mit Blick auf unser gutes Kostenmanagement und die vielen Optimierungen insbesondere unserer Onlinekanäle, sowohl bezüglich unseres Kerngeschäfts als auch bezüglich Jooli, sehen wir gute Voraussetzungen, um nach der erfolgreichen Erholung wieder deutlich zu wachsen.
Herr Spatz, vielen Dank für das Interview.
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