Weekend Call! – Mit Trendthema Wasserstoff, speziell ITM Power, Tesla, Novo Nordisk, Nestlé und Sony
Liebe Investoren,
diese Zahlen muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Als Folge der Corona-Pandemie haben die Regierungen rund um den Globus Konjunkturprogramme oder andere fiskalische Stimuli in Höhe von rund 11 Billionen Dollar beschlossen. Weitere 5 Billionen Dollar sind noch in der Pipeline. Um das mal ins Verhältnis zu setzen: Diese Stimuli entsprechen rund 17 % des weltweiten Bruttoinlandsproduktes, das derzeit rund 89,9 Billionen Dollar beträgt.
Das solche Dimension vielen Marktteilnehmern regelrecht Angst machen, versteht sich fast von selbst. Natürlich steht über allem die Frage, ob dieser Haufen Geld, der hier zur Bekämpfung der selbst gemachten globalen Rezeption eingesetzt werden soll, nicht nur die gewünschten Effekte bringt (was man bei einer ganzen Reihe von Ausgabeplänen durchaus bezweifeln darf), sondern wie das Geld am Ende wieder zurückbezahlt werden soll. Denn letztlich sind das alles Schulden, die irgendjemand irgendwann tilgen muss.
Genau das ist es letztlich, was die Börse immer noch anfällig macht für weitere Bären-Attacken. So auch in der zurückliegenden Börsenwoche. Die Zahlen, die in der Wochenbilanz dabei präsentiert werden, sind ohne jegliche Frage negativ. So verlor der DAX im Wochenverlauf fast 900 Punkte, während der S&P 500 gut 150 Zähler einbüßte. Klingt nicht nach viel, bedeutete aber trotzdem ein Abschlag von knapp 5 % Wochenverlauf. Beim DAX waren es fast 7 %.
Markttechnik im Blick
Entscheidend ist jetzt hier kurzfristig der Blick auf die jeweiligen 200-Tage-Linien. Am deutschen Markt musste der DAX zum Wochenende hin letztlich unterhalb dieses wichtigen Tendenzindikator schließen, während es dem amerikanischen S&P 500 immerhin gelang, oberhalb der 200-Tage-Linie ins Wochenende zu gehen. Indes:
Erst die kommende Woche wird hier klarstellen, wie belastbar die technischen Bewegungen der letzten Tage tatsächlich sind. Also in dem Sinn, ob es tatsächlich einen Bruch nach unten oder eine Bestätigung als Unterstützung gibt.
Trotz dieser charttechnisch durchaus heiklen Situation bleibt es aber bei unserer generellen Einschätzung, dass die Märkte tendenziell nach oben wollen. Denn am Marktumfeld hat sich letztlich ja nichts Wesentliches geändert. Der kleine Ausverkauf der zurückliegenden Woche war sicherlich erneut initiiert durch Sorgen, dass es zu einer zweiten Welle kommen könnte, insbesondere in den USA. Andererseits hatte dort die US-Notenbank gewarnt, dass man weiterhin große Belastungen durch Corona für die amerikanische Wirtschaft und den Arbeitsmarkt befürchtet. So rechnet die Fed mit einem Rückgang des BIP in diesem Jahr um 6,5 %. Allerdings:
Grundstory bleibt bestehen
Eigentlich hat die Fed die Antwort darauf gegeben, warum der Aktienmarkt mehr Chancen als Risiken bereithält. Denn im kommenden Jahr rechnet die Notenbank wieder mit einem BIP-Wachstum um 5 %. Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr 9,3 % betragen und im kommenden Jahr auf 6,5 % sinken. Auch die Inflation soll bis 2022 weiterhin unterhalb des Fed-Ziels von 2 % liegen. Wir erinnern uns: Die Börse handelt nicht das Jetzt, sondern das, was kommen wird. Selbst die derzeit sehr pessimistisch daher kommende Fed-Prognose meint ja, dass es spätestens im kommenden Jahr wieder deutlich besser wird. Und das sollten auch die Aktienkurse einpreisen.
Insofern könnte der Rücksetzer der vergangenen Woche so etwas wie das letzte Aufbäumen der Bären gewesen sein. Viel wichtiger ist uns allerdings noch einmal die Feststellung, dass jede Aufwärtsbewegung, Rally oder Hausse immer Phasen der Abkühlung braucht, um das technische Bild sauber zu halten und den Nachzüglern auf der Investorenseite Gelegenheit zu geben, doch noch Einstiegspunkte zu finden.
Und hier erinnern wir uns an die bisherigen Umfrageergebnisse, dass viele institutionelle Investoren immer noch an der Seitenlinie stehen und auf den richtigen Moment warten. Und das wäre aktuell solch eine Gelegenheit, selbst unter der Maßgabe, dass bspw. der DAX noch einmal seine Unterstützungszone im Bereich von 11.400/11.500 Punkten testen könnte. All das wäre allerdings nichts weiter als ein nötiges technisches Ausatmen.
Zwischenfazit: Lassen Sie sich nicht von den teilweise hektischen Schlagzeilen verunsichern. Die Chancen im Markt überwiegen nach wie vor die Risiken. Jeder Rücksetzer wird das technische Bild nur grundsätzlich bestätigen und noch mal Gelegenheit zum Nachfassen geben. Unsere Zielgröße für den momentanen Aufschwung bleibt bei den alten Hochs, die im DAX bekanntlich bei rund 13.790 Punkten liegen. Dabei ist es nicht schlimm, zwischendurch auch mal den einen oder anderen Gewinn mitzunehmen. Auch sollten bei entsprechend hohen Buchgewinnen die Absicherungen nicht vergessen werden. Unter dem Strich bleibt aber unsere Einschätzung, dass die Erholungsrally noch längst nicht vorbei ist.
Ein Blick auf einzelne Unternehmen, die in der Woche für Schlagzeilen sorgen:
ITM Power & Co. – Wasserstoff bleibt Trendthema
In der zurückliegenden Woche gab es vor allem ein Thema, dass die Börsianer umtrieb – Wasserstoff. Kein Wunder, kündigte doch unter anderem die Bundesregierung an, dass im neu aufgelegten Konjunkturprogramm rund 9 Milliarden Euro für dieses spezielle Energie-Thema reserviert werden sollen.
Das hatte schon im Vorfeld die entsprechenden Aktien wie beispielsweise ITM Power, Ballard Power, Nel ASA oder Powercell nach oben getrieben. Allerdings in eine deutliche Übertreibung hinein, die nun vom Markt erst einmal kurzfristig einkassiert wurde. Das konnte man insbesondere an der britischen ITM Power sehen, die in der Spitze knapp 25 % korrigierte. Anlass dafür bot die Vorlage des jüngsten Geschäftsberichtes. Allerdings: Die Belastungen, die auch aus der Corona-Krise erwachsen, scheinen hier überschaubar.
Mit einem EBITDA von Minus 17,5 Millionen britischen Pfund (ca. 19,5 Mio. Euro) gegenüber einem Verlust 2019 beim EBITDA bei 7,5 Millionen britischen Pfund ist ITM da in bester Gesellschaft mit allen anderen. Wichtig ist hier nur der Auftragsbestand i.H.v. 52,4 Millionen britischen Pfund (58,8 Millionen Euro) und die positive Prognose vor dem Hintergrund der neuen politischen Rückenwinde in Sachen Wasserstoff.
Doch trifft auf ITM Power das gleiche zu wie für alle anderen Wasserstoff-Aktien: Das Thema ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Denn es müssen hier noch wesentliche Grundsatzfragen geklärt werden, so unter anderem Fragen nach der allgemeinen Betriebssicherheit, den Anwendungsmöglichkeiten sowohl im Mobilitätssektor als auch industriellen Bereich. Und der Erfolg steht und fällt natürlich auch mit der Frage nach einem entsprechenden Tankstellen-Netz. Insofern ist Wasserstoff ein generelles Trendthema, dass man be- und beobachten muss. Über die angesprochenen breitgestreuten Anfangspositionen hinaus würden wir allerdings noch keine weiteren Investments empfehlen.
Zum Thema auch unsere aktuelle Podcast-Folge:
Tesla erstmals vierstellig
Was für eine Woche für Tesla! Das erste Mal in seiner Geschichte notierte der E-Auto-Pionier oberhalb von 1.000 Euro je Aktie. Das konnte zwar angesichts der Gewinnmitnahmen am Donnerstag und Freitag nicht gehalten werden. Was allerdings nichts an der generellen Einschätzung ändert. Denn Tesla ist inzwischen weit mehr als nur ein Autohersteller. Das Unternehmen ist auch Softwarefirma, Chiphersteller, Versorger und engagiert sich in erneuerbaren Energien. Hier die sprichwörtlichen Automaßstäbe bei der Bewertung anzusetzen, ist vollkommen fehl am Platz.
Wir haben in dieser Hinsicht in dieser Woche schon einmal eine Rechnung aufgemacht! Zitat bezüglich der erwartbaren Umsatzzahlen: 60 Milliarden Dollar für Model Y weltweit, 25 Milliarden Dollar für Model S, X, und 3, weitere 25 Milliarden Dollar für den Cyber-Truck sowie 16 Milliarden Dollar für Shanghai Model 3 = 136 Milliarden Dollar Gesamtumsatz per 2022.
Im Fazit heißt das, dass auch die Aktie im Verhältnis zum Umsatz entsprechenden Spielraum hat. Deshalb hatten wir hier an dieser Stelle auch unser bisheriges Ziel von 1.500 auf 2.000 Dollar per 2022 angehoben. Letztlich wird niemand an Tesla vorbeikommen, der sich mit entsprechenden Zukunftsthemen auseinandersetzen will.
Novo Nordisk auf Einkaufstour
Ein gänzlich anderes Thema. Denn Krisen wie die aktuelle stoßen auch immer besondere Branchenkonsolidierungen an. D.h. letztlich, dass hier durch die entsprechenden Bewertungsabschläge Kaufgelegenheiten entstehen, mitunter auch Notwendigkeiten. Andererseits denken natürlich Unternehmen auch darüber nach, wie sie ihre eigene Firmenstruktur unter Krisenbedingungen noch einmal stärker anpassen können. Zwei Beispiele dafür:
Der dänische Insulin-Spezialist Novo Nordisk nutzt die Gelegenheit, um sich in seinem Portfolio weiter zu verstärken. Dafür will man die amerikanische Corvidia Therapeutics übernehmen. In einem ersten Schritt kostet das rund 725 Millionen Dollar. Insgesamt könnte der Kaufpreis bis zu 2,1 Milliarden Dollar betragen. Mit der Neuerwerbung würde Novo Nordisk insbesondere den Bereich Herz- und Nierenerkrankungen vorantreiben. Corvida hat ein Medikament in der Phase 2 der klinischen Tests, mit dem durch Antikörper das Risiko von Herzinfarkten verringert werden soll.
Novo Nordisk gilt aufgrund seiner Ausrichtung als recht defensiver Wert. Doch gerade das könnte die Aktie weiter beflügeln. Hier sollten Anleger insbesondere auf das bisherige Top bei 450 Kronen achten. Dieses Niveau wurde inzwischen schon pi mal Daumen dreimal getestet. Ein vierter Anlauf dürfte wohl Klarheit bringen, ob hier tatsächlich mehr Potenzial in der Aktie steckt. Käufe sind aktuell also nicht angezeigt, bei einem Ausbruch nach oben aber dringend zu empfehlen.
Nestlé prüft Optionen für Wasser-Geschäft
Und noch ein Thema im Bereich Übernahmen und Akquisitionen treibt die Börse um, wenngleich von anderer Seite her. Denn der Schweizer Lebensmittel-Gigant Nestlé möchte sich noch stärker in den Bereich Lifestyle- und Wellness-Produkte verstärken. So hat man sich gerade an der Firma Vital Proteins in den USA beteiligt. Hierbei geht es um Nahrungsergänzungsmittel, Getränke und Nahrungsmittelprodukte. Gleichzeitig prüft Nestlé die Zukunft des Nordamerika-Geschäftes für seine Sparte Nestlé Waters Nordamerika. Dort vertreibt die Sparte neben den internationalen Marken auch regionale Wassermarken. Diese sowie ein Lieferservice sollen nun auf dem Prüfstand stehen.
Das ganze würde natürlich exakt zu der schon vorgegebenen Strategie passen, sich aus konventionellen Lebensmittel-Themen eher zurückzuziehen und dafür Aktivitäten im Bereich Smart- / Functional Food auszubauen.
Ein Kauf kommt in der Aktie von Nestlé derzeit noch nicht infrage. Aber man sollte den Wert sicherlich auf seine Wunschliste setzen, denn er läuft in die Spitze eines charttechnischen Dreiecks hinein. Bei einem Ausbruch nach oben könnte natürlich das entsprechende Momentum sehr attraktiv werden.
Sony präsentiert die Playstation 5
Und noch ein Blick nach Asien. Denn in der Nacht zu Freitag enthüllte der japanische Technologiekonzern Sony das Design seiner neuen Playstation 5. Geplant ist, dass die neue Konsole zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommt. Sony ist dabei sicherlich quasi zum Erfolg verdammt. Schließlich befinden sich die drei Vorgängermodelle in den Top 5 der meistverkauften Spiele-Konsolen der Welt. Technisches Detail: Sony bietet dabei erstmals eine Version ohne Disc-Laufwerk an. D.h. hier können Nutzer nur Downloads von Spielen vornehmen. Damit springt Sony natürlich auf den Zug des Online-Gaming (wie zuvor auch Konkurrent Microsoft Amazon). Es dürfte recht spannend werden, welche Version der Playstation 5 sich am Ende bei den Konsumenten besonders durchsetzt.
Die Aktie von Sony musste am Freitag einen Rückschlag hinnehmen, was allerdings wohl eher dem Gesamtmarkt geschuldet war. Das würden wir jetzt nicht überbewerten, sondern hier durchaus noch weiteres Potenzial sehen, dass die Aktie sich weiter mindestens in Richtung ihres bisherigen Hochs bei rund 8.000 Yen bewegen kann. Hier ist sicherlich eine kleine Beimischung interessant.
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