Zinswende beflügelt BioTech! Bayer, Pfizer, FendX, Evotec und MorphoSys auf dem fundamentalen Prüfstand
Der BioTech-Sektor – Der Auftakt lässt noch zu wünschen übrig
Der Jahresstart im Sektor Biotechnologie konnte bislang nicht begeistern. Seitwärts tendierende Kurse und ein weiteres Fragezeichen in der Refinanzierung. Aktuell gibt es zwar einen Fahrplan für 4 bis 6 Zinssenkungen der FED, dennoch hatte sich der österreichische Notenbankpräsident Robert Holzmann auf dem World Economic Forum für die EZB skeptisch gezeigt. Er sieht die europäische Notenbank derzeit noch nicht in der Pflicht, an der Zinsschraube zu drehen. Anders die EZB-Chefin Lagarde, sie hat das Statement des Österreichers sehr schnell wieder korrigiert, als die Kapitalmärkte abermals einen Abschlag einkassierten. Die Zinsphantasie ist also wieder da, aber sicher sind die Notenbankschritte offenbar noch nicht. Trotz aller Unwägbarkeiten, gibt es einige interessante Entwicklungen im volatilen Biotech-Sektor, die wir hier beleuchten wollen.
Bayer und Pfizer – Zwei Titanen im Abwärtsstrudel
Bei Bayer hat sich die Stimmung wieder merklich eingetrübt, denn hier belasten immer noch die laufenden Glyphosat-Klagen aus den USA. Bis auf 30,25 EUR fielen die Leverkusener im letzten Kalenderjahr zurück. Auch bei den Q3-Zahlen zeigte der Markt nur wenig Reaktionsfähigkeit nach oben. Im Gegenteil: Rückgehende Umsätze und hoher Kostendruck produzieren derzeit wahrlich keine gute Stimmung. Die Fundamentaldaten der Leverkusener befinden sich nun schon seit einigen Jahren auf dem absteigenden Ast. Folgerichtig sind seit dem Hoch bei rund 140 EUR im Jahr 2016 ganze 80 % der Bewertung verloren gegangen. Zudem verdoppelte sich die Konzernverschuldung im gleichen Zeitraum auf aktuell hohe 92 Mrd. EUR. Ein Wehrmutstropfen: Immerhin kann wegen der laufenden Erträge auf eine stabile Ausschüttung von über 6 % gesetzt werden.
Die Analysten auf der Plattform Refinitiv Eikon sind für die Leverkusener skeptisch, hier lassen sich nur 7 von 25 zu einer Kaufempfehlung hinreißen, immerhin mit einem Konsens-Kursziel von etwa 45 EUR. Das verspricht ein Potenzial von 36 % auf die nächsten 12 Monate. Charttechnisch würde bei Bayer erst mit Eroberung der 52 EUR-Marke die Ampel auf Grün schalten, mutige Investoren mit Weitblick sammeln aber im Bereich 32 bis 34 EUR schon mal ein paar Stücke ein.
Interessant ist auch die Situation beim US-Pharmagiganten Pfizer. 2023 war bestimmt nicht das Jahr des Arzneimittelriesen aus New York, denn während die Börse haussierte, verlor die Aktie über 40 % oder ganze 50 Mrd. USD an Marktkapitalisierung. Pfizer könnte nun zu alter Stärke zurückfinden, denn man wird im Bereich Adipositas-Medikamente gegen den Rivalen Novo Nordisk in die Offensive gehen. Der CEO Albert Bourla hat sich jüngst sogar zu der Aussage hinreißen lassen, Pfizer würde im Bereich Fettleibigkeit mit seinem Wirkstoff Danuglipron „All-In“ gehen. Die Pokermanier sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass trotz des Rückgangs bei Umsatz und Rentabilität im letzten Q3-Finanzbericht keine große Enttäuschung am Markt eingetreten ist. Der Grund könnte sein, dass das Unternehmen weiterhin profitabel ist und über eine sehr starke Bilanz verfügt. Mit 44 Mrd. USD an liquiden Mitteln und einer gelungenen Übernahme von Seagen für 43 Mrd. USD, erscheint die Marktkapitalisierung von 149 Mrd. USD derzeit auch nicht als zu hoch. Mit der Integration von Onkologie-Knowhow ist man nun auch in diesem Bereich oben dabei, neben anderen Blockbustern wie dem Impfstoff Comirnaty oder das Corona-Medikament Paxlovid, die in 2024 ein Revival erleben könnten. Das 2024e KGV ist nun auf 12,4 abgesackt und obendrauf gibt es eine Dividende von 5,8 %. Damit sind beide Unternehmen saus Bewertungssicht jetzt wieder interessant.
FendX Technologies – Mit guten Fortschritten ins neue Jahr
Immer kritischer stellt sich die Überlastung der Intensiv- und Notaufnahmestellen in deutschen Krankenhäusern dar. Sogar der Gesundheitsminister Lauterbach hat sich dem Thema schnell angenommen und einige Gesetzesvorlagen auf den Weg gebracht. Die Notaufnahmen sollen künftig in neuen Integrierten Notfallzentren für eine Gruppe von etwa 400.000 Einwohner aufgehen. Das kann die Einlieferungs-Frequenz bei akuten Beschwerden senken und mehr Ordnung in die Notfall-Versorgung bringen. Ziel dieser großangelegten Notfallreform soll es sein, dass Hilfesuchende bereits am Telefon oder vor Ort im Krankenhaus verstärkt in eine nahe Hausarzt-Praxis überwiesen werden und hier situationsgemäß Hilfe finden.
Sowohl Notaufnahmen als auch normale Behandlungsorte sowie öffentliche Einrichtungen bergen für Kranke noch weitere Risiken. Sie liegen in der Verkeimung der Stationen oder behördlichen Einrichtungen, da es aufgrund des flächendeckenden Fachkräftemangels weiterhin an Reinigungspersonal fehlt. Die bakterielle Belastung ist gerade in kalten und nassen Wintern wie jetzt unvermindert gegeben. Viele Menschen sind bereits mit Tüchern und Masken unterwegs, um Kontaktpunkte möglichst berührungsfrei hinter sich zu lassen. Das Aufsuchen einer öffentlichen Einrichtung gleicht einem Slalomlauf und beschert den Betroffenen schon beim Betreten der Gebäude ungute Gefühle. Zurecht, denn oft gibt es keine schnelle Möglichkeit, die Hände von Unreinheiten zu befreien, selbst der Taster der Desinfektionsflasche bereitet Unbehagen.
Das kanadische Nanotechnologie-Unternehmen FendX Technologies hat diese Themen bereits seit einiger Zeit im Fokus und entwickelt seine antiseptische Oberflächen-Beschichtungen immer weiter. Dabei hat das noch junge Unternehmen mit der McMaster University einen starken Forschungspartner an der Seite. In 2023 wurden so einige vielversprechende Technologien entwickelt. Sie befassen sich mit den Armaturen in hoch frequentierten Bereichen, sie sollen den Verunreinigungen durch Mikroben besser wiederstehen und eine Chance auf mehr biologische Sauberkeit haben. Öffentliche Einrichtungen und Krankenhäuser brauchen diese Applikationen, um dem Menschenansturm in der problematischen Winterzeit entgegentreten zu können. FendX hat Folien- als auch Sprühprodukte im Sinn, das Hauptprodukt namens REPELWRAP™ ist dabei ein hochwirksamer Film zum Zwecke der keimreduzierenden Oberflächenbeschichtung. Die Technologie adaptiert den aus der Natur nachgebildeten „Lotusblüten-Effekt“, welcher aufgrund seiner abweisenden Eigenschaften das Anhaften von Krankheitserregern verhindert.
Operativ läuft die kommerzielle Linie des Films REPELWRAP™ auch im Jahr 2024 erwartungsgemäß weiter. Nachdem der Industriepartner Dunmore International im letzten Jahr den Pilotproduktionslauf erfolgreich installiert hat, verlief auch der zweite Durchgang nach den Vorstellungen der Ingenieure und lieferte eine weitere Optimierung des Herstellungsprozesses. Die ScaleUp-Entwicklungsinitiativen zeigen bereits Wirkung, denn die chemischen Bestandteile der Nanobeschichtung können nun schon in einem kombinierten Durchgang und in wesentlich kürzerer Zeit auf die Folie aufgebracht werden. Wichtig ist auch der gelungene Transfer in die realen Umweltbedingungen der späteren Anwendungsfelder. Man darf gespannt sein, mit welcher Geschwindigkeit es nun weitergeht.
CEO Dr. Carolyn Myers, kommentiert: „Wir freuen uns über die Fortschritte, die wir bei der weiteren Optimierung des Herstellungsprozesses der Repelwrap-Folienformulierung machen, und sind zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, ein Produkt herzustellen, das die von uns angestrebten abweisenden Eigenschaften auf kosteneffiziente Weise erfüllt“, sagte Dr. Carolyn Myers, CEO von FendX.
Das an der kanadischen CSE und an deutschen Börsen notierte Unternehmen hatte zum Jahresende 2023 etwas konsolidiert und ist nun im Bereich 0,16 bis 0,19 CAD handelbar. Immer noch befinden sich mehr als 50 % der Aktien in den Portfolios der Gründer und Erstaktionäre. Die Gründeraktien unterliegen noch für eine längere Zeit dem vereinbarten Lock-Up, damit ist das umgehende Material noch recht knapp. Wer sich jetzt mutig positioniert, investiert in ein zeitgemäßes Geschäftsmodell mit einem herausragenden langfristigen Potenzial.
MorphoSys und Evotec – Erratische Bewegungen
Das war´s dann wohl. Lange hatte die Investmentgemeinde an der MorphoSys-Aktie gezweifelt, angelsächsische Hedgefonds verkauften die Aktie sogar massiv leer. Dann kam es zur ASH-Konferenz im Dezember in den USA. Mit den ersten Indikationen gab es einige Experten, welche die Wirkungsweise des Medikaments gegen die Myelofibrose-Symptome schnell abmoderierten. Dann kamen auch noch Zweifel auf, ob die Zulassung überhaupt erfolgt und ob das Mittel anschließend ein Erfolg werden kann. Die Aktie fiel wie ein Stein auf 15 EUR durch, diese Einschätzung wurde jedoch binnen Stunden von den überzeugten MorphoSys-Fans revidiert. Denn mit einem glatten 175 % Anstieg auf 41 EUR in nur 30 Handelstagen wanderte das abermalige Ausverkaufstief schnell wieder in die Geschichtsbücher. Einige Analysehäuser erwarten nun eine Zulassung des Krebsmittels Pelabresib schon im Jahr 2025. Die Umsätze schnellten nach oben, nun beträgt die Marktkapitalisierung wieder erstaunliche 1,35 Mrd. EUR. So machen BioTech-Titel wieder Spaß!
Ganz anders ist die Stimmung im Hause Evotec. Nach dem überraschenden Rücktritt des bisherigen Vorstandschefs Werner Lanthaler tritt es den Aktienkurs der Hamburger schwer. Vorläufig hat nun der Aufsichtsrat Mario Polywka zwar die CEO-Position übernommen, die Suche nach einem neuen CEO läuft aber auf Hochtouren. Neuigkeiten gibt es indes aus dem Kooperationsbereich. Evotec schließt sich einer amerikanischen Stiftung an, die sich auf die Erforschung von entzündlichen Darmerkrankungen konzentriert hat. Momentan scheint der Kurs aber eher die dubiosen Tradinggeschäfte des ausgeschiedenen CEOs Lanthaler abzubilden. Das Manager Magazin berichtete kürzlich über weitere Einzelheiten zu den Kauf- und Verkaufsgeschäften des langjährigen Vorstandsvorsitzenden. Den Recherchen zur Folge informierte Evotec erst Anfang 2024 über Aktiengeschäfte zurückreichend bis in das Jahr 2021. Nach den bestehenden Insider-Vorschriften müssen solche Transaktionen innerhalb weniger Tage über das Unternehmen per AdHoc veröffentlicht werden. Die Unstimmigkeiten wurden von Evotec selbst in einer Routineüberprüfung aufgedeckt, das Eingeständnis gleicht nun einer Selbstanzeige bei der BaFin. Mit gängiger Rechtsprechung hat das erhebliche Konsequenzen, dumm ist auch, dass just im 2021 ein Listing an der US-Nasdaq durchgeführt wurde. Hier sind die Reglements noch strenger. Der Kurs dürfte daher solange im Sinkflug bleiben bis die Sachlage geklärt ist, erst dann werden sich die freien Aktionäre wieder dem operativen Geschehen widmen. Sieht man die 200-Tage-Linie bei 19,50 EUR als technischen „Rebreaker“ an, so muss die Aktie erstmal stramme 35% zulegen. Aktuell eher schwer vorstellbar!
FAZIT
Der Nasdaq-Biotechnologie-Index legte zum Jahresende eine sagenhafte Rally von Plus 20% an den Tag und landete für das Bio-Katstrophenjahr 2023 sogar leicht im Plus. Getragen von Zinshoffnung und guten Ausblicken auf das kommende Jahr nahmen Investoren den Sektor ab Oktober wieder in ihre Portfolios auf. Noch gilt diese Aussage nicht für Pfizer und Bayer, beide Blockbuster-Unternehmen befinden sich weiterhin in einer breiten Konsolidierung. Sehr positiv überraschen konnte MorphoSys, bei Evotec gibt es anscheinend einige Ungereimtheiten im Aktienbuch. Mit guten Meldungen startet Fend X Technologies in das Jahr, hier dürften noch einige Überraschungen lauern. Risikobewusste Anleger im riskanten Biotech-Sektor streuen ihre Investitionen auf mehrere Titel, um die bestehenden Einzelwertrisiken zu senken.
Anzeige
Nvidia-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nvidia-Analyse vom 3. Dezember liefert die Antwort:
Die neusten Nvidia-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 3. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Nvidia: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...