Vorstandsinterview Exklusiv – Tubesolar: „Die Nachfrage übersteigt heute schon 250 MW“
Die Augsburger TubeSolar AG steht vor dem Startschuss für die automatisierte Fertigung ihrer innovativen Solarmodule, die sich dank der patentgeschützten Röhrentechnologie deutlich von klassischen Flachmodulen abheben. Die Nachfrage ist bereits jetzt hoch, insbesondere die Vorteile der Doppelnutzung in der Landwirtschaft (Agri-Photovolatik) und im Bereich Dachbegrünung sprechen für die TubeSolar-Lösung.
BÖRSE GLOBAL traf TubeSolar-CFO Felix Mantke zum Exklusivinterview und sprach mit ihm über den politischen Rückenwind in Deutschland, Herausforderungen bei der Expansion und die Chancen in ausländischen Märkten. „Wir wollen uns als globaler Anbieter etablieren“, gibt Mantke die Richtung vor.
Die Solarenergie spielt global, aber eben auch hierzulande eine zentrale Rolle im zukünftigen Energiemix. Sie als Hersteller von Solarmodulen setzen dabei auf eine innovative Technologie. Wo kommen Ihre Module zum Einsatz?
Felix Mantke: Unsere innovativen TubeSolar-Module, die auf der patentgeschützten Röhrentechnologie basieren, kommen in drei Bereichen zum Einsatz: In der Landwirtschaft (Agri-Photovoltaik), auf Industrie- und Gewerbedächern und zur Überdachung von Parkplätzen, Carports und Stadien – inklusive ähnlicher Anwendungsfelder.
Könnten Sie kurz die Vorteile Ihres Ansatzes gegenüber herkömmlichen Modulen skizzieren?
Felix Mantke: Die meisten Solarparks wurden bisher mit flachen Solarmodulen gebaut und aufgeständert – die Flächen unter den Solarmodulen sind hierbei verloren. Nicht so bei unserer Lösung: Die innovativen licht-, wind- und wasserdurchlässigen Solarmodule von TubeSolar eröffnen durch die besondere Kombination aus landwirtschaftlicher Nutzung und Stromgewinnung auf derselben Fläche eine effiziente und profitable Art der Doppelbewirtschaftung von Agrarland, die sich mit herkömmlichen Flachmodulen in dieser Form nicht realisieren lässt. Eine auf die jeweilig notwendige Höhe angepasste Aufständerung ermöglicht dabei die Auflösung des Konkurrenzkonfliktes um wertvolle Bodenflächen. Neben dem Einsatz in der Landwirtschaft sind die TubeSolar-Module auch auf Industrie- und Gewerbedächern einsetzbar. Hier kann bei gleichzeitiger Dachbegrünung – also auch hier duale Nutzung derselben Fläche – kostengünstig Strom erzeugt werden.
Hinsichtlich der Zukunftsperspektiven bekommen Sie kräftigen Rückenwind durch die Ampel-Regierung. So hat beispielsweise Klimaschutzminister Robert Habeck angekündigt, dass man verstärkt auch landwirtschaftlich genutzte Flächen beim Aufbau von Photovoltaik-Anlagen nutzen wolle. Wie könnten Sie als TubeSolar von diesen neuen Plänen profitieren?
Felix Mantke: Mit dem Programm der Regierungskoalition erwarten wir weitere Förderungen rund um das Thema Solarenergie, was zusätzliche Nachfrage für uns generiert. Aber selbst, wenn diese Fördermaßnahmen nicht oder nicht so schnell kommen, ist die aktuelle Nachfrage nach unseren innovativen Photovoltaik-Modulen sehr erfreulich und nimmt kontinuierlich zu.
TubeSolar-Module sind wie bereits angesprochen nicht auf das Einsatzgebiet Agri-Photovoltaik beschränkt. Könnten Sie die weiteren Einsatzgebiete noch etwas genauer vorstellen?
Felix Mantke: Neben der Agri-Photovoltaik liegt ein zweiter Anwendungsbereich bei Industrie- und Gewerbedächern. Bei dieser Anwendung ermöglichen unsere TubeSolar-Module völlig neue Lösungen für Dachsolaranlagen. Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor erhebliche Herausforderungen, wie z. B. städtische Hitzeinseln, lokale Starkregenereignisse und die zurückgehende Biodiversität. Ein Teil der Lösung ist die vermehrte Begrünung von Dächern. Die Pflanzen auf den Dächern binden CO2 sowie Feuchtigkeit und kühlen Gebäude und Umgebung. Aus diesem Grund haben wir mit der Firma ZinCo, einem Pionier und Impulsgeber für extensive und intensive Dachbegrünung, eine weitreichende Kooperation geschlossen.
Weitere Anwendungsgebiete sind überdachte Parkplätze und Einrichtungen wie bspw. Sportstadien. Vorteil hierbei ist, dass versickerungsaktive Flächen unter den PV-Modulen erhalten bleiben. Hagelschutz und Halbschatten bei gleichzeitiger Stromgewinnung sind weitere Vorteile. Zudem besteht bei unseren PV-Röhrenmodulen ein verminderter Reinigungsaufwand.
Zunehmend erhalten wir auch Anfragen bzgl. Fassadengestaltungen mit unseren PV-Modulen.
Inwieweit können Sie hier mit Ihrer Technologie Kunden einen Vorteil liefern?
Felix Mantke: Gegenüber den herkömmlichen, flachen Siliziummodulen haben die leuchtstoffröhrenförmigen Module der TubeSolar AG erhebliche Vorteile:
Durch die zylindrische Form und die vorhandenen Zwischenräume gelangen großflächig Wasser und Lichtstrahlung zur darunter liegenden Vegetation. Zudem bieten die leichten Module gewichtsspezifische Vorteile in der Statik sowie eine deutlich geringere Wind-Angriffsfläche, wodurch die Aufständerung kleiner dimensioniert werden kann und dadurch kostengünstiger ist.
Mit dieser innovativen Lösung können wir ohne Flächenkonkurrenz die Gründächer zusätzlich zur Stromgewinnung aus Sonnenenergie nutzen – eine perfekte Symbiose für Mensch und Umwelt. Unabhängig vom Thema Dachbegrünung können wir unsere Gewichtsvorteile aber auch auf Dächern ausspielen, die aus Gründen der Statik nicht für herkömmliche Solaranlagen geeignet sind.
Bevor Sie so richtig operativ durchstarten können, gibt es allerdings noch einige Hürden zu überwinden. Die wohl derzeit wichtigste ist die Zertifizierung Ihrer Technologie durch den TÜV Rheinland. Hier gab es Verzögerungen. Wo hakt es und welche Bedeutung hat die TÜV-Zertifizierung für Ihren weiteren Zeitplan?
Felix Mantke: Bei der Zertifizierung unserer Module durch den TÜV Rheinland haben wir bereits wichtige Etappenziele erreicht. Der Prozess ist im gewöhnlichen Zeitrahmen für Zertifizierungen innovativer Neuprodukte. Im Rahmen des Prozesses wurden weitere Optimierung in der Modulkonfiguration vorgenommen. Durch den Einsatz von verbesserten Vormaterialien haben wir die TubeSolar-Module weiter optimiert. Unsere Module haben im Rahmen des Zertifizierungsprozesses bereits umfangreiche Leistungstests erfolgreich bestanden. Wir arbeiten eng mit dem TÜV Rheinland zusammen, um den Zertifizierungsprozesses insgesamt schnellstmöglich abschließen zu können.
Wie kommen Sie bzgl. des Aufbaus der automatisierten Produktion voran?
Felix Mantke: Die globale Problematik gestörter bzw. unterbrochener Lieferketten betrifft grundsätzlich auch unsere Zuliefererunternehmen für Spezialmaschinen. Dank unserer vorausschauenden Planungen und Bestellungen sind die Auswirkungen für uns allerdings überschaubar. Wir erwarten, dass wir im zweiten Halbjahr dieses Jahres die erste Produktionslinie einfahren und auch schon sukzessive mit dem Aufbau der zweiten und dritten Fertigungslinie beginnen werden.
Wie schnell rechnen Sie mit einem signifikanten Geschäftsvolumen? Wie ist denn insgesamt die bisherige Resonanz potenzieller Kunden?
Felix Mantke: Unsere innovativen Module erfreuen sich einer hohen Nachfrage – und das in den skizierten unterschiedlichen Anwendungskonstellationen. Potenzielle Kunden, insbesondere (große) landwirtschaftliche Betrieb, Industrieunternehmen, Projektgesellschaften und Kommunen, aber auch private Bodenbesitzer haben bereits ihr Interesse bekundet und wollen sich mit unserem innovativen Produkt als „First Mover“ positionieren. Sie sehen in unserem Produkt die Lösung bisher bestehender Probleme. Bereits im kommenden Jahr rechnen wir mit signifikanten Umsätzen.
Noch eine weitere Frage zu Ihrer Wachstums-Strategie: Deutschland ist derzeit wohl ein interessantes Umfeld. Sehen Sie perspektivisch auch Chancen in ausländischen Märkten?
Felix Mantke: Neben Deutschland sehen wir u. a. auch in Südeuropa, den USA und Südamerika, aber auch in Asien große Chancen. In den USA beispielsweise wird Agri-Photovoltaik intensiv gefördert. So wie es nach den jüngsten Äußerungen der Bundesregierung aussieht, wird das in naher Zukunft mit steigender Tendenz auch in Deutschland der Fall sein. Grundsätzlich wollen wir uns als globaler Anbieter etablieren.
Sie haben bereits angekündigt, eine Barkapitalerhöhung durchführen zu wollen. Was planen Sie konkret?
Felix Mantke: Wir beabsichtigen unter teilweiser Ausnutzung des genehmigten Kapitals 2021 eine Barkapitalerhöhung unter Ausschluss der Bezugsrechte durchzuführen. Die Details zu der geplanten Privatplatzierung werden wir noch bekannt geben. Der Erlös wird zur Finanzierung des weiteren Wachstums der TubeSolar AG dienen und insbesondere für Investitionen in den Aufbau der hochautomatisierten Fertigung verwendet werden.
Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrer weiteren Wachstums-Strategie: Wie schnell können Sie Ihr Ziel einer jährlichen Produktionskapazität von 250 MW nach aktueller Planung erreichen und wie geht es dann weiter?
Felix Mantke: Wir halten an unserer Planung fest, unsere Produktion bis zum Jahr 2025 auf eine jährliche Kapazität von 250 MW auszubauen. Mit den 250 MW wird dann aber noch lange nicht Schluss sein – die Nachfrage für einen höheren, verkaufsfähigen Output jenseits der 250 MW ist schon heute vorhanden.
Herrn Mantke, vielen Dank für das Interview.
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