Vorstandsinterview Exklusiv: STEMMER IMAGING – „Wir sind wieder im Aufwärtstrend“
Die STEMMER IMAGING AG hat nach vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr 2020 bei Umsätzen von 105,2 Mio. Euro mit einem EBITDA von 7,2 Mio. Euro ihre Prognose deutlich übertroffen. „Das Aktivitätsniveau unserer Kunden war zum Ende des Geschäftsjahres weit höher als erwartet“, erläutert CEO Arne Dehn im Exklusiv-Interview mit BÖRSE GLOBAL. Und auch zum Jahresstart 2021 setzt sich der Aufwärtstrend fort, wie Dehn verrät: „Wir haben 2020 genutzt, um uns in vielen Bereichen stärker zu fokussieren und zukunftsgerichtet aufzustellen.“
Herr Dehn, STEMMER IMAGING hat nach vorläufigen Zahlen seine Ergebnisprognose im Geschäftsjahr 2020 deutlich übertroffen. Was waren die Gründe? Waren Sie im vierten Quartal besser auf den länderübergreifenden Lockdown vorbereitet als noch in der ersten Jahreshälfte 2020?
Arne Dehn: Ja, in Summe war das gesamte Aktivitätsniveau unserer Kunden zum Ende des Geschäftsjahres weit höher als erwartet. Wir hatten insbesondere zum Jahresschluss aufgrund der Lockdown-Maßnahmen mit Auswirkungen gerechnet. Allerdings blieben bei unseren Kunden Fertigungsschließungen weitestgehend aus. Das zweite Quartal 2020 wird uns wohl als Tiefpunkt in Bezug auf den Rückgang in der Nachfrageentwicklung in Erinnerung bleiben. Seitdem sind wir wieder im Aufwärtstrend, der sich im vierten Quartal fortgesetzt hat.
Welche Rolle spielte dabei Ihre starke Position in robusten Wachstumsfeldern wie Sports & Entertainment, dem Pharma- und Nahrungsmittelsegment und zunehmend in der Logistik und Smart Infrastructure?
Arne Dehn: Tatsächlich hat sich unser Anteil in den nicht-industriellen Bereichen weiter verbessert. Dieser Bereich ist sehr viel schneller auf Themen wie Digitalisierung und weitergehende Automatisierung eingeschwenkt als so mancher Industriebereich. Die von Ihnen angeführten Bereiche sind ein immer stärkeres Anwendungsfeld für uns. Anders sieht das noch in der klassischen Industrie aus. Schauen Sie sich dazu nur die aktuellen Daten des Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) mit einem Rückgang von 30 Prozent bei Auftragseingang und Produktion in 2020 an. In vielen Industriebereichen ist noch viel Nachholbedarf bezüglich smarter Sensorik für eine innovative Qualitätssicherung. Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München und dem MIT zeigt einen Zuwachs von robotergestützter Automatisierung von 76 Prozent – ein tolles Potenzial auch für Bildverarbeitung.
STEMMER IMAGING verzeichnete im vierten Quartal eine positive Margenentwicklung. Lag das in erster Linie am Produktmix oder an weiteren Einsparungen auf der Kostenseite?
Arne Dehn: Wir haben frühzeitig und entschlossen auf unser Kostenmanagement geachtet. Aber viel wichtiger ist, dass wir 2020 genutzt haben, um uns in vielen Bereichen stärker zu fokussieren und zukunftsgerichtet aufzustellen. Das hat zu einem einmaligen Mehraufwand in den ersten drei Quartalen in 2020 geführt und uns damit schon im vierten Quartal auf eine bessere Kostenbasis gestellt. Darüber sollten wir nicht vergessen, dass nicht alle Aktivitäten wie beispielsweise Messen und sonstige betriebliche Kosten wieder auf Normalstand sind. Positiv haben sich darüber hinaus unsere Aktivitäten im Ausbau unserer Mehrwertdienste mit einer starken Bruttomarge ausgewirkt.
Konnten Sie den Schwung des Schlussquartals mit ins neue Geschäftsjahr nehmen? Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die kommenden Monate?
Arne Dehn: Wir sehen auch zum Jahresstart, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzt. Die Unsicherheiten im Markt sind sicherlich noch da, insbesondere wenn man das Investitionsklima in der Industrie als betrachtet. Mut macht u. a. die zunehmend stärkere Elektrifizierung der europäischen Automobilhersteller, die eine Reihe von Investitionen insbesondere in der in Zulieferindustrie nach sich zieht. 2021 wird aus heutiger Sicht noch ein Übergangsjahr, da noch nicht alle Weichen im Markt auf grün stehen – aber mit viel besserer Visibilität und positiveren Vorzeichen als 2020.
Herr Dehn, vielen Dank für das Gespräch.
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