Wall Street Nachlese: Fed bremst aus – Mit Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon, Coty, Aurora Cannabis und General Mills
Anleger an der Börse brauchten gestern eine Weile, um sich zu entscheiden, aber als die Schlussglocke am Mittwoch ertönte, war klar, dass ihnen nicht gefiel, was sie von der Federal Reserve und ihrem Vorsitzenden Jerome Powell gehört hatten. Sämtliche US-Aktienindizes schwankten im Tagesverlauf zwischen Gewinnen und Verlusten hin und her, schlossen aber deutlich niedriger, nachdem die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte auf eine Zielspanne von 3% bis 3,25% angehoben hatte. Dies war allerdings auch erwartet worden.
Ergebnis des Handelstages: Der Dow Jones verzeichnete einen Rückgang von über 500 Punkten bzw. 1,7% und schloss bei 30.183,78 Punkten. Der S&P 500 fiel um 1,7% auf 3.789,93, und der Nasdaq fiel um 1,8% und schloss bei 11.220,19.
Viel wichtiger: Die Zentralbanker rechneten jedoch auch mit weiteren 125 Basispunkten an Zinserhöhungen bis zum Jahresende, was den Leitzins bis zum Jahresende auf einen Mittelwert von 4,4% und einen Höchstwert von 4,6% im Jahr 2023 bringen würde. Mit Zinssenkungen rechnen sie nicht vor 2024. Beobachter schlussfolgern, dass die Projektionen und Powells Kommentare dieselbe Botschaft vermittelten, die der Fed-Vorsitzende Ende August in einer Rede auf einem geldpolitischen Symposium in Jackson Hole, Wyoming, verkündete: Die Fed beabsichtigt, die Zinsschraube so lange anzuziehen, bis sie die Inflation unter Kontrolle hat.
Klare Sache also: Er will dem Markt eindeutig zeigen, dass er es ernst meint, dass er nicht mit der Wimper zuckt und dass er sich nicht darum kümmert, was der Markt tut. Viel zu lange haben Marktteilnehmer dies das auch als Problem betrachtet, aber hier geht es um die Inflation. Zitat Powells: „Wir werden so lange weitermachen, bis die Aufgabe erledigt ist. Ich wünschte, es gäbe einen schmerzlosen Weg, das zu tun. There isn’t.“
Der Bericht über den Verbraucherpreisindex für August, der Anfang des Monats veröffentlicht wurde, zeigt zudem, dass sich die Inflation auf breiterer Basis in der Wirtschaft ausgebreitet hat, wobei die Jahresrate weniger als erwartet auf 8,3 % zurückging. In seiner Rede in Jackson Hole warnte Powell, dass die Wirtschaft durch die aggressiveren Bemühungen der Bank zur Rückführung der Inflation „einige Schmerzen“ erleiden würden.
Marktteilnehmer beginnen also zu glauben, dass sie tun, was zu tun ist. Was wir nicht als gutes Zeichen der Sitzung ansehen, ist die Tatsache, dass der Zeitpunkt, zu dem die Inflation ihren Höhepunkt erreichen wird, verschoben wurde, so dass alles in die Länge gezogen wurde. Es ist klar, dass der Markt versucht, sich mit der Situation anzufreunden, nachdem er zu Beginn des Jahres in einer Phase der „Hoffnung“ einen Aufschwung erlebt hat, insbesondere als der S&P 500 im Vorfeld von Powells Rede in Jackson Hole von seinem Tief im Juni um rund 17% gestiegen ist. Niemand weiß, ob dieser Prozess zu einer Rezession führen wird, und wenn ja, wie stark diese Rezession ausfallen würde. Das wird davon abhängen, wie schnell der Lohn- und Preisinflationsdruck nachlässt, ob die Erwartungen verankert bleiben und ob ein größeres Arbeitskräfteangebot stattfindet.
Aktien im Fokus
Rüstungsaktien wie Lockheed Martin, Raytheon Technologies, Northrop Grumman und L3Harris stiegen am Mittwoch kurzzeitig, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin eine teilweise Mobilisierung des Militärs für den Krieg in der Ukraine angekündigt hatte und damit signalisierte, dass der Konflikt in den kommenden Monaten weitergehen wird. Allerdings konnten sie sich am Ende nicht gegen den allgemeinen Markttrend stemmen. Die Aktien von Lockheed Martin fielen um 0,1%, Raytheon um 1%, Northrop Grumman um 0,2% und L3Harris legte immerhin um 0,1% zu.
Coty stiegen um 3,2%, nachdem der Kosmetikhersteller seine Strategie bekannt gegeben hatte, den Umsatz mit Hautpflegeprodukten bis zum Jahr 2025 zu verdoppeln. Die Nachricht kommt vor der Veranstaltung des Unternehmens für Investoren heute Morgen.
Aurora Cannabis meldete ein ausgeglichenes Quartal auf bereinigter Basis und überraschte damit die Analysten, die mit einem Quartalsverlust gerechnet hatten. Der in Kanada ansässige Cannabisproduzent verzeichnete einen Gesamtumsatz, der leicht hinter den Erwartungen zurückblieb, verzeichnete jedoch einen Anstieg der internationalen Einnahmen aus medizinischem Cannabis um 35,4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aurora Cannabis verlor 7,1%.
General Mills – Die Aktien des Nahrungsmittelherstellers stiegen um 5,7%, nachdem das Unternehmen einen unerwartet hohen Quartalsgewinn verzeichnete. General Mills hob außerdem seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr aufgrund höherer Preise und einer starken Nachfrage nach Cerealien, Snacks und Tiernahrung an.
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