Vorstandsinterview Exklusiv: Mensch und Maschine Software – „Das ist eine 100-prozentige Win/Win-Situation“
Die Mensch und Maschine Software SE gehört im deutschen Nebenwerte-Sektor zweifellos zu den Stars. Und das nicht nur wegen ihres nachhaltigen Wachstums, sondern natürlich auch wegen ihrer sehr starken Performance am Kapitalmarkt. So konnte die Aktie allein in den letzten 10 Jahren über 1.000% zulegen. Und als führender Entwickler von Computer Aided Design, Manufacturing und Engineering (CAD/CAM/CAE) konnte das Unternehmen auch im „Corona-Jahr“ 2020 Gewinn und Cashflow auf neue Höchstwerte steigern und dies im ersten Quartal 2021 mit neuen Quartalsrekorden eindrucksvoll bestätigen.
Im Interview mit BÖRSE GLOBAL spricht Gründer und CEO Adi Drotleff u. a. über die High-End-Marktführerschaft, die Konjunktur im CAD/CAM/CAE-Markt, die Partnerschaft mit Autodesk, zweistellige Ergebniszuwächse und die Rückkehr zum gewohnten Wachstumsmodus.
Herr Drotleff, die Mensch und Maschine Software SE ist ein führender Entwickler von Computer Aided Design, Manufacturing und Engineering (CAD/CAM/CAE). Was sind Ihre umsatz- und ertragsstärksten Produkte in diesem Bereich und wie verteilen sich Ihre Erlöse regional?
Adi Drotleff: MuM macht etwa ein Drittel seiner Wertschöpfung mit CAM-Software sowie je ein weiteres Drittel mit CAD/CAE-Software und Digitalisierungslösungen für den Bau- und den Industriebereich. Das meiste Geschäft läuft im deutschsprachigen Raum und dem übrigen Europa, aber unsere selbstentwickelten CAM- und BIM-Softwareprodukte werden global in insgesamt mehr als 70 Länder auf allen fünf Kontinenten verkauft.
Wer sind Ihre größten Wettbewerber und wie hebt sich MuM von diesen ab?
Adi Drotleff: Im für uns wichtigsten CAM-Markt sind wir technologisch führend und ermöglichen unseren Kunden die rasche Amortisation ihrer hohen Werkzeugmaschinen-Investitionen, die typischerweise im sechs- bis siebenstelligen Euro-Bereich liegen. Aber auch mit unserer Software für Ingenieurbau, Garten-/Landschafts- und Tiefbau sowie für CAE sind wir in unseren Nischen High-End-Marktführer und heben uns damit vom Wettbewerb ab. Bei den kundenspezifischen Digitalisierungslösungen im Systemhaussegment nutzen wir seit jeher die CAD-Standardsoftware von Weltmarktführer Autodesk als Basis. Dadurch gibt es selbst im BIM-Bereich wenig Reibungspunkte z. B. mit Platzhirsch Nemetschek, zumal wir hier mit unserer erfolgreichen Ausbildungslinie BIM-Ready ein Alleinstellungsmerkmal haben.
Wie hat sich der CAD/CAM/CAE-Markt allgemein in der Corona-Krise geschlagen und wie die MuM im Speziellen?
Adi Drotleff: Die Industrie-Konjunktur hatte ja schon im Laufe des Jahres 2019 ihren Zenit überschritten, insofern war Corona nur ein zusätzlicher Bremseffekt, bis gegen Ende 2020 dann der Rebound einsetzte. Wir selbst hatten 2018/19 einen enormen Lauf mit hoch zweistelligen Umsatz- und Ergebniszuwächsen, der sich in Q1/2020 sogar noch etwas beschleunigt hat. Ab Q2/2020 fiel der Umsatz dann um rund 10% unter die Rekordwerte des Vorjahres, was wir aber per Kostenelastizität und Margenstärke ausgleichen und so im Gesamtjahr 2020 bei Gewinn und Cashflow noch zweistellige Zuwächse erzielen konnten.
Welche Wachstumsraten erwarten Sie für das laufende und das folgende Jahr? Rechnen Sie mit einer Sonderkonjunktur durch zusätzliche Infrastrukturprogramme weltweit?
Adi Drotleff: Wir lagen im Q1 zwar erwartungsgemäß noch um 8% unter dem Rekord-Umsatz im Vor-Corona-Q1/2020, konnten aber erfreulicherweise das Rekord-EBIT des Vorjahres knapp übertreffen, so dass wir für das laufende Jahr schon mit 5 bis 8% mehr Rohertrag und 12 bis 21% Zuwachs beim Nettoergebnis rechnen. Dabei ist es im Moment so, dass das Bestandsgeschäft zwar sehr ordentlich läuft, aber das Neugeschäft noch nicht wieder voll in Schwung gekommen ist. Hier erwarten wir von Quartal zu Quartal eine Verbesserung der Investitionsbereitschaft, wobei sicher auch die Infrastrukturprogramme eine Rolle spielen dürften. Ab 2022 rechnen wir auf jeden Fall mit einer Rückkehr zu unserem gewohnten Wachstumsmodus mit +8-12% pro Jahr bei Umsatz/Rohertrag und +18-24 Cent beim Ergebnis je Aktie.
Ihr Geschäftsmodell basiert auf den beiden Segmenten MuM-Software (u. a. Standardsoftware für CAM) und Systemhaus (kundenspezifische Digitalisierungslösungen, Schulung und Beratung für Kunden aus Industrie, Bauwesen und Infrastruktur). Wie ergänzen sich diese beiden Standbeine?
Adi Drotleff: Während der CAM-Bereich recht eigenständig ist, ergänzen sich Software- und Systemhaussegment bei Ingenieurbau/BIM, Garten- und Landschaftsbau sowie CAE ziemlich gut, und zwar sowohl auf der Technologie- als auch auf der Vertriebsseite. Das liegt auch daran, dass unsere eigene Software in diesen Bereichen auf Autodesk-CAD-Standards aufsetzt, während unsere CAM-Software einen selbstentwickelten CAD-Kern besitzt und somit vollständig autark ist.
Wie abhängig sind Sie im Systemhausgeschäft von Ihrem Zulieferer Autodesk? Ist diese Abhängigkeit eher Fluch oder Segen?
Adi Drotleff: Das ist eine hundertprozentige Win/Win-Situation für beide Seiten, denn Autodesk hat ein überwiegend indirektes Geschäftsmodell und verfolgt das Prinzip, nur die großen technologischen Felder im CAD-Bereich zu besetzen, während Spezialgebiete ebenso den Partnern überlassen werden wie Schulungen oder die Anpassung an regionale Standards und Kundenbedürfnisse. Insofern ist das eine wirkliche Partnerschaft, zumal wir nicht nur der älteste, sondern auch der größte Autodesk-Vertragspartner in Europa sind.
Thema Dividende: Werden Sie auch in 2021 wieder für einen Teil die Option der Aktiendividende wählen?
Adi Drotleff: Das habe ich fest vor, denn bei der geplanten Dividende von 115-120 Cent für das kommende Jahr und dem derzeitigen MuM-Kurs um die 60 Euro winkt eine Anfangs-Dividendenrendite von knapp 2%, das ist doch schon mal ganz gut. Und da MuM bisher seine Ankündigung von 15 bis 20 Cent mehr Dividende pro Jahr sehr zuverlässig eingehalten hat, dürfte die Rendite danach in Schritten von etwa 0,3% pro Jahr steigen. Wer wie ich in den sechs Jahren, seit MuM diese Option nun anbietet, immer mitgemacht hat, kommt übrigens für das so erworbene Aktienpaket dieses Jahr schon auf eine Gesamt-Dividendenrendite von über 5% und hat beim Kurswert seinen Einsatz bereits mehr als verdreifacht.
Herr Drotleff, vielen Dank für das Interview.
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