Zwischen Pandemie und Euphorie: Gold steigt, Silber rennt!
Schwächen beim Goldpreis nutzen Investoren inzwischen konsequent zum Nachkaufen. Die Unzennotiz steht wieder über 1.800 US-Dollar, doch wie nachhaltig ist dieser Anstieg? Charttechniker melden Zweifel an. Bei Silber geht es traditionell schneller. Das Anlegerinteresse ist groß, das Edelmetall notiert auf dem höchsten Stand seit 10 Monaten.
Silber rennt und rennt!
19,09 US-Dollar müssen am Montagmorgen für eine Unze Silber auf den Tisch gelegt werden. Damit steht der „kleine Bruder“ vom Gold auf dem höchsten Stand seit zehn Monaten. Ein Ende dieser Bewegung ist nicht abzusehen, denn das Anlegerinteresse ist groß. So meldet Bloomberg allein für den vergangenen Freitag ETF-Zuflüsse in Höhe von 300 Tonnen. Seit Monatsbeginn sind es somit schon wieder über 1.100 Tonnen. Und auch der Blick nach Vancouver und Perth, die Explorer-Hauptstädte dieser Welt, bestätigt den Trend: Immer mehr Silber-Firmen können Aktienplatzierungen erfolgreich umsetzen und die Bohrer in diesem Sommer hochfahren!
Die Welt im Gaga-Modus
Der Goldpreis ist für den Rohstoffmarkt natürlich wichtiger als Silber. Und ein guter Indikator für die Entwicklung der Pandemie. Die USA melden gerade täglich neue Rekord-Infektionszahlen und dürfen sich auf tödliche Wochen einstellen. Denn wie das Frühjahr in Europa zeigte: Die Zahl der Toten steigt erst mit drei bis sechs Wochen nach neuen Infektionswellen. Da dürfte es doch nur ein Zufall sein, dass Disney World ausgerechnet an diesem Wochenende die Tore wieder öffnete, während Florida mit mehr als 15.000 einen neue Tagesrekord an Neu-Infizierten meldete. Als der Freizeitpark im Frühling schloss, gab es im Sunshine State gerade einmal 60 Neuinfektionen pro Tag. Die Welt im Gaga-Modus!
Schwäche wird zum Kauf genutzt
Der Goldmarkt ist dagegen das Gegenteil von Gaga. Immer weiter steigende Schulden; Banken, auf die massive Kreditausfälle zukommen, und völlig losgelöste Notenbanker versprechen einen heißen Herbst. Nicht nur deshalb setzen immer mehr Investoren auf das Metall, die Notiz stieg wieder über die Marke von 1.800 US-Dollar. Kurze Schwächephasen scheinen also lediglich neue Käufer anzuziehen. Gold hat dieses Jahr in allen wichtigen Währungen ein neues Allzeithoch markiert – mit Ausnahme des US-Dollar.
Charttechniker rechnen mit kurzfristigen Verlusten
Viele Chartisten rechnen damit, dass spätestens im Herbst auch beim Greenback ein neuer Goldpreis zu Buche stehen wird. Kurzfristig sind die Techniker aber skeptischer als viele Anleger. Manche rechnen mit einem starken Rückgang im Juli und August, der den Preis bis auf 1.700 zurückbringen könnte. Dann wäre auch endlich die Euphorie aus dem Markt. Allerdings gibt es bei unseren Charttechnikern immer ein „Aber“: Wenn Gold die 1.845 US-Dollar je Unze kurzfristig knacken kann, dann kann das Rekordhoch aus 2011 auch schon im Laufe des Sommers fallen, heißt es da.
Nichts ist in Stein gemeißelt!
Zum Abschluss unseres wöchentlichen Edelmetall-Berichts noch ein Hinweis auf den Dollar. Der profitiert ja stets von seinem Status als sicherer Hafen. Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank warnt heute davor, die Augen nicht vor der Wahrheit zu verschließen. Denn wenn sich selbst Donald Trump mit Maske in der Öffentlichkeit zeigt, so der Devisenspezialist, dann ist auch ein zweiter Lockdown in den USA möglich. Und dann darf man sich schon fragen, ob der Dollar wirklich ein sicherer Hafen ist. Senken die Investoren den Daumen, dürfte Gold einen zusätzlichen Schub erhalten.
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