Wall Street Kompakt: Das Inflationsproblem – Mit AT&T, Discovery, Tesla, Fisker, Texas Roadhouse und Cummins

Liebe Leser,

mit dem Auslaufen der Berichtssaison wendet sich das Parkett nun dem zweiten Halbjahr zu. Im Kern steht dabei die einzige Frage, ob der jüngste Inflationsschreck aufgrund des Krisen-Basiseffekts die Fed dazu bringen wird, an der Zinsschraube drehen zu müssen.

Ein Blick auf den Chart der 10-jährigen US-Staatsanleihen zeigt auch nach den Inflationszahlen zum ersten Quartal keine Eskalation in den Erwartungen. Das Gegenteil ist sogar der Fall: seit dem Jahreshoch am 31.3. bei 1,75% notiert die Rendite heute bei 1,65%. Das zeigt, dass der Markt sich erst einmal in eine abwartende Stellung begibt und wohl eher damit rechnet, dass sich die Inflationskurve im 2. und 3. Quartal noch einmal abflacht.

Was nur wenige wissen: derzeit befinden wir uns, was die Inflationsrate angeht, in einem „sweet spot“: Wenn man die Renditen des S&P 500 nach Dekaden untersucht und um die Inflation bereinigt, zeigen die Ergebnisse, dass die höchsten realen Renditen bei einer Inflation von 2 bis 3% auftreten. Das ist ungefähr der Punkt, an dem wir uns jetzt befinden.

Die Inflation wird also erst dann besorgniserregend, wenn sie so stark ansteigt, dass die Fed handeln muss. Wenn der Markt denkt, dass die Fed eine Straffung vornehmen wird, wenn die Inflation, sagen wir, 4% erreicht, wird der Markt reagieren, lange bevor die Fed etwas tut. Der Markt beteiligt sich also an einem ausufernden Ratespiel und versucht, die Chance einzupreisen, dass die Fed früher handeln muss, als viele erwartet haben.

Im Zuge dieses Ratespiels geraten die Stories und Perspektiven der Unternehmen kurzfristig in den Hintergrund, denn an vorderster Stelle steht die Anpassung an die Erwartung. Das ist schlecht für den Trader, aber gut für den langfristig denkenden Anleger, denn ein Blick auf die Korrekturen der vergangenen Wochen zeigt: Es kommt jetzt die Zeit das Fallobst aufzusammeln.

Und das bedeutet für die Börse eben genau das, was ich hier für den Sommer prognostiziere: eine stabile Seitwärtsbewegung der Indices auf hohem Niveau, mit erhöhter Volatilität nur dort, wo noch immer etwas Spielraum in der Bewertung steckt. Aber auch hier zeigt sich mittlerweile: was korrigieren sollte oder musste hat dies bereits weitgehend vollzogen.

Wir alten Börsenhasen nennen das auch gern eine rollende Korrektur.

All dies interessiert die Unternehmen natürlich in keiner Weise. Hier gilt unverändert der Tenor: Chancen nutzen, gerade nach der Krise! Und deshalb interessieren auch uns eher die Nachrichten, welche Klarheit darüber schaffen, wie die „neuen“ Sektoren reifen:

AT&T und Discovery kündigten gestern einen Deal an, um Discovery mit AT&Ts WarnerMedia-Einheit zu kombinieren. Die Kombination würde im Miteigentum der derzeitigen Aktionäre beider Unternehmen stehen und würde einen neuen, stärkeren Video-Streaming-Herausforderer für Unternehmen wie Netflix und Walt Disney schaffen. Die beiden Aktien waren am Montag nach dem 43 Milliarden Dollar schweren Deal volatil: Die A-Aktien von Discovery legten bei der Eröffnung zu, fielen aber im Mittagshandel um 3,8%. AT&T stieg um etwa 1%, lag aber unter den Höchstständen der Sitzung. Vor der offiziellen Ankündigung lobte Citi den Schritt und stufte Discovery auf „Buy“ hoch. Am spannendsten sieht natürlich der Discovery Chart aus! Einsteigen? Erst einmal nur mit einer Anfangsposition.

Tesla, mittlerweile mit einem Kursminus von 27% in den letzten drei Monaten, stand weiter unter Druck, nachdem CEO Elon Musk sagte, dass das Unternehmen keine Bitcoins verkauft hat. Einige Anleger hatten sich gefragt, ob der Elektroautohersteller seine Bitcoin-Bestände getrimmt hatte, nachdem Tesla beschlossen hatte, Bitcoin nicht mehr für Autokäufe zu nehmen (ich stelle mir hier nur die Frage, was Elon mit seinen ganzen Krypto-Tweets erreichen will?). Ein Blick auf den Kursverlauf von Tesla zeigt indes: noch immer ist Druck auf dem Papier und ich erwarte erst einmal Kurse um 500 Dollar, ehe ich erneut in Position gehe.

Fisker-Aktien stiegen um fast 7%, sackten aber nachbörslich um 3% ab, nachdem der Autohersteller einen Verlust von 63 Cent pro Aktie für das vergangene Quartal gemeldet hatte. Der Verlust war größer als die Konsensschätzung der Analysten i.H.v. 19 Cents pro Aktie. Das Elektroauto-Startup meldete außerdem einen Cash-Bestand von 985 Millionen Dollar und 16.000 Reservierungen für seine Modelle. Mein Problem: Börsenkapitalisierung 3,3 Mrd., ohne das ein einziges Auto bislang fährt geschweige denn verkauft wurde. Aber es bleibt ja die Erwartung und es stellt sich auch hier die Frage: zum aktuellen Kurs eine Wette eingehen? Ja, wenn man es sich leisten kann.

Texas Roadhouse stieg 1,4% in der Vorbörse, nachdem die Deutsche Bank die Aktie auf „kaufen“ von „halten“ hochgestuft hatte. Die Deutsche Bank sagte, dass die jüngsten Trends auf die Möglichkeit hinweisen, dass die aktuellen Umsatzannahmen konservativ sein könnten, und sie verweist auch auf den jüngsten Rückzug des Aktienkurses. Dem kann zugestimmt werden, und der Kursverlauf zeigt einen der solidsten Trends seit März 2020. Noch immer nicht zu teuer, kann also gekauft werden.

Das gilt auch für Cummins. Die Aktien des Herstellers von Motoren und anderen Energielösungen stiegen um 1,4 %, nachdem die Bank of America Securities die Aktie von „neutral“ auf „kaufen“ hochgestuft hatte und eine anhaltende Outperformance in einem positiven Markt für Landmaschinen und Gerätevermietung sieht.

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