Wall Street Nachlese: Trendwende? – Mit Credit Suisse, UBS, Virgin Orbit, Virgin Galactic, Dell, Enphase, Foot Locker und Amazon
Noch mal davongekommen? Die Aktien an der Wall Street konnten gestern deutliche Gewinne verzeichnen, nachdem am Sonntagabend bekannt wurde, dass die Schweizer Credit Suisse durch den nationalen Wettbewerber UBS übernommen wird. Das wurde so interpretiert, dass eine immer wieder befürchtete internationale Finanzkrise abgewendet werden kann, was letztlich auch den amerikanischen Regionalbanken helfen würde, die in den vergangenen Tagen bekanntlich unter extremen Abgabedruck standen.
Obwohl die Indices gestern an der Wall Street deutliche Zugewinne verzeichnen konnten, bleibt natürlich der Gesamtmarkt weiterhin sehr vorsichtig und auch vor allem uneinheitlich. Das konnte man insbesondere auch an der First Republic Bank sehen, die derzeit im Rahmen dieser Krise am stärksten unter Feuer steht. Selbst eine Rettungsaktion namhafter US-Großbanken konnte hier die Gemüter nicht beruhigen.
Gestern ging es um weitere über 47% nach unten, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s das Bonitätsrating von BB+ auf B+ herabsetzte. Im Gegenzug konnte allerdings der als Benchmark für die Regionalbanken geltende SPDR Regional Banking ETF, den wir auch hier schon angesprochen haben, um 1% zulegen. Doch das ist immer noch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, nachdem er in der Vorwoche um 14% verloren hatte.
Hinzu kommt, dass die Anleger vorsichtig bleiben mit Blick auf den Mittwoch. Denn dann tagt der Offenmarktausschuss der US-Notenbank. Aktuell liegen die Schätzungen im Markt bei 73% für einer weitere Anhebung um einen viertel Prozentpunkt. Entscheidender dürfte allerdings werden, was vielleicht flankierend von der Fed zur aktuellen Bankenkrise gesagt wird. Manche Marktteilnehmer wünschen sich hierbei sogar eine Zinserhöhung um weitere 50 Basispunkte, womit die US-Notenbank wie vorher auch die EZB ein starkes Signal senden würde, dass sie weiterhin die Bankenkrise als beherrschbar einstuft und sich deshalb weiterhin vorrangig auf die Inflationsbekämpfung konzentriert.
Vor diesem Hintergrund konnte am Montag der Dow Jones um knapp 383 Punkte bzw. 1,2% auf 32.244,58 Punkte zulegen. Der S&P 500 erreichte einen Tagesgewinn von 0,89% auf 3.951,57 Zähler, während der Nasdaq Composite eher unterdurchschnittlich um 0,39% auf 11.675,54 Zähler hinzugewann.
Aktien im Fokus
Natürlich waren es vor allem wieder die Banken, die teilweise für die größten Sprünge sorgten. Dabei insbesondere im Blickfeld die auch in den USA notierten Anteilsscheine der Credit Suisse und der UBS. Die Aktie der Credit Suisse kippte um fast 53% nach unten, nachdem bekannt wurde, dass die UBS die CS für 3 Milliarden Fr. übernehmen wird. Da die UBS von Staatsseite her umfangreiche Zusagen hinsichtlich der Risikobegrenzung bekommen hatte, konnte die UBS Aktie um 3,3% zulegen.
Einen deutlichen Abschlag musste Virgin Orbit hinnehmen. Der Raketen-Hersteller verlor 19,5%. Wie schon letzte Woche gemeldet wurde, hat das Unternehmen seine operativen Tätigkeiten in der letzten Woche eingestellt und versucht händedringend neue Geldmittel aufzutreiben, um einen Konkurs zu vermeiden. Das hat insoweit besondere Dimensionen, weil Virgin Orbit auch zum Imperium des Virgin-Gründers Richard Branson gehört. Insofern ist es schon erstaunlich, dass die Schwester-Firma Virgin Galactic, die Weltraumtourismus entwickeln will, gestern nur um 1,44% abgeben musste.
Zu den Gewinnern gehörte dagegen der Computerhersteller Dell. Dieser konnte sich um 3,57% verbessern, nachdem die Analysten von Goldman Sachs ihr Coverage neu aufgenommen haben und dabei eine Kauf-Empfehlung ausgesprochen haben. Erklärt wurde dies mit den Erwartungen, dass die bisherigen Herausforderungen bzw. der Gegenwind bei PCs abnehmen dürfte.
Eine Analystenempfehlung konnte gestern auch die Aktie von Enphase Energy beflügeln. Denn Raymond James erhöhte sein Rating für den Hersteller von Wechselstromrichtern für die Solarindustrie von bislang Marketperform auf Outperform. Enphase konnte gestern um 4,83% zulegen.
Auf der Verliererseite fand sich dagegen Foot Locker wieder. Zwar hatte der Schuh-Händler für das zurückliegende Quartal sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die Analysten-Erwartungen schlagen können. Allerdings gab man nur einen sehr verhaltenen Ausblick, was prompt mit einem Abschlag von 5,68% bestraft wurde. In diesem Zusammenhang wird es sicherlich interessant werden, was in dieser Woche der Sportartikel-Hersteller Nike zu sagen hat.
Und auch bei Amazon gab es Abgaben. Der E-Commerce-Gigant erklärte, dass man in den nächsten Wochen 9.000 Jobs abbauen wolle. Das folgt eine Ankündigung aus dem November, als man die Streichung von mehr als 18.000 Stellen angekündigt hatte. Allerdings scheint die massive Entlassungsrunde in der Technologie inzwischen ihren Reiz für die Börse verloren zu haben, sondern eher als Warnsignal für eine schwächere operative Performance zu gelten. Amazon verlor jedenfalls am Montag 1,25%.
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