Wall Street Kompakt: Umschichtungen laufen – Mit ARK Invest, Virgin Galactic, Roblox und Harley-Davidson

Lieber Leser,

kleinere Korrekturen in steter Reihenfolge bestätigen den Trend. Man könnte auch sagen, drei Schritte vor, zwei zurück. Wenn zeitgleich ganze Sektoren abgestraft werden, wie z.B. Wasserstoff, dann fühlt sich Ganze eben an wie das Segeln gegen den Wind.

Aus börsentechnischer Sicht ist es auch die Rückkehr zu einem gewissen Normalzustand. Gab es während der Hochphase der Pandemie noch klare Gewinner und Verlierer, so egalisiert sich dieses Bild von Woche zu Woche. Fortan müssen die Geschäftsmodelle überzeugen und nicht die Erwartungen und Hoffnungen. Daher entweicht auch aus allen gehypten Bereichen die Erwartungsluft. Die Folge ist:

Umschichtungen an der Wall Street

Die US-Wirtschaft boomt, was Geldmanager dazu veranlasst, ihre Aufmerksamkeit von wachstumsstarken Namen auf Unternehmen der alten Schule zu verlagern, deren Produkte Mangelware sind. Diese Aktien werden weiter steigen, selbst wenn der Rest des Marktes aufgrund von Inflations- und Zinserhöhungssorgen weiterhin mit etwas Ballast zu kämpfen hat. In einer wachsenden Wirtschaft werden eben viele Investoren aus auffälligen Namen in „langweilige“ Namen getrieben. Es ist ein Angebots- und Nachfragemarkt geworden. Es geht jetzt nicht um Marktanteile oder den berühmten First Mover oder was auch immer. Es geht ums Geld verdienen. Allerdings:

Dies ist kein Abgesang auf die neue Welt! Im Gegenteil. Sobald die Bewertungsanpassungen vollzogen sind, lauern hier auch wieder sehr lukrative Chancen. Das wissen auch die Profis, wie z. B. Cathy Wood von Ark Innovation.

Langfrist-Perspektiven nicht aus den Augen verlieren

Der Flaggschiff-ETF von Cathie Wood fiel am Montag um die Mittagszeit um 4% inmitten eines weiteren Verkaufsdrucks bei Innovationsaktien. Ihr Fonds notiert nun unter seinem Jahrestief vom Februar, und damit -35% von seinem letzten Hoch bei 159,70 Dollar am 16. Februar. Auch gestern verloren einige der größten Positionen des Fonds ordentlich an Boden: Tesla fiel um 6,4% und Teladoc Health fiel um 6,6%. Square und Roku fielen um 7,3% bzw. 4,9%. DraftKings sank um 6,4% und Zillow verlor 5,1%.

Cathie Wood, Gründerin von Ark Invest, gibt sich betont entspannt, und lässt wissen, dass der Pullback bei Technologieaktien kein Grund zur Sorge sei und dass sich ihre langfristigen Wetten mit der Zeit auszahlen werden. Zitat: „Ich liebe dieses Setup. Das Schlimmste, was uns hätte passieren können, ist, dass der Markt sich nur auf unsere Art von Aktien konzentriert – den Innovationsbereich.“ Was lesen wir daraus?

Ein weitsichtiger Investor lässt sich durch kurzfristige Kursverzerrungen aufgrund einer sich verschiebenden Relation von Angebot und Nachfrage nicht aus der Ruhe bringen. Vor allem gilt es, sog. „Enttäuschungen“ richtig einzupreisen. Zum Beispiel:

Raumfahrt als Paradebeispiel für langfristige Strategie

Virgin Galactic fiel nachbörslich um mehr als 4%, nachdem das Raumfahrtunternehmen einen Verlust von 55 Cents pro Aktie für das erste Quartal gemeldet hatte, während die von Refinitiv befragten Analysten einen Verlust von 27 Cents erwartet hatten. Virgin Galactic gab bekannt, dass es noch kein Zieldatum für seinen nächsten Raumflugtest festgelegt hat, den das Unternehmen bisher für diesen Monat geplant hat. Damit notiert der Wert wieder auf dem Niveau von Oktober 2020 und die gesamte heisse Luft dürfte jetzt raus sein. Schon zugreifen? Noch nicht, lieber etwas warten, bis ein tragfähiger Boden etabliert ist, siehe Chart.

Weitere Zahlenwerke von der Wall Street

Die Kehrseite: Die Aktien der Online-Spieleplattform Roblox sprangen nachbörslich um 5% an, nachdem das Unternehmen einen Verlust von 46 Cents pro Aktie im ersten Quartal bei einem Umsatz von 387 Mio. Dollar gemeldet hatte. Das Unternehmen gab außerdem bekannt, dass die durchschnittliche Anzahl der täglich aktiven Nutzer im Quartal bei 42,1 Millionen lag, was einem Anstieg von 79% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Harley Davidson wird zukünftig noch stärker auf Elektromotorräder setzen. Der Konzern kündigte am Montag an, eine eigene und unabhängige Marke „LiveWire“ auf den Markt zu bringen. Damit will Harley die Gelegenheit nutzen, den Markt für E-Fahrzeuge anzuführen und zu definieren, erklärte Vorstandschef Jochen Zeitz in einer Pressemitteilung. Für den 8. Juli steht eine weitere Premiere der Marke LiveWire an und ein neues Modell soll auf der International Motorcycle Show gezeigt werden.

Keine Frage, Harley-Davidson versucht, mit E-Motorrädern und moderneren Produkten neue und jüngere Käufergruppen anzusprechen. Rückenwind erhält das Unternehmen von den guten Zahlen: Im ersten Quartal stieg der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um über 270% auf 259 Millionen Dollar, der Umsatz legte um 10% auf 1,4 Milliarden Dollar zu. Der Turnaround ist also schon längst im Gange und wir hatten hier schon im Herbst auf die Chancen hingewiesen. Unser Rat: Anfangsposition und in schwachen Wochen zukaufen.

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