Wall Street Nachlese: Im Bärenmarkt – Mit Walmart, Apple, Wynn Resorts, Las Vegas Sands, Li Auto, Xpeng, Lyft und AMC
Der amerikanische Markt eröffnete auch die neue Börsenwoche mit kräftigen Verlusten. Diesmal begründeten die Anleger die erneuten Abschläge mit der Stärke des Dollar. Dieser könnte insbesondere die Gewinne von multinationalen Unternehmen deutlich schädigen.
So büßte gestern der Dow Jones weitere knapp 330 Punkte bzw. 1,11% auf 29.260,81 Punkte ein. Damit ist dieser Index nun auch offiziell in einem Bärenmarkt angekommen. Von einem Bärenmarkt spricht man, wenn ein entsprechender Index von seinem letzten Hoch 20% oder mehr gefallen ist. Der S&P 500 war schon im Juni offiziell in einem Bärenmarkt, hatte sich danach allerdings etwas erholen können. Mit der gestrigen Sitzung und einem Abschlag um 1,03% auf 3.655,04 Punkte unterschritt er allerdings das Juni-Tief. Der Nasdaq Composite selbst büßte 0,6% auf 10.802,92 Zähler ein.
Für den Handelstag am Dienstag sieht es allerdings derzeit etwas freundlicher aus. So signalisierten die Index-Futures per Redaktionsschluss dieses Beitrages beim Dow Jones eine Gegenbewegung von knapp einem Prozent an diesem Tag, beim S&P 500 ein mögliches Plus um 1,1% und beim Nasdaq 100 um 1,27%. Allerdings sind wir noch weit entfernt von der Handelseröffnung und da kann angesichts der derzeitigen Stimmungslage noch viel passieren. Mehr als eine technische Gegenreaktion auf die vorangegangenen deutlichen Verluste wäre es eh nicht.
Aktien im Fokus
Auch wenn die Index-Daten es nicht vermuten lassen, es gab gestern doch eine ganze Reihe von Gewinnern. Das galt insbesondere für Walmart, die mit einem Plus von 0,96% den Dow Jones anführten. Dies dürfte die sichtbare Reaktion des Marktes auf die Nachricht gewesen sein, dass Walmart nun das Metaverse betreten hat, dies auf der entsprechenden Plattform von Roblox. Dabei geht es konkret um zwei Angebote (Walmart Land – Walmart´s Universe of Play). Im Rahmen der entsprechenden Metaverse-Angebote sollen beispielsweise Konzerte mit angesagten Künstlern stattfinden, verschiedene Spiele zur Verfügung stehen und ein Store mit virtuellen Merchandising-Artikeln.
Ebenfalls auf der Gewinnerseite stand gestern Apple. Hier gab es immerhin noch ein Plus von 0,23%. Dabei sorgten gleich mehrere Nachrichten bzw. Meinungsäußerungen für ein positives Stimmungsbild. Einerseits meldete sich ein Analyst mit der Einschätzung zu Wort, dass iPhone-Kunden inzwischen dazu tendieren, mehr die High End-Modelle zu kaufen, die für Apple natürlich auch die höchsten Margen liefern. Hinzu kam die Agentur-Meldung, dass Apple das neue iPhone 14 auch in Indien produzieren will. Erst letzte Woche hatte ein JP-Morgan-Analyst erklärt, dass der iPhone-Gigant bis 2025 eins von vier iPhones in Indien produzieren könne. Dahinter steht die Strategie, sich von den Produktionskapazitäten in China und Taiwan unabhängiger zu machen.
Deutliche Zugewinne konnten auch die beiden Casino-Aktien Wynn Resorts und Las Vegas Sands verzeichnen. Sie profitierten von der Meldung, dass die chinesische Sonderverwaltungszone Macau es erlauben will, dass spätestens ab November wieder chinesische Touristen-Gruppen in die dortigen Casinos kommen können. Macau ist bekanntlich das reinste Zocker-Paradies, war aber zuletzt im Sommer wieder hart von Corona-Restriktionen getroffen worden, weil einige Fälle aufgetreten waren. Das bleibt natürlich ein großer Unsicherheitsfaktor. Dennoch glauben zumindest die Investoren und auch Analysten, dass hier die Chance besteht, dass die dortigen Anbieter, wozu auch Wynn Resorts und Las Vegas Sands gehören, schnell wieder volle Häuser haben könnten. So hatte infolge der Wiedereröffnung-Ankündigung Jefferies die beiden Aktien von Halten auf Kaufen hochgestuft. Las Vegas Sands schaffte gestern ein Plus von 11,8%, während Wynn Resorts sich mit einem Plus von fast 12% an die Spitze des S&P setzte.
Und auch chinesische E-Mobilität-Aktien standen gestern hoch im Kurs. So legte Li Auto um 5,56% zu, während Xpeng einen Zugewinn von 4,81% schaffte. Auch hier war es eine Regierungsentscheidung in China, die für das Plus sorgte. Denn Beijing hat verkündet, dass man Steuervorteile auf E-Autos verlängert. Dies erst einmal bis 31. Dezember 2023. Allerdings bleibt Vorsicht angebracht. So hatte beispielsweise Li Auto vor Börsenbeginn verloren, weil man die Erwartungen für die Auslieferungen von Fahrzeugen im dritten Quartal deutlich herabgestuft hatte. Nach bisherigen Schätzungen waren 27.000-29.000 Einheiten eingeplant, nun rechnet Li Auto nur noch mit 25.500 Fahrzeugen. Bei anderen Wettbewerbern wie Xpeng oder Nio könnte Ähnliches drohen. Also mehr als eine technische Gegenreaktion auf die bisherigen Verluste dürfte das alles auch nicht sein.
Natürlich gab es angesichts der starken Index-Verluste eine ganze Reihe von Verlierern. Im Dow Jones traf es vor allen Travelers Companies mit einem Abschlag von 3,1% und Boeing mit einem Minus von 2,98%. Im S&P 500 kam Dish Networks mit einem Minus von 6,11% unter die Räder, während Baker Hughes 5,89% einbüßte. Und im Nasdaq waren es Charter Communications mit einem Abschlag von 4,8% und Illumina mit einem Minus von 3,28%, die es am ärgsten erwischt.
Zu den Verlierern gehörte auch die Aktie des Fahrdienstleisters Lyft. Diese büßte 3,36% ein, nachdem UBS den Wert von zuvor Kaufen auf Neutral zurückgestuft hat. Der zuständige Analyst bezweifelt, dass Lyft ein Wachstum über den Sektordurchschnitt schafft.
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Ebenfalls auf der Verlustseite fand sich die Aktie des Kinobetreibers AMC Entertainment wieder. Hierbei handelt es sich ja bekanntlich um eine der klassischen Meme-Aktien, die immer wieder heiß im Internet diskutiert werden und daraufhin zum Teil extrem turbulente Kurse verzeichnen. Gestern ging es um 14,5% nach unten. Auslöser war die Nachricht, dass man bis zu 425 Millionen Stück der neu geschaffenen Vorzugsaktien verkaufen wolle bzw. hat. Da wird es etwas unklar. Auch wenn das Unternehmen zuvor bekundet hatte, dass dadurch keine Verwässerung der bisherigen Aktionäre passiert, lässt die Tatsache, dass dadurch die gleichen wirtschaftlichen und Stimm-Rechte gewährt werden, den Markt an dieser Transaktion zweifeln.
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