Wasserstoff und Kernenergie – die Energiewende 2.0 nimmt Formen an! Plug Power, First Hydrogen, Nel ASA, Cameco und Madison Metals im Fokus
Der weltweite Energiebedarf wächst
Laut Statista wird die weltweite Energienachfrage in den kommenden Jahren weiter steigen. Vor allem das schnelle Wachstum in den Entwicklungsländern sorgt für ein Drittel mehr Energiebedarf. Dabei sind vor allem China, Indien und Brasilien die größten Treiber, zum Ende des Betrachtungszeitraums 2040 wird aber auch Afrika eine zunehmende Rolle spielen. Die aktuellen technologischen Trends wie z.B. Künstliche Intelligenz, das Schürfen von Krypto-Währungen oder die Elektrifizierung der Mobilität setzen den Energiebedarf noch um einige Prozentpunkte nach oben. Derzeit sind die erneuerbaren Energieträger die weltweit am stärksten wachsende Energiequelle, aufholen wird in den nächsten Jahren aber auch die als „Net-Zero“-Quelle bezeichnete Kern-Energie. Da die fossilen Energieträger noch über Jahrzehnte für den Lastenausgleich zuständig sind und in den Emerging Markets nach wie vor die Energieversorgung dominieren, bleibt auch deren Bedarf weiter hoch. Wasserstoff ist auf der Erde und auch in unserem gesamten Sonnensystem das häufigste chemische Element. Der Energieträger ist somit in nahezu unbegrenzten Mengen verfügbar, aber teuer in der Gewinnung. Wasserstoff und Uran sind Energiequellen mit unterschiedlichen Einsatzprofilen und Relevanz.
Nel ASA und Plug Power – Licht am Ende des Tunnels?
Zwei Unternehmen stehen in Bezug auf Wasserstoff im Rampenlicht. Es sind dies der norwegische Elektrolyseur-Pionier Nel ASA und der US-Marktführer Plug Power aus New York. In den Jahren 2020 bis 2021 befanden sich beide Unternehmen in einem ausgeprägten Hype. Die Weltpolitik hat unterstellt, dass sämtliche Klimaprobleme durch private Investitionen in die Wasserstoffgewinnung gelöst werden könnten. Weit gefehlt, denn nach den vielversprechenden, öffentlichen Anschubfinanzierungen mangelte es an privater Initiative. Als Showstopper erwies sich wieder einmal der Renditewunsch der privaten Geldgeber. Keiner möchte in Vorleistung gehen und hoffen, dass die technologische Entwicklung irgendwann ausreicht, anfängliche Ineffizienzen zu beheben. Die Hoffnung auf eine komplette öffentliche Vorfinanzierung der gesamten technologischen Entwicklung schlug allerdings fehl. Auch heute stecken die Unternehmen in einer Auftragskrise, Steuergelder sind knapp und nicht allerorten verfügbar.
Für Nel ASA gab es Anfang April eher gute Meldungen, die Aktie machte sogleich einen Sprung nach oben.Denn aus den USA erreichte uns die Meldung, dass Nel ASA durch den „Inflation Reduction Act“ (IRA) für geplante Erweiterungen seiner Produktionskapazitäten in Michigan beträchtliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 41 Mio. USD erhält, was etwa 30 % der qualifizierten Investitionssumme entspricht. Die steuerliche und öffentliche Gesamtförderung beläuft sich auf fast 170 Mio. USD. Dennoch steht das Unternehmen vor allen im Heimatmarkt Europa vor operativen Herausforderungen wie einer schwachen Auftragslage und dadurch entstehende Auslastungsunsicherheiten. Nel ASA befindet sich damit an einem kritischen Punkt seiner Entwicklung. Die Firmenstrategie im Bereich der grünen Wasserstoffherstellung aus erneuerbaren Energien ist vielversprechend, jedoch müssen operative und marktspezifische Hürden überwunden werden. Am Freitag war die starke Erholung der letzten Tage dann auch beendet. Die Nel ASA-Notiz stürzte wieder auf rund 0,453 EUR ab und notiert damit nur knapp 20 % über dem 4-Jahrestief von 0,369 EUR. Nur noch 5 von 25 Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon raten zum Einstieg, das durchschnittliche Kursziel lautete auf 6,45 NOK. Zuletzt gingen die Papiere mit 5,32 NOK aus dem Markt, damit besteht knapp 20 % Potenzial. Für eine Aktie, die in den letzten 3 Jahren rund 82 % verloren hat keine gute Aussicht. Am 17. April gibt es Zahlen zum ersten Quartal. Anleger sollten genau auf den Ausblick von CEO Hakon Volldal achten.
Auch bei Plug Power ist die Stimmung im Keller. Nur noch 8 von 29 Analysten sehen in der Aktie eine Einstiegschance. Der auf der Plattform Refinitiv Eikon ausgewiesene 12-Monats-Zielkurs rangiert mit 5,30 USD zwar immer noch 84 % über der aktuellen Notiz, aber vor 6 Monaten wurde hier noch ein Ziel von 14,50 USD ausgewiesen. Man könnte glauben, die Analysten fischen im Trüben, denn bislang ist noch keine Kaufempfehlung ins Geld gelaufen. Während HSBC mit einem Zielkurs von 8,50 USD völlig daneben liegt, hat Wells Fargo mit 4,00 USD wohl etwas besser recherchiert. Bedenken kommen von der bilanziellen Seite. Der Kapitalbedarf im Konzern ist so enorm, dass das Unternehmen Ende 2023 sogar die Firmenexistenz in Frage stellte. Kürzlich gab Finanzvorstand Paul Middleton auf einer Konferenz bekannt, dass das Unternehmen den Jahresumsatz voraussichtlich um 15 Prozent steigern wird. Das wären dann etwa 1,03 Mrd. USD nach 891,3 Mio. USD in 2023. Analytisch interessant ist mittlerweile das tiefe Kurs-Umsatz-Verhältnis von 2,2 – es hatte vor zwei Jahren noch bei 12 gelegen. Kommen am 08. Mai also gute Quartalszahlen, könnte der Kurs von den aktuellen 2,88 USD tatsächlich mal einen größeren Sprung nach oben machen. Der aktuelle Kursdruck in der Aktie lässt aber nicht so recht an dieses Szenario glauben
First Hydrogen – Bereit für die große Mobilitätswende
Wenn man in Sachen Klimaschutz eine schnelle Lösung sucht, dann könnte für öffentliche Einrichtungen im ständig wachsenden Logistik- und Güterverkehr ein wichtiger Hebel stecken. Denn gerade der energieintensive Transportsektor hat das Potenzial für eine große Wasserstoff-Transformation. Einer der Vorreiter ist der Onlineriese Amazon. Er plant, in seinen Fulfillment-Zentren Wasserstoffkraftstoff zu produzieren, um damit die lokalen Gabelstapler anzutreiben. Zum Einstieg hat man ich mit Plug Power zusammengetan, um den ersten Elektrolyseur medienwirksam zu installieren. Man darf gespannt sein, wie dieses Projekt weitergeht.
In diesem Zusammenhang kommt das kanadische GreenTech-Unternehmen First Hydrogen auf den Plan. Mit Niederlassungen in Kanada und Großbritannien, hat man in den letzten Jahren die Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeugen (FCEVs) deutlich nach vorne entwickelt. Aktuelle Modelle können mit einer einzigen Tankfüllung über 630 Kilometer zurücklegen, Testfahrer waren von der praktikablen Nutzung begeistert. Diese technologische Innovation markiert einen bedeutenden Schritt in der Transformation des Logistiksektors. Neben der weiteren Durchführung von Testläufen, hat das Unternehmen eine Machbarkeits-Studie zum Bau eines H2-Ökosystems in Auftrag gegeben. Das grüne Projekt umfasst die Errichtung einer 35 MW-Wasserstoffproduktionsanlage sowie ein Fahrzeugmontagewerk in Shawinigan, Bundesstaat Quebec.
In Partnerschaft mit namhaften Organisationen wie Wales & West Utilities (WWU) wird der praktische Nutzen der emissionsfreien, leichten Fahrzeuge derzeit auf Herz und Nieren getestet. Beim einmonatigen Test wurden mehr als 2.000 Kilometer mit einer mobilen Betankungsanlage zurückgelegt. Die Fahrer von WWU lobten die Vorteile des FCEV, wie die Fähigkeit zu schnellen Betankungszyklen und die hohe Reichweite. Selbst unter den erschwerten Bedingungen des britischen Winters hielten die Fahrzeuge ihre Versprechen. Batterie-Elektrofahrzeuge (BEVs) hingegen würden hier schnell an ihre Grenzen stoßen. Die Tests konnten bereits dreimal erfolgreich absolviert werden, aktuell finden Gespräche mit verschiedenen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen über die Aufnahme von FCEVs in die Flotten oder die Umrüstung bestehender Fahrzeuge auf wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen unter Verwendung des Antriebsstrangs des Unternehmens statt.
DataHorizzon Research berichtet, dass der globale Markt für Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeuge von 2,2 Mrd. USD im Jahr 2023 auf ca. 82 Mrd. USD bis zum Jahr 2032 explodieren wird. Die First Hydrogen-Aktie hat ihre Konsolidierung nun endlich hinter sich gebracht. Am Freitag gab es an den deutschen Börsenplätzen eine Kaufwelle mit Spitzenkursen von knapp 0,79 EUR, das Volumen zog auf 200.000 Aktien deutlich an. Damit ist das innovative Unternehmen mit etwa 68 Mio. EUR bewertet. Ein Klacks für die herausragenden Perspektiven in einem haussierenden Markt mit einer prognostizierten, jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von über 45 %. Immerhin wurden bereits mehr als 85 Mio. EUR in die Entwicklung der Fahrzeuge gesteckt, das Unternehmen besitzt noch einen erheblichen Entwicklungs-Vorsprung vor der Konkurrenz. Am kommenden Mittwoch präsentiert sich First Hydrogen auf der virtuellen Konferenz des International Investment Forums (www.ii-forum.com). Die Teilnahme ist für Interessenten kostenfrei.
Der Uranmarkt legt weiter zu – Cameco und Madison Metals im Fokus
Als „Net Zero“-Energie weiterhin stark im Gespräch ist die Kernenergie. Während in Europa neben Frankreich nun auch Polen, Tschechien, England sowie Finnland wieder auf die Atomenergie setzen werden, muss Deutschland in den Hauptlastzeiten mit Kohle und Gas zufeuern. Noch schlimmer: Der Wegfall heimischer Kernkraft und die Priorisierung von subventionierten, alternativen Energieformen haben die durchschnittlichen Strompreise auf ein 50-Jahreshoch katapultiert. Was private Haushalte damit im Konsum weiter einschränkt, bewegt die Industrie in Richtung Auslandsinvestition. Denn selbst innerhalb von Europa lassen sich mittlerweile bis zu 50 % an Energiekosten sparen, ganz abgesehen von niedrigeren Steuern und Arbeitskosten quer durch die EU. Das sind starke Argumente für die Abkehr von „Made in Germany“. Dass Berlin dies zulässt, verdeutlicht die verantwortungslose Standortpolitik der aktuellen Regierung.
Der Uranpreis erreichte in 2024 bereits 105 USD, aktuell läuft eine Konsolidierung im Bereich 89 USD. Den bekannten Uran-Titeln hat das nach einer ausgedehnten Rally in den letzten 6 Monaten kaum geschadet. Der größte nordamerikanische Produzent Cameco erreichte nach einer kleinen Kursdelle im März in der letzten Woche wieder ein neues Allzeithoch bei 49,20 EUR. Der Uran-Riese mit der Top-Liegenschaft Cigar Lake konnte seinen Umsatz in 2023 von 1,87 auf 2,59 Mrd. CAD um 38 % steigern. Die Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon erwarten im Schnitt für 2024e einen Anstieg auf 3,05 Mrd. CAD. Dabei dürften die hohen Spotpreise im laufenden Jahr noch gar nicht in die Kalkulation einbezogen worden sein. Das Upside für den zweitgrößten Produzenten nach der kasachischen Kazatomprom JSC könnte also noch größer ausfallen. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 30 Mrd. CAD ist Cameco derzeit mit dem 10-fachen Umsatz für 2024 bewertet, das ist stramm. Auch auf der Gewinnseite schlägt ein KGV von 48,5 zu Buche. Damit ist Cameco kein Schnäppchen mehr, die Rally könnte aber dennoch im Hinblick einer bereits bestehenden Uran-Unterversorgung noch an Fahrt gewinnen.
Einen noch kursgünstigen Einstieg bietet die Aktie des kanadischen Explorers Madison Metals. Das Projektgebiet der Kandier liegt im uranreichen, afrikanischen Namibia. Die ehemalige deutsche Kolonie Südwest-Afrika beherbergt große Mengen an Metallen, einen signifikanten Teil davon im wichtigen Kupfer und vor allem Uran. Neben Russland, Kasachstan, Kanada und Australien bietet Namibia ein bergbaufreundliches Umfeld. Sowohl China ist vor Ort und auch Rio Tinto betreibt bereits seit den 70iger Jahren in großem Stil den Uranabbau. Im Jahr 2022 hatte Rio Tinto einen Anteil von 40 % an den namibischen Uran-Exporten. Die politische Stabilität macht Namibia zu einem verlässlichen Handelspartner für westliche Industriestaaten. Langfristig ist zu erwarten, dass die US-Regierung die noch bestehenden Verträge mit Russland aufkündigen wird und einen Ersatzlieferanten für einen Verbrauchsanteil von etwa 12 % sucht.
Der kanadische Explorer Madison Metals erwarb im Jahr 2022 einige größere Konzessionen in unmittelbarer Nähe zu bekannten Uranvorkommen in der namibischen Provinz Erongo. In diesem Landabschnitt befinden sich bekannte Uranlagerstätten wie die Rössing-Mine, Husab, Valencia, Etango und die Langer-Heinrich-Mine. Das Management um CEO Duane Parnham und den umtriebigen Chief Strategy Officer Ryan Thompson will noch in 2024 größere Explorationen auf den Weg bringen. Aktuell steht das Khan-Projekt bei Madison West im Mittelpunkt. Für die Liegenschaft meldete der Explorer in diesem Jahr bereits zwei bedeutende Ergebnisse. Im Februar wurde die Entdeckung einer hochgradigen Uranmineralisierung bei Anomalie 5 bekanntgegeben, zu der auch eine Oberflächenprobe mit 8,47 % U3O8 gehörte. Der Durchschnitt der ersten 10 chemischen Proben belief sich auf 1,33 % U3O8. Knapp einen Monat später wurde über weitere Untersuchungsergebnisse nahe der Oberfläche berichtet. Die neuen Funde aus Graben 6 konnten die anomale Breite auf 4,0 Meter mit einem Durchschnittsgehalt von 2,78 % U3O8 erweitern.
Mit aktuell 27,9 Mio. Aktien beträgt die Marktkapitalisierung knapp 9,5 Mio. CAD. Damit ist die Größe noch überschaubar. Aktuell sammelt der Junior weitere Mittel für die nächsten Bohrabschnitte im Projekt Khan ein. Die Privatplatzierung zu 0,35 CAD je Aktie ist auf 2,5 Mio. CAD begrenzt und beinhaltet einen halben Optionsschein mit Basis 0,50 CAD und 18-monatiger Laufzeit. Wer noch nicht engagiert ist, kann sich derzeit zu sehr günstigen Konditionen einkaufen. Da der Bau einer Uran-Mine mindestens 5 Jahre in Anspruch nimmt, sollten die Neueinsteiger aber etwas Zeit mitbringen. Eine Übernahme wegen der ausgezeichneten Projektqualität und der geopolitischen Bestlage kann den Aktienpreis aber jederzeit durch die Decke schieben. Spekulativ!
FAZIT
Der Wasserstoff-Sektor bleibt angeschlagen. Erholungsversuche in den teils ausgebombten Titeln scheiterten an wichtigen Chartlinien. Mittlerweile befinden sich die Prominenz wie Nel ASA und Plug Power wieder nahe ihrer Tiefststände aus dem Jahr 2023. Auch unter die Räder gekommen ist First Hydrogen. Hier wird es aber im laufenden Jahr richtig spannend, denn es entsteht das erste Wasserstoff-Ökosystem mit eigener Elektrolyseur-Produktion und einer FCEV-Montagehalle in Quebec. Wer in Uran investiert, sollte die recht hohe Bewertung von Cameco beachten und günstige Einstiegszeitpunkte bei kleineren Nachfolgern wie z-B. Madison Metals suchen. Sowohl Wasserstoff als auch Uran bleiben im Fokus der weltweiten Energiewende.
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