Zöllner gegen Zentralbanker: Der globale Wirtschaftskrimi
Handelsspannungen und Zinspolitik bringen die Weltwirtschaft an einen kritischen Punkt. Droht eine neue Ära der Fragmentierung?

- Fed warnt vor Inflation durch US-Zollpolitik
- WTO senkt Prognose für globalen Warenhandel drastisch
- Neue Sanktionen gegen iranische Ölexporte treffen China
- Märkte zeigen erste Anzeichen von Instabilität
Am 16. April 2025 steht die Weltwirtschaft an einem gefährlichen Scheideweg. Die aggressive Zollpolitik der Trump-Administration kollidiert mit den Bemühungen der Zentralbanken, die wirtschaftliche Stabilität zu wahren. „Die Daten deuten darauf hin, dass sich das Wachstum im ersten Quartal gegenüber dem soliden Tempo des Vorjahres verlangsamt hat", warnte Fed-Chef Jerome Powell gestern bei einem Auftritt in Chicago.
Zoll-Tsunami trifft auf Notenbankruhe
Die neue Zollordnung der USA – von Powell als „Schock, den wir gerade erleben" bezeichnet – hat die Finanzmärkte erschüttert. Besonders bemerkenswert: Aktien- und Anleihekurse fielen gleichzeitig, während der Dollar an Wert verlor – eine ungewöhnliche Kombination, die auf eine Flucht aus US-Vermögenswerten hindeutet.
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Trotz dieser Turbulenzen lehnte Powell Interventionen der Notenbank zur Beruhigung der Märkte ab: „Märkte funktionieren so, wie sie sollten – sie sind ordnungsgemäß und arbeiten genau wie erwartet", erklärte er und fügte hinzu, dass die derzeitigen Verwerfungen auf Hedgefonds zurückzuführen seien, die ihre Schulden reduzieren.
Die Welthandelsorganisation (WTO) hat ihre Prognose für den globalen Warenhandel dramatisch gesenkt – von einem erwarteten Wachstum von 3,0% auf einen Rückgang von 0,2%. WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala zeigte sich „sehr besorgt" über diese Entwicklung und warnte: „Wenn wir eine Kontraktion im Warenhandel haben, besteht die Sorge vor Übertragungseffekten auf das breite BIP-Wachstum."
Inflationsgefahren durch Handelsbarrieren
Powell betonte, dass Zölle „höchstwahrscheinlich zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation verursachen" werden. Die Herausforderung für die Fed: Sicherstellen, dass „ein einmaliger Preisanstieg nicht zu einem anhaltenden Inflationsproblem wird."
Diese Gratwanderung zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsförderung wird immer schwieriger. Trotz der Unsicherheiten hält die Fed derzeit an ihrem Leitzins von 4,25% bis 4,5% fest, wo er seit Dezember verharrt. Powell signalisierte, dass die Notenbank abwarten wolle, „um größere Klarheit zu gewinnen, bevor Anpassungen unserer geldpolitischen Haltung erwogen werden."
Fed-Gouverneur Christopher Waller deutete jedoch bereits an, dass bei einer signifikanten wirtschaftlichen Verlangsamung frühere und umfangreichere Zinssenkungen nötig sein könnten – selbst bei einem Inflationsanstieg.
Globale Handelssysteme vor dem Zerfall
Die größte Sorge der WTO-Chefin ist eine Entkopplung der Volkswirtschaften Chinas und der USA. Der Warenhandel zwischen den beiden Wirtschaftsmächten könnte um 81% einbrechen – eine Entwicklung, die weitreichende Konsequenzen haben könnte, „wenn sie zu einer breiteren Fragmentierung der Weltwirtschaft entlang geopolitischer Linien in zwei isolierte Blöcke beitragen würde."
In diesem Szenario könnte das globale BIP langfristig um 7% schrumpfen, was Okonjo-Iweala als „bedeutend und substanziell" beschrieb. Hector Torres, ehemaliger geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds, brachte die Situation auf den Punkt: „Die Reste eines beschädigten ‚regelbasierten‘ Handelssystems weichen einer launenhaften ‚deals-basierten‘ Unordnung."
Weltbank-Präsident Ajay Banga forderte Entwicklungsländer auf, ihre eigenen Zölle zu senken, da viele höhere Tarife als die Industrieländer aufrechterhielten. Er betonte die Bedeutung von Verhandlungen und Dialog: „Länder müssen sich um Verhandlungen und Dialog kümmern. Das wird in dieser Phase wirklich wichtig sein, und je schneller wir das tun, desto besser."
Sanktionskeule gegen chinesische Ölimporteure
Parallel zur Zollpolitik verschärft die Trump-Administration den Druck auf Iran. Das US-Finanzministerium verhängte gestern neue Sanktionen gegen Irans Ölexporte, darunter gegen eine chinesische unabhängige Raffinerie, die beschuldigt wird, iranisches Rohöl im Wert von mehr als 1 Milliarde Dollar gekauft zu haben.
China erkennt US-Sanktionen nicht an und ist der größte Importeur iranischen Öls. Beide Länder haben ein Handelssystem aufgebaut, das hauptsächlich chinesische Yuan und ein Netzwerk von Zwischenhändlern nutzt, um den Dollar und die Kontrolle durch US-Regulierungsbehörden zu umgehen.
„Jede Raffinerie, jedes Unternehmen oder jeder Makler, der iranisches Öl kauft oder den Ölhandel Irans erleichtert, setzt sich ernsthaften Risiken aus", warnte Finanzminister Scott Bessent.
Politische Spannungen im Inland
Die Spannungen rund um die Trump-Politik sind nicht nur auf internationaler Ebene spürbar. Auch im Inland sorgen die Wirtschafts- und Sozialpolitik für erhitzte Debatten. Bei Bürgerversammlungen der wenigen republikanischen Kongressabgeordneten, die noch persönliche Treffen in ihren Heimatstaaten abhalten, äußerten Wähler Bedenken über die Auswirkungen von Trumps Zöllen auf Landwirte und mögliche Kürzungen bei Sozialprogrammen.
In Georgia wurden bei einer von der republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene organisierten Veranstaltung drei Demonstranten verhaftet, darunter zwei, die von der Polizei mit Elektroschockpistolen überwältigt wurden. Greene wies Bedenken hinsichtlich Zöllen und Ausgabenkürzungen als Resultat einer „Gehirnwäsche durch die Medien" zurück.
Die Republikanische Partei debattiert derzeit, wie stark die Ausgaben gekürzt werden sollen, um die Kosten für die Verlängerung von Trumps Steuersenkungen von 2017 zu decken. Nach Einschätzung parteiloser Analysten könnten diese die nationale Verschuldung von 36,6 Billionen Dollar um mehr als 5 Billionen Dollar erhöhen.
Märkte funktionieren – aber wie lange noch?
Trotz der angespannten Lage betonen Zentralbankvertreter, dass die Finanzmärkte bisher widerstandsfähig bleiben. Carolyn Rogers, Senior Deputy Governor der Bank of Canada, stellte fest: „Wir haben keine Funktionsstörungen in den Märkten gesehen. Die Märkte haben das Geschehen ohne Verwerfungen absorbiert."
Sie warnte jedoch: „Unser Finanzsystem tritt in einer guten Position ein, in der Finanzinstitute gut kapitalisiert sind. Sie haben einen gewissen Spielraum, um diese Art von Volatilität zu absorbieren. Aber wir werden definitiv beobachten, ob kurzfristige Volatilität beginnt, die Stabilität zu beeinträchtigen."
Auch die UN-Handels- und Entwicklungsorganisation schloss sich den Warnungen an: Das globale Wirtschaftswachstum könnte sich auf 2,3% verlangsamen, da Handelsspannungen und Unsicherheit einen rezessiven Trend vorantreiben.
Zukunftsaussichten im Nebel der Unsicherheit
Die beispiellose Natur der jüngsten handelspolitischen Verschiebungen macht verlässliche Vorhersagen nahezu unmöglich. Die WTO betont, dass ihre Prognosen „mit größerer Vorsicht als üblich interpretiert werden sollten" und erwartet eine bescheidene Erholung von 2,5% im Jahr 2026.
Powell warnte vor voreiligen Schlüssen über die Ursachen der Marktturbulenzen: „Ich habe viel Erfahrung mit signifikanten Bewegungen, zum Beispiel am Anleihemarkt, wo es eine Narrative gibt, auf die sich die Leute einlassen, und dann schauen Sie zwei Monate später zurück und sagen: Das war völlig falsch."
Für die Weltwirtschaft bedeutet dies eine Phase erhöhter Wachsamkeit. Während die Zentralbanken versuchen, Preisstabilität und maximale Beschäftigung zu sichern, droht die Handelspolitik diese Ziele in einen Konflikt zu bringen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die globale Wirtschaft diesen Sturm unbeschadet überstehen kann – oder ob wir am Beginn einer neuen Ära der wirtschaftlichen Fragmentierung stehen.
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