Vorstandsinterview Exklusiv: Lloyd Fonds: „Die Tokenisierung von Finanzprodukten ist der nächste große Wachstumsschritt“
Die Neuausrichtung der Lloyd Fonds AG (ISIN DE000A12UP29) trägt Früchte. Im Geschäftsjahr 2020 konnte das Hamburger Finanzhaus, das inzwischen bereits 1,85 Mrd. Euro verwaltet, mit einem EBITDA-Anstieg auf 7,0 Mio. Euro die Erwartungen übertreffen. „In so einem Startjahr und unter den erschwerten Bedingungen der Covid-19-Pandemie ist eine EBITDA-Marge von 26,1 % ein sehr ordentliches Ergebnis“, kommentiert Lloyd-Fonds-CEO Achim Plate. Bis 2024 soll das verwaltete Vermögen auf 7 Mrd. Euro anwachsen – auch mithilfe von strategischen Übernahmen von Vermögensverwaltungen vorzugsweise an den Standorten München oder Frankfurt. Die neuen Kursziele der Analysten reichen bis 13,80 Euro.
Im Exklusivinterview mit BÖRSE GLOBAL spricht CEO Plate u. a. über das Potenzial der WealthTech-Tochter LAIC, den geplanten Ausbau der Vertriebsaktivitäten und das EBITDA-Margenziel von 45% bis 2024.
Herr Plate, algorithmusbasiertes Portfoliomanagement über Ihre Datenplattform LAIC ist das große Thema bei Lloyd Fonds. Auf dem deutschen Markt gibt es etwa 30 etablierte Anbieter für Robo Advisory. Was macht bei LAIC den Unterschied?
Achim Plate: Die meisten Wettbewerber im Markt arbeiten mit ETF-Musterportfolios bei der Vermögensallokation, was aus meiner Sicht einem sehr statischen und wenig individualisierten Ansatz entspricht. Gleiches gilt entsprechend auch für das Risikomanagement. Dem Standardportfolio folgt i. d. R. also auch ein Standardrisikomanagement. Zur mittel- und langfristigen Kundengewinnung ist neben der Performance aber das Management des Risikos auschlaggebend. Bei unserem WealthTech LAIC setzen wir daher einen weiterführenden Ansatz um, der die täglichen Risikobetrachtungen und Prognosen nicht nur auf Portfolioebene, sondern auch auf Marktebene durchführt. Dies ist im Wettbewerb nach meiner Kenntnis bisher nahezu einzigartig.
Zum anderen haben wir unser Angebot skaliert und bieten eine ganze Reihe von Produktlösungen für Privat- als auch institutionelle Anleger an.
Welche konkret?
Achim Plate: Neben einer Individualdepotlösung ab einer Mindestzeichnungssumme von 50.000 Euro für vermögende Anleger zählen zum LAIC-Produktangebot auch fünf digitale Mischfonds, die sich durch ihre Risikoklasse, Themen- und regionalen Schwerpunkte unterscheiden und bereits ab einer Mindestzeichnungssumme von 50 Euro gekauft werden können. Darüber hinaus haben wir auch zwei fondsgebundene, steuerlich geförderte Rentenversicherungen, die auf unseren digital gesteuerten Mischfonds basieren. Zudem haben wir einen institutionellen Publikumsfonds aufgelegt, den wir gemeinsam mit institutionellen Kunden für die Anforderungen von Banken, Volksbanken und Sparkassen im Depot-A-Geschäft entwickelt haben. Ich kenne keinen Anbieter im deutschen Markt, der eine ähnlich breite, digital gesteuerte Produktpalette anbietet, wie wir mit LAIC.
Sie bezeichnen LAIC selbst nicht mehr als FinTech, sondern als WealthTech. Warum diese Unterscheidung?
Achim Plate: Den Begriff FinTech, den wir zunächst aufgrund unseres eigenentwickelten Systems LAIC ADVISOR®, mit dem wir das digitale Portfoliomanagement bei LAIC durchführen, verwendet haben, greift mittlerweile zu kurz. Zielbild bei LAIC ist die Entwicklung einer digital verfügbaren, hybriden Geldanlage-Plattform, die neben stark individualisierten digitalen Produktlösungen für kleinste Sparbeträge bis hin zur Algorithmus-basierten Allokation großer Vermögen Ansätze anbietet. Für unsere Partner bieten wir ergänzend auch ein eigenes Vertriebspartnerportal an, welches ebenso vollständig individualisierbar ist. Dieses Zielbild wird im Markt üblicherweise mit dem Begriff WealthTech gleichgesetzt.
Sie haben angekündigt Investoren Blockchain-basierte wirtschaftliche Beteiligungsrechte (sog. „LAIC-Token“) in einem Umfang von bis zu 10 % am Stammkapital der LAIC Capital GmbH anzubieten. Warum soll die Wachstumsfinanzierung ausgerechnet über einen Token passieren – wäre das nicht einfacher über eine „normale“ Kapitalrunde? Was ist der langfristige Plan hinter der Eigentumsverbriefung per Token bei LAIC?
Achim Plate: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Tokenisierung von Finanzprodukten der nächste große Wachstumsschritt ist, der unserer Branche bevorsteht. Deshalb haben wir uns mit diesem Wachstumsmarkt intensiv auseinandergesetzt. Mit der beschlossenen Investorenbeteiligung auf Ebene der LAIC Capital GmbH soll einerseits die Visibilität des organisch geschaffenen Wertes unseres WealthTech LAIC dokumentiert werden. Andererseits soll aber natürlich auch die weitere Beschleunigung des Wachstums unterstützt werden. Wir erleben gerade eine hohe Nachfrage nach unseren Lösungen, was uns zum einen sehr stark in unserem Handeln bestätigt, zum anderen aber auch weitere Investitionen beispielsweise in unsere API-Schnittstellentechnologie erfordert. Der gewählte Ansatz der Tokenisierung ist für uns ein weiteres Mittel, um unsere Innovationskraft permanent unter Beweis zu stellen und weiter an dieser zu wachsen.
Was könnten die nächsten Schritte bei der Tokenisierung von Finanzprodukten sein?
Achim Plate: Persönlich kann ich mir gut vorstellen, dass in Zukunft auch Fondsprodukte, also bei uns aktiv gemanagte und digital gesteuerte Fonds tokenisiert werden können. Damit würde eine neue Vertriebsform geschaffen, die zusätzliches Wachstum generiert.
Was heißt im Zusammenhang mit der Kapitalrunde bei LAIC „zusätzliche Wachstumsfinanzierung“ – wofür sollen die frischen Mittel von schätzungsweise fünf Mio. Euro verwendet werden?
Achim Plate: Neben den eben beispielhaft angesprochenen Investitionen in Schnittstellentechnologien sollen die Mittel dem geplanten weiteren Personalaufbau bei LAIC, insbesondere für den Ausbau der Vertriebs- und Marketingaktivitäten, dienen. Dies gilt sowohl im Direkt-, Online-, externen Partner- als auch im White Label Exklusiv-Partner-Vertrieb. Zudem schließt dies auch die geplanten Aufwendungen für die digitale, datengetriebene Neukundengewinnung ein, die darauf aufbauend geplant sind.
Bei LAIC gab es im ersten Quartal 2021 einen Sprung bei den AuM um 50 Mio. Euro gegenüber dem Dezemberwert. Woher kommt der starke Anstieg, ist das ein Einmaleffekt?
Achim Plate: Wir sind mit unserem Produktangebot bei LAIC am 1. April 2020 gestartet. Mittelweile haben wir im Q1 2021 die wichtige Zielmarke von 100 Mio. Euro über unser gesamtes LAIC-Produktangebot überschritten. Dieses hervorragende Ergebnis zeigt, da die Zuwächse aus unserem gesamten, im Jahr 2020 aufgebauten Produktangebot bei LAIC resultieren, dass es sich eben nicht um einen Einmaleffekt handelt. Zurückzuführen ist dieses Ergebnis auf den deutlichen Ausbau der Vertriebs-, Marketing- und Presseaktivitäten. Die Aufnahme in Online-Wettbewerbsvergleiche dokumentiert beispielsweise unseren Performanceanspruch gegenüber unseren Kunden, wodurch mehr Transparenz geschaffen wird. Dadurch werden nicht nur Kundengelder angezogen, auch die Marke LAIC gewinnt weiter an Bedeutung.
Neben den Vertriebsaktivitäten über Partner ist Lloyd Fonds auch produktseitig aktiv und bietet mit LAIC-Fonds, -FondsRente und -Institutionell Innovationen für alle Vertriebskanäle an. Wie werden diese bisher angenommen?
Achim Plate: Unser Vorteil ist, dass wir keine „Altlasten“ in unserer Produktwelt haben und entsprechend alle Produkte bedarfsorientiert im Hinblick auf die Wünsche unserer Partner entwickeln konnten. Wir achten sehr darauf, dass wir Produkte nur dann auf den Markt bringen, wenn sich diese auch einer gewissen Nachfrage erfreuen. Nehmen sie als Beispiel unseren Ansatz für institutionelle Kunden. Hier haben wir gemeinsam mit den entsprechenden Kunden eine Lösung für die Anforderungen von Sparkassen und Volksbanken für deren Depot-A Geschäft in einem Fondsmantel aufgebaut. Oder unsere FondsRente, welche gemeinsam mit zwei Versicherungspartnern entwickelt wurde und die erste voll digitale und Algorithmus-basierte Fondsrente in Deutschland ist.
Im Bereich Lloyd Vermögen stehen für dieses Jahr unter anderem Zukäufe auf der Agenda: Welche Kriterien müssen potenzielle Targets erfüllen? Sind auch Zukäufe im Ausland (CH oder A) geplant?
Achim Plate: Wir suchen Vermögensverwaltungen vorzugsweise an den Standorten München oder Frankfurt mit einem verwalteten AuM-Vermögen von 500 Mio. Euro bis 1 Mrd. Euro. Zukäufe im Ausland sind derzeit nicht geplant. Unser Ziel ist, noch in diesem Jahr eine Transaktion durchzuführen. Potenzielle Targets müssen eine überzeugende Strahlkraft vorweisen, entsprechend in ihrer Region etabliert sein und über einen eingeführten Kundenstamm verfügen, damit diese zu unserem neu aufgebauten Geschäftsmodell passen. In unseren Gesprächen sehen wir, dass viele Vermögensverwaltungen bereit sind, an eine Plattform, wie wir sie jetzt anbieten, anzudocken und deren Vorteile und Skalierbarkeit zu nutzen.
Was man als Aktionär auch im Auge behalten sollte, sind mögliche Performance-Fees aus den Fonds. Bereits für das erste Quartal erwarten Sie eine Perfomance-Fee in der Größenordnung von rund 3 Mio. Euro. Könnte dies in den Folgequartalen eine ähnliche Größenordnung annehmen?
Achim Plate: Bei der Lloyd Fonds AG ist es so, dass unsere Fonds nicht zu einem Stichtag abgerechnet werden. Vielmehr haben wir darauf geachtet, dass die Geschäftsjahre der Fonds auf unterschiedliche Quartale verteilt sind, so dass wir unterjährig verschiedene und regelmäßige Performance-Fee-Abrechnungsperioden haben. Das heißt, der Lloyd Fonds – Global Asset Sustainable wurde jetzt Ende März 2021 mit einer Performance-Fee von rund 3 Mio. Euro abgerechnet. In Q2 folgen entsprechend vier weitere Fonds, welche Stand heute eine Performance Fee Rückstellung von über 4 Mio. Euro aufweisen. Im vierten Quartal wird dann wieder unser größter Fonds, der Lloyd Fonds – WHC Global Discovery, abgerechnet. Die historisch größtenteils positiven Renditen unserer Fonds auf der einen Seite und die beschriebene Aufteilung der Abrechnungsperioden auf der anderen Seite führen aus unserer Sicht mittelfristig zu einer Glättung der Ergebnisse und einer entsprechend geringeren Abhängigkeit von Stichtagsbewertungen der globalen Märkte.
Als neues Mittelfristziel haben Sie eine EBITDA-Marge von 45% bis 2024 ins Auge gefasst. Aktuell sind es 26,1% im Jahr 2020. Das klingt ambitioniert. Wo sehen Sie die größten Margenpotenziale?
Achim Plate: Das Jahr 2020 war unser erstes volles operatives Jahr in der neuen Konzernzusammensetzung mit den drei Geschäftsfeldern LLOYD FONDS, LLOYD VERMÖGEN und LAIC. In so einem Startjahr und unter den erschwerten Bedingungen der Covid-19-Pandemie ist eine EBITDA-Marge von 26,1 % ein sehr ordentliches Ergebnis. Wir wollen mit einer Kombination aus deutlichem Wachstum der AuM in allen drei Geschäftsfeldern und einer damit verbundenen unterproportionalen Steigerung der Kosten die Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells unter Beweis stellen. Ich bin dabei zuversichtlich, dass wir aufgrund des geplanten überproportionalen Wachstums in allen Geschäftsfeldern, insbesondere bei LAIC, verbunden mit unserem Fokus auf Digitalisierung sowohl das EBITDA-Ziel von 45 % als auch das Ziel des weiteren organischen und anorganischen Wachstums der AuM bis Ende 2024 von knapp 1,85 Mrd. Euro in Q1 2021 auf 7 Mrd. Euro Ende 2024 erreichen werden.
Herr Plate, vielen Dank für das Interview.
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