Wall Street Nachlese: Powell schiebt an – Mit Microsoft, Skyworks Solutions, Hertz Global, Zoom Video, Baidu und Pinterest

Jerome Powell schob gestern mit seinen Äußerungen vor dem Wirtschaftsclub in Washington die Wall Street kräftig an. Der Chef der US-Notenbank erklärte zwar, dass die Zinsen weiter steigen werden. Im Gegenzug attestierte er allerdings den Beginn einer sogenannten Disinflation, also einer deutlich rückläufigen Preisteuerung.

Natürlich war es auch seine Aufgabe, hier die Märkte nicht zu sehr in Euphorie verfallen zu lassen. Deshalb schloss er nicht aus, dass die Fed gezwungen sein könnte, die Zinsen auch wieder deutlich aggressiver zu steigern. Dennoch verfehlten seine Einschätzungen nicht die erwartete positive Wirkung im Markt.

So konnte sich gestern der Dow Jones um gut 265 Punkte oder 0,78% auf 34.156,69 Punkte verbessern. Der marktbreite S&P 500 legte um 1,29% auf 4.164 Punkte zu, während der Technologieindex Nasdaq Composite mit einem Plus von 1,9% auf 12.113,79 Punkte unter den drei großen Indices wieder den stärksten Tagesgewinn verbuchen konnte.

Aktien im Fokus

Stärkster Wert gestern im Dow Jones war Microsoft mit einem Tagesgewinn von 4,20%. Das Thema Künstliche Intelligenz und das Mega-Investment in ChatGPT bestimmen hier weiterhin das Geschehen. Der Softwaregigant stellte ganz frisch einen neuen Edge-Browser und eine überarbeitete Bing-Suchmaschine vor. Beide werden dabei mit der ChatGPT-KI erweitert. Das ist der bereits erwartete Frontalangriff gegen Google. Mit welchem Erfolg, bleibt sicherlich abzuwarten. Aber Microsoft hat derzeit eine extrem gute Ausgangsposition, im Bereich Künstliche Intelligenz eine wesentliche Rolle spielen zu können.

Das Thema Künstliche Intelligenz sorgte auch bei Skypworks Solutions für deutliche Kursgewinne. Das Unternehmen profitierte gleich dreifach vom KI-Hype. Zum einen gehören viele Unternehmen, die sich jetzt mit diesem Thema beschäftigen, zu den Kunden des Halbleiterspezialisten. Außerdem kündigte Skyworks im Rahmen der Vorlage seiner Zahlen zum ersten Fiskalquartal 2023 (die durchmischt ausfielen) ein neues Aktienrückkaufprogramm über 2 Milliarden Dollar an. Und als drittes sorgte ein Analyst von KeyBanc Capital Markets für ein positives Umfeld. Dieser bestätigte seine Empfehlung des Wertes als Übergewichten und hob das Kursziel von bislang 120 auf 130 Dollar an. Das brachte Skyworks gestern ein sattes Plus von 12,53% ein, womit man Spitzenreiter im S&P war.

Ebenfalls auf der Gewinnerstraße fand sich gestern der Autovermieter Hertz Global wieder. Die Aktien konnten sich um 7,5% verbessern, nachdem der Autovermieter bessere Zahlen als erwartet vorgelegt hatte. Hertz profitierte dabei einerseits von einer starken Nachfrage nach Mietwagen durch Touristen. Andererseits konnte das Unternehmen beim Weiterverkauf gebrauchter Fahrzeuge von einem derzeitigen Angebotsmangel profitieren.

Einen Tagesgewinn von 9,85% verbuchte gestern Zoom Video Communications. Das Unternehmen, das unter anderem Online-Videokonferenzen ermöglicht, reihte sich in die immer größer werdende Gruppe der Technologieunternehmen ein, die Arbeitsplätze massiv abbauen. Zoom kündigten nun an, 15% seiner Belegschaft, rund 1.300 Stellen, abbauen zu wollen. Begründet wurde dies damit, dass man in den vergangenen zwei Jahren zu stark gewachsen sei und nun in eine wesentlich schwierigere Marktlage hineinlaufe. Das klingt natürlich nicht nach rosiger Zukunft, aber die Börse scheint offenbar erst einmal mit den ersten Sparmaßnahmen zufrieden zu sein.

Und auch ein chinesisches Unternehmen gehörte gestern zu den Top-Gewinnern. Denn Baidu konnte sich um satte 12,8% verbessern, nachdem man ankündigte, seinen eigenen KI-Chatbot zu lancieren. Dies natürlich ebenfalls in Konkurrenz zu ChatGPT und dem Google-Projekt Bard A.I. Mehr dazu hier.

Weniger Erfolg an der Börse hatte gestern Pinterest. Die Social-Media-Fotoplattform gab 5,2% ab, nachdem sie nur durchmischte Quartalsergebnisse präsentieren konnte. Zwar schaffte man mit einem Gewinn je Aktie von 0,29 Dollar ein um zwei Cent besseres Ergebnis als von Analysten erwartet worden war. Doch mit einem Umsatz von 877 Millionen Dollar blieb man hinter den Markterwartungen zurück. Insbesondere schwächere Werbeeinnahmen sorgten hierfür das geringere Wachstum.

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