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Wall Street Nachlese: Alte Sorgen – Mit Boeing, Tesla, Lucid Motors, Amazon, Paypal, T-Mobile US und Linde

Die Wall Street startete gestern mit den gleichen alten Themen in das neue Börsenjahr, die auch schon zum Ende des letzten Jahres die Aktien belasteten. Nach wie vor geht die Sorge um, dass die US-Notenbank bei ihren Zinserhöhungen über das Ziel hinausschießen könnte, genauso, wie man sich auch vor weiterhin hohen Inflationszahlen fürchtet.

Hinzu kamen einige Unternehmensmeldungen, die sich insbesondere im Technologiesektor negativ auswirkten. Etwas erfreulicher dagegen die Nachrichten von der Konjunkturseite. So musste zwar der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Dezember mit einem Punktestand von 46,2 erneut einen Wert ausweisen, der auf eine schrumpfende Wirtschaft hinwies. Doch das war zumindest bei einigen Prognosepools (zum Beispiel FactSet) so erwartet worden. Demgegenüber lieferten die Bauausgaben für den November eine positive Überraschung. Denn statt eines weiteren Rückgangs um 0,4% wurde ein Zuwachs um 0,2% ausgewiesen, was im Markt als wichtiges Entspannungssignal gewertet wurde.

Für den heutigen Tag stehen weitere konjunkturelle Brocken auf dem Programm. Zum einmal der JOLTS Arbeitsmarktbericht, der die Jobangebote ausweist. Ein wichtiger Indikator, ob vom Arbeitsmarkt weiterer Inflationsdruck zu erwarten ist. Außerdem werden die Sitzungsprotokolle der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht.

Vor diesem Hintergrund zeigte sich die US-Börse gestern auch recht schwankungsfreudig. So konnte der Dow Jones im Laufe des Tages zwar zeitweise rund 250 Punkte hinzugewinnen, verlor im Handelsverlauf aber auch fast 300 Punkte. Am Ende beendete er den Handel mit einem Abschlag von 10,88 Punkten bzw. 0,03% auf 33.136,37 Punkte. Dass es nicht mehr wurde, war in der Hauptsache Boeing zu verdanken. Der S&P 500 gab 0,4% auf 3.824,14 Punkte ab, während der Nasdaq Composite erneut mit einem Abschlag von 0,76% auf 10.386,99 Punkte die rote Laterne bekam.

Aktien im Fokus

Top-Gewinner im Dow Jones war wie angesprochen Boeing. Zwar meldete sich aktuell die Credit Suisse mit einer Verkaufsempfehlung zu Wort. Demgegenüber hatten aber zuvor andere Analysten den Flugzeughersteller schon als Top Pick für 2023 benannt. Das spiegelt sich auch in den jüngsten Kurszielen wider, die sich eher zwischen 225 und 250 Dollar bewegen. Gestern konnte die Aktie um 2,57% zulegen.

Davon konnte der E-Autobauer Tesla nur träumen. Dieser verschreckte die Börse mit seinen Auslieferungszahlen im vierten Quartal. Das Unternehmen meldete eine Auslieferung von 405.278 Einheiten. Im Markt hatte man im Konsens mit eher 418.000 Fahrzeugen gerechnet. Das wohl schlimmere Detail daran war, dass Tesla damit sein Ziel für das Gesamtjahr deutlich verfehlte. Insgesamt konnte man in 2022 die Auslieferungen um 40% auf 1,31 Millionen Fahrzeuge steigern. Als Ziel hatte man allerdings ein Zuwachs um 50% ausgegeben. Für das neue Jahr rechnen Analysten nun mit einem Zuwachs zwischen 35 und 40%, da hier die Nachfrage Abkühlungssignale sendet. Gestern ging es deshalb für die Aktie von Tesla um stattliche 12,24% nach unten. Der kleinere Hersteller Lucid Motors wurde mit in den Abwärtsstrudel gezogen und büßte gestern 9,66% ein.

Wesentlich besser lief es bei Techaktien, die sich über neue positive Empfehlungen freuen konnten. So beispielsweise Amazon, die sich um 2,1% verbesserten. Hier halfen die Analysten von Loop, welche die Aktie für eine Topidee für das neue Jahr halten und erwarten, dass Amazon eine Out-Performance schaffen könnte.

Positiv konnte sich auch der Zahlungsdienstleister Paypal schlagen. Dieser gewann gestern 4,71% hinzu, nachdem die Aktie von Druist von Halten auf Kaufen hochgestuft wurde. Begründet wurde dies damit, dass die Erwartungen von Paypal selbst an das zukünftige Wachstum nun realistischer erscheinen.

T-Mobile US musste dagegen 0,7% abgeben. Die Aktie wurde vom Analysehaus Wolfe von Perform auf Peer Perform heruntergestuft. Die Analysten begründeten dies damit, dass es im Telekommunikationssektor zu einer Verlangsamung des Wachstums kommen dürfte, auch wenn man T-Mobile weiterhin für eine großartige Anlagestory hält.

Abschläge mussten auch die in Amerika notierten Aktien des Gase-Produzenten Linde hinnehmen. Gestern gab es einen Verlust von 2,4%, nachdem bei der Nachrichtenagentur Reuters berichtet wurde, dass Russland Vermögenswerte von Linde über rund 500 Millionen Dollar eingefroren hat. Linde hatte nach der Verhängung von Sanktionen Verträge mit russischen Unternehmen auf Eis gelegt.

Für Linde und seine deutsche Notierung wird es wohl in zwei Wochen eine endgültige Entscheidung geben. Denn am 18. Januar steht die außerordentliche Hauptversammlung (in Amerika) auf dem Programm, auf der die Aktionäre den Umstrukturierungsplan genehmigen sollen. Dieser sieht vor, dass die bisherigen Aktien der Linde plc eins zu eins in neue Linde-Aktien umgetauscht werden. Ein zweiter Schritt ist dann geplant, dass die Stammaktien nicht mehr an der Frankfurter Börse, sondern nur noch in New York gehandelt werden. Das hätte auch zur Folge, dass Linde aus dem DAX ausscheidet.