Vorstandsinterview Exklusiv: Rock Tech Lithium – Alles läuft nach Plan

Trotz guter substanzieller Meldungen kommt die Aktie des deutsch-kanadischen Unternehmens nicht in Schwung. CEO und Chairman Dirk Harbecke zu den Gründen und den operativen Fortschritten von Rock Tech Lithium.

Börse Global: Eine positive Machbarkeitsstudie zu dem Vorkommen in Georgia Lake, eine ebenfalls positive Projektstudie zu dem Lithium-Konverter in Brandenburg und die Einreichung der zweiten umfassenden Teilgenehmigung für den Konverter. Und die Aktie reagiert so gut wie nicht. Wie erklären Sie sich das?

Dirk Harbecke: Obwohl sich die Stimmung an den Finanzmärkten in den zurückliegenden Wochen insgesamt wieder verbessert hat, herrscht immer noch eine immense Risikoaversion. Da Rock Tech weder mit dem Vorkommen in Georgia Lake noch mit dem Konverter in Guben bereits die Produktion gestartet hat, gilt die Aktie als risikoreich. Die Börse neigt immer zu Übertreibungen, nach oben oder nach unten. Aktuell gilt letzteres.

Börse Global: Können Sie das belegen?

Dirk Harbecke: Ein Beispiel. Wir haben am 22. Februar 2022 die erste Teilgenehmigung für den Bau des Konverters in Guben eingereicht. Dabei ging es um Gebäude, Straßen und die Basisinfrastruktur. In den vier Wochen danach stieg die Aktie um fast die Hälfte, obwohl zwei Tage nach der Einreichung der Überfall der Russen auf die Ukraine losging.

Jetzt haben wir am 16. November die zweite Teilgenehmigung eingereicht, die sehr viel umfassender ist und den Bau der wesentlichen Konverterteile beinhaltet. Und was macht die Aktie? Sie reagiert überhaupt nicht. Das zeigt, wie die Stimmung bei angeblichen Risiko-Investments gedreht hat.

Börse Global: Tatsache ist aber auch, dass sowohl das Vorkommen in Kanada als auch der Konverter in Deutschland erst 2025 in Produktion gehen sollen.

Dirk Harbecke: Das ist schon richtig. Aber wir haben in den zurückliegenden Monaten enorme operative Fortschritte gemacht. Zum Beispiel die vorläufige Machbarkeitsstudie (Pre-Feasibility-Study) zu unserer Mine, die wir Mitte November bekanntgegeben haben, die unsere früheren technischen Studien untermauert. Mit einem Kapitalwert des Projekts vor Steuern von 223 Millionen US-Dollar ist allein dieses Vorkommen deutlich mehr wert als der aktuelle Börsenwert von Rock Tech Lithium. Das passt doch überhaupt nicht zusammen.

Börse Global: Zu dem Konverter hat Rock Tech zuletzt ebenfalls eine Studie veröffentlich.

Dirk Harbecke: Dabei handelt es sich um eine detaillierte Projektstudie (BPS) zur Finanzierung und Planung. Ein wesentliches Ergebnis war die deutliche Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Konverters im Vergleich zur vorherigen technischen Studie. Die BPS bildet die Grundlage für die Finanzierungsgespräche mit Kreditgebern. Die Studie taxiert den Net-Present-Value des Projekts, also den abgezinsten Gegenwartswert, auf 1,2 Milliarden US-Dollar.

Börse Global: Wie ist dabei die derzeit extrem hohe Inflation berücksichtigt?

Dirk Harbecke: Die BPS kalkuliert in den nächsten Jahren mit einem Diskontierungssatz von acht Prozent pro Jahr. Nach meiner persönlichen Einschätzung kann zwar die Inflation in den nächsten Jahren hoch bleiben, aber das haben wir mit den acht Prozent eingepreist – allein aufgrund der Basiseffekte bei den Rohstoffen. Aber ich finde es gut, wenn in der BPS ein Puffer eingebaut ist.

Börse Global: Sie haben gerade das Thema Inflation angesprochen. Das betrifft natürlich auch die Baukosten des Konverters.

Dirk Harbecke: Klar. Wir hatten vor gut einem Jahr die Kosten mit 470 Millionen Euro veranschlagt. Das ist heute natürlich nicht mehr einzuhalten. Dem steht aber gegenüber, dass sich der Verkaufspreise für Lithiumkarbonat und -hydroxid, also unseres Endprodukts, auf Sicht der zurückliegenden zwölf Monate dramatisch verteuert haben.

Am chinesischen Spotmarkt hat sich der Preis in den zurückliegenden zwölf Monaten verdreifacht. Albemarle, einer der größten Lithiumproduzenten der Welt, hat im dritten Quartal auch durch Nachverhandlungen mit seinen Abnehmern 298 Prozent höhere Preise durchgesetzt.

Börse Global: Ist das ein Zeichen auf mögliche Engpässe bei der Versorgung mit Rohmaterialien.

Dirk Harbecke: Absolut. Albemarle hat im dritten Quartal trotz der rekordhohen Preise die Produktion nur um 20 Prozent erhöht. Die Börse schaut derzeit fast nur auf Abnahmeverträge wie den zwischen Rock Tech und Mercedes. Dabei ist die Versorgung mit Rohmaterial mindestens ebenso wichtig. Die Meldung von Albermarle zeigt, dass die Produktionsausweitung bei den Lithiumminen limitiert ist.

Börse Global: Rock Tech hat dazu ein Joint Venture mit dem Schweizer Rohstoffhändler Transamine gegründet, dass die Versorgung mit Spodumen sicherstellt.

Dirk Harbecke: Das 50/50-Joint-Venture soll neben dem Einkauf und Handel von Lithium-Rohmaterial auch die Logistik, Transport und Lagerungsdienste organisieren. Das ist alles andere als trivial. Wir wollen in Guben mit dem Konverter 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr produzieren. Da brauchen wir ein Vielfaches an Rohmaterial, also vor allem an Spodumen, dem lithiumhaltigen Gestein. Hier verfügt Transamine über 70 Jahre an Know-how. Außerdem wird unser Partner die Finanzierungen dafür bereitstellen. Wir kümmern uns primär die Suche nach Spodumenproduzenten und um das Marketing. Außerdem sorgen wir für die Einhaltung der ESG- und Compliance-Regeln.

Börse Global: Kommt für die die Versorgung des Konverters mit Spodumen auch das eigene Vorkommen in Georgia Lake infrage?

Dirk Harbecke: Natürlich. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für das Vorkommen in Georgia Lake untermauern ja die Idee einer vertikalen Integration, also die Verbindung von Mine, Aufkonzentration und Veredelung im Konverter. Möglicherweise macht es aber mehr Sinn, mit dem in Kanada gewonnene Spodumen einen Konverter in Nordamerika zu beliefern. Dort nimmt das Thema Elektromobilität mit enormer Geschwindigkeit Fahrt auf.

Börse Global: Wie geht es jetzt weiter bei Rock Tech?

Dirk Harbecke: Wie die nächsten Schritte aussehen ist ziemlich klar vorgezeichnet – sowohl für Georgie Lake als auch für Guben. Wir müssen die Finanzierung für beide Projekte finalisieren. Dabei geht es um Eigen- und Fremdkapital sowie um Subventionen. Dazu befinden wir uns intensiv in Gesprächen. Gleichzeitig müsse beide Projekte operativ in Produktion gebracht werden. Start ist 2025 – sowohl in Kanada als auch in Deutschland.

Börse Global: Wie schätzen Sie generell das Umfeld ein?

Dirk Harbecke: Sehr gut. Laut McKinsey wurden im vergangenen Jahr weltweit 6,5 Millionen Elektroautos verkauft. Das waren doppelt so viele wie ein Jahr zuvor, obwohl der Gesamt-Automarkt fast stagnierte. Der Marktanteil von E-Autos hat sich von 4,2 auf 9,5 Prozent mehr als verdoppelt. Über die Abnahme unseres hochreinen Lithiumhydroxids mache ich mir wirklich keine Sorgen.

Börse Global: Vielen Dank für das Gespräch.

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