Wirecard: Reißt dem Markt der Geduldsfaden?
Wie soll man jetzt diese Art von Informationspolitik bezeichnen? Ist das klug oder eher ungeschickt? Jedenfalls ist das, was Wirecard dieser Tage abliefert, wohl recht grenzwertig, wenn auch auf Basis der geltenden Vorschriften. Der Reihe nach:
In der vergangenen Woche hatte Wirecard bekanntlich die Präsentation des KPMG-Abschlussberichtes, die eigentlich von fast jedem Marktteilnehmer für den 22. April erwartet wurde, kurzfristig abgesagt. KPMG teilte mit, dass man noch verschiedene Datensätze einarbeiten müsse und damit erst am 27. April fertig sein dürfte. Entsprechend schaute am Montag natürlich der Markt besonders gespannt in Richtung des Zahlungsdienstleisters.
Flash-Crash
Und das mit hoher Nervosität. Zwar hatte Wirecard selbst schon im Vorfeld erklärt, dass KPMG keine Belege dafür gefunden hätte, dass der DAX-Konzern in seinen Bilanzen getrickst hätte. Entsprechend wurde auch geäußert, dass die Jahresabschlüsse 2016-2018 nicht korrigiert werden müssten. Dennoch gab und gibt es immer noch viele Zweifler und das zeigte sich am Montag auch in dem schon bekannten Flash-Crash, der die Aktie zeitweise auf 116 Euro fallen ließ (entstand dann wieder über 132 Euro).
Der Bericht ist da
Hinzu kam: Der Markt wartete am Montag vergeblich auf irgendwelche Äußerungen des Unternehmens. Das ist im besten Fall schlechte PR, vor allem, wenn man darum weiß, wie der Markt derzeit tickt. Dafür gab es jetzt am Dienstagmorgen eine Meldung. Wie Wirecard mitteilte, habe KPMG am Dienstag früh seinen Abschlussbericht dem Vorstand übergeben. Dieser soll nun so schnell wie möglich auf der Webseite publiziert werden (bislang aber noch nicht erfolgt). Jedenfalls sieht sich Wirecard wie zuvor beschrieben von den Vorwürfen der Bilanztrickserei entlastet.
Wirecard verschiebt Bilanz-PK
Nun folgt das große Aber, was der Aktie womöglich noch heftig wieder zu schaffen machen wird. Denn nun wird die Präsentation des Jahresabschlusses und die Bilanz-Pressekonferenz, die ursprünglich für den Donnerstag geplant waren, abgesagt und ohne bisher neuen Termin verschoben. Begründet wird dies jetzt mit nötigen Abstimmungen des Abschlussprüfers Ernst&Young, wann die Prüfungsarbeiten der Bilanz unter den gegebenen Umständen, insbesondere wegen Corona-bedingten Einschränkungen, zu Ende geführt werden können.
Wie wird die Aktie reagieren?
Das Problem bei Wirecard: Das sind zwar alles nachvollziehbare Begründungen, doch diese hätte man wohl auch schon in der vergangenen Woche absehen können. Aus unserer Sicht bemängeln wir hier ganz klar, dass die immer wieder beschworene Transparenz nicht nur in den Zahlen und Geschäften, sondern auch in der Kapitalmarktkommunikation wesentlich verbesserungsbedürftig ist. Denn was soll der Markt jetzt von dieser erneuten Verschiebung halten, wenn doch scheinbar alles klar und geklärt ist?
Letztlich öffnet man damit wieder die Tore für weitere negative Spekulationen, was aus unserer Sicht angesichts des eigentlich operativ starken Geschäftes nicht nötig wäre. Jedenfalls haben wir uns hier an dieser Stelle erst einmal entschieden, vorerst uns die ganze Sache von der Seitenlinie anzuschauen.
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